WLAN gegen LTE Der Kampf um die schnellste Internetverbindung

Die Mobilfunkfrequenzen können dem Boom bei Smartphones und Co. nicht mehr standhalten. Deshalb droht nun zu Hause und im Büro der Datenstau: Mobilfunkanbieter strecken die Hände nach den WLAN-Frequenzen aus.

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LTE und Co. gegen WLAN Quelle: imago, Montage

Die Zahlen beeindrucken – weit mehr als die Hälfte des weltweiten Datenverkehrs ins Internet läuft heute über drahtlose Netze; unterwegs über Mobilfunk; daheim und im Büro über den schnurlosen Computerfunk WLAN. Der Trend ist ungebrochen, denn immer mehr Menschen surfen unterwegs im Web und übertragen dabei immer mehr Bits.

Kehrseite des Booms: Die Netzbetreiber kommen mit dem Technikausbau kaum nach. An stark frequentierten Orten wie Innenstädten, Bahnhöfen oder Stadien tröpfeln Videos, Musik oder Fotos selbst über die theoretisch extrem schnellen UMTS- und LTE-Mobilfunkverbindungen nur zäh in die Handys.

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Als Ausweg wollen die Mobilfunker nun – neben ihren eigenen Frequenzen – zusätzlich diejenigen nutzen, in denen bisher WLAN-Router funken. Begehrlichkeiten weckt speziell das 5-Gigahertz-Band, das über wenige Hundert Meter Distanz große Datenmengen übertragen kann. Wird der Plan Realität, droht künftig auch daheim oder im Büro der Datenstau. Und so herrscht in der WLAN-Fraktion Alarmstimmung, wenn sich Hardwarehersteller und Diensteanbieter vom 18. bis 21. Mai in London zum WiFi Global Congress treffen.

UN-Behörde soll Lösung finden

Streitpunkt ist eine LAA genannte Technik, die das lizenzkostenfreie 5-Gigahertz-Band nutzen soll. Erarbeitet wird das Verfahren vom internationalen Normengremium 3GPP, in dem Mobilfunker, Hersteller und Behörden organisiert sind. Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom oder Vodafone sollen die Wellenlängen nutzen dürfen, um zahlenden Kunden schnellere Downloads anzubieten. „Der LTE-Funk arbeitet dreimal effizienter als normale WLAN-Technik, stört deren Übertragungen aber trotzdem nicht“, verspricht Matt Grob, Technikchef beim US-Chipriesen Qualcomm.

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Vertreter der konkurrierenden WLAN-Fraktion beruhigt das nicht. Selbst wenn die Übertragungstechniken nicht direkt kollidierten, reduzierten die zusätzlichen Mobilfunkdaten die nutzbare Netzkapazität für WLAN-Nutzer, warnen Anbieter wie AVM, der Berliner Produzent der bekannten Fritzbox-Router, oder die auf professionelle WLAN-Technik spezialisierte Lancom aus Würselen bei Aachen. „Wenn sich der Mobilfunk bei fünf Gigahertz breitmacht, droht uns auch dort Zähfluss, wie jetzt schon in den überlasteten 2,4-Gigahertz-WLAN-Netzen“, befürchtet etwa Lancom-Chef Ralf Koenzen. Auf diesen schon länger genutzten Frequenzen funken inzwischen gerade in Städten so viele Router, dass Störungen eher die Regel als die Ausnahme sind.

Große Chancen, die digitale Landnahme der Mobilfunker zu verhindern, hat die WLAN-Fraktion nicht. Die 2,4- und 5-Gigahertz-Frequenzen stehen allen Nutzern offen. Auch die Zentralverriegelungen vieler Autos, Bluetooth oder TV-Fernsteuerungen nutzen diese Teile des Spektrums. Lancom-Mann Koenzen fordert daher: „Um Konflikte künftig zu vermeiden, baucht WLAN eigene, exklusiv nutzbare Frequenzen.“

Der Wunsch könnte in Erfüllung gehen. Im November verhandelt die Internationale Fernmeldeunion ITU, eine UN-Organisation, in Genf über eine Neuverteilung von Funkspektrum. Dabei steht WLAN explizit auf der Agenda. Geeignete Frequenzen hat das UN-Gremium schon ausfindig gemacht. Nicht alle davon seien aber derzeit frei, warnen die ITU-Experten.

Gut möglich also, dass die Lösung des Konflikts zwischen WLAN und Mobilfunkern am Ende an anderer Stelle neuen Krach nach sich zieht.

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