Die Zahlen beeindrucken – weit mehr als die Hälfte des weltweiten Datenverkehrs ins Internet läuft heute über drahtlose Netze; unterwegs über Mobilfunk; daheim und im Büro über den schnurlosen Computerfunk WLAN. Der Trend ist ungebrochen, denn immer mehr Menschen surfen unterwegs im Web und übertragen dabei immer mehr Bits.
Kehrseite des Booms: Die Netzbetreiber kommen mit dem Technikausbau kaum nach. An stark frequentierten Orten wie Innenstädten, Bahnhöfen oder Stadien tröpfeln Videos, Musik oder Fotos selbst über die theoretisch extrem schnellen UMTS- und LTE-Mobilfunkverbindungen nur zäh in die Handys.
Die Länder mit dem schnellsten Internetzugang der Welt
Die Studie untersucht die durchschnittliche Geschwindigkeit der Internet-Datenübertragungsraten in verschiedenen Ländern im 3. Quartal 2014.
Gemessen wird die Datenübertragungsrate in Dateneinheiten (Mbit - Megabit) pro Zeiteinheit (s - Sekunde).
Quelle: Akamai/Statista.com
Auf Platz 10 liegt Singapur mit einer durchschnittlichen Datenübertragungsrate von 12,2 Mbit/s.
Von Asien nach Europa: Die Tschechen surfen mit 12,3 Mbit/s im Netz.
Eine Übertragungsgeschwindigkeit von 13,4 Mbit/s im Schnitt können die Letten nutzen.
In Irland ist der durchschnittliche Internetzugang 13,9 Mbit/s schnell.
Platz 6 belegen die Niederlande mit 14 Mbit/s.
Die Schweden können sich über 14,1 Mbit/s freuen.
In der Schweiz surft man mit 14,5 Mbit/s.
Zurück in den asiatischen Raum: Japaner bewegen sich im Netz mit durchschnittlich 15 Mbit/s.
In Hongkong ist der Internetanschluss 16,3 Mbit/s schnell.
Spitzenreiter im Ranking sind die Südkoreaner: Mit 25,3 Mbit/s ist die Datenübertragungsrate in Südkorea der unangefochtene Platz 1 im Ranking der Länder mit dem schnellsten Internetanschluss. Damit sind die Südkoreaner mehr als zweieinhalb mal so schnell im Netz unterwegs wie...
...die Deutschen. Hierzulande beträgt die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Internet-Anschlusses gerade einmal 8,7 Mbit/s. Macht Platz 31.
Als Ausweg wollen die Mobilfunker nun – neben ihren eigenen Frequenzen – zusätzlich diejenigen nutzen, in denen bisher WLAN-Router funken. Begehrlichkeiten weckt speziell das 5-Gigahertz-Band, das über wenige Hundert Meter Distanz große Datenmengen übertragen kann. Wird der Plan Realität, droht künftig auch daheim oder im Büro der Datenstau. Und so herrscht in der WLAN-Fraktion Alarmstimmung, wenn sich Hardwarehersteller und Diensteanbieter vom 18. bis 21. Mai in London zum WiFi Global Congress treffen.
UN-Behörde soll Lösung finden
Streitpunkt ist eine LAA genannte Technik, die das lizenzkostenfreie 5-Gigahertz-Band nutzen soll. Erarbeitet wird das Verfahren vom internationalen Normengremium 3GPP, in dem Mobilfunker, Hersteller und Behörden organisiert sind. Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom oder Vodafone sollen die Wellenlängen nutzen dürfen, um zahlenden Kunden schnellere Downloads anzubieten. „Der LTE-Funk arbeitet dreimal effizienter als normale WLAN-Technik, stört deren Übertragungen aber trotzdem nicht“, verspricht Matt Grob, Technikchef beim US-Chipriesen Qualcomm.
Die Internet-Anschlüsse der deutschen Haushalte
...besitzen einen Internet-Anschluss von 50 Megabit pro Sekunde und mehr.
Stand: Sommer 2014; Quelle: TÜV Rheinland
...besitzen einen Internet-Anschluss von 30 Megabit pro Sekunde und mehr.
...besitzen einen Internet-Anschluss von 16 Megabit pro Sekunde und mehr.
...besitzen einen Internet-Anschluss von 6 Megabit pro Sekunde und mehr.
...besitzen einen Internet-Anschluss von 2 Megabit pro Sekunde und mehr.
...besitzen einen Internet-Anschluss von 1 Megabit pro Sekunde und mehr.
Vertreter der konkurrierenden WLAN-Fraktion beruhigt das nicht. Selbst wenn die Übertragungstechniken nicht direkt kollidierten, reduzierten die zusätzlichen Mobilfunkdaten die nutzbare Netzkapazität für WLAN-Nutzer, warnen Anbieter wie AVM, der Berliner Produzent der bekannten Fritzbox-Router, oder die auf professionelle WLAN-Technik spezialisierte Lancom aus Würselen bei Aachen. „Wenn sich der Mobilfunk bei fünf Gigahertz breitmacht, droht uns auch dort Zähfluss, wie jetzt schon in den überlasteten 2,4-Gigahertz-WLAN-Netzen“, befürchtet etwa Lancom-Chef Ralf Koenzen. Auf diesen schon länger genutzten Frequenzen funken inzwischen gerade in Städten so viele Router, dass Störungen eher die Regel als die Ausnahme sind.
Große Chancen, die digitale Landnahme der Mobilfunker zu verhindern, hat die WLAN-Fraktion nicht. Die 2,4- und 5-Gigahertz-Frequenzen stehen allen Nutzern offen. Auch die Zentralverriegelungen vieler Autos, Bluetooth oder TV-Fernsteuerungen nutzen diese Teile des Spektrums. Lancom-Mann Koenzen fordert daher: „Um Konflikte künftig zu vermeiden, baucht WLAN eigene, exklusiv nutzbare Frequenzen.“
Der Wunsch könnte in Erfüllung gehen. Im November verhandelt die Internationale Fernmeldeunion ITU, eine UN-Organisation, in Genf über eine Neuverteilung von Funkspektrum. Dabei steht WLAN explizit auf der Agenda. Geeignete Frequenzen hat das UN-Gremium schon ausfindig gemacht. Nicht alle davon seien aber derzeit frei, warnen die ITU-Experten.
Gut möglich also, dass die Lösung des Konflikts zwischen WLAN und Mobilfunkern am Ende an anderer Stelle neuen Krach nach sich zieht.