Wettbewerb Die Finalisten des Innovationspreises

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Tesat-Spacecom

Fünf Stunden nachdem Mitte März der Tsunami die japanische Küste verwüstet, fliegt der Erdbeobachtungssatellit TerraSAR-X über das überschwemmte Gebiet und schießt Fotos. 36 Stunden nach dem Aufprall der Welle stellt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die ersten Satellitenbilder ins Internet. Sie dienen Rettungskräften dazu, Hausruinen zu finden und Straßen, über die sie dorthin gelangen.

Bald könnten Bilder aus dem All schon nach 24 Stunden bereitstehen, hofft Stefan Voigt, Koordinator des Zentrums für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR in Oberpfaffenhofen. Möglich macht das eine Innovation von Tesat-Spacecom, einem Hersteller von Satelliten-Kommunikationstechnik aus Backnang bei Stuttgart. Die Tochter des Raumfahrtkonzerns EADS hat eine Breitband-Datenübertragung für Satellitennetze und deren Verbindung zu Bodenstationen entwickelt, die mit bis zu zehn Gigabit pro Sekunde 100-mal schneller ist als der heutige Mikrowellenfunk.

Satellitenkommunikation per Laser-Datenfunk

Per Laserstrahl überträgt das sogenannte Laser Communication Terminal (LCT) – ein Gerät mit den Maßen eines Hotelzimmerkühlschranks – 600 Megabyte Daten pro Sekunde. „Satellitenbilder stehen damit schneller und in höherer Auflösung bereit“, sagt Erich Auer, der Technische Leiter bei Tesat-Spacecom. Im All begegnen sich Satelliten zum Teil mit bis zu 50 000 Stundenkilometern. Trotzdem sollen sich die Laserstrahlen der LCTs künftig minutenlang exakt treffen und eine Datenverbindung herstellen – mithilfe hochpräziser Elektromotoren, Spiegel und Lagerungen. Der Lichtstrahl wird dazu extrem gebündelt: „Wenn Sie den Laser in München aufstellen und nach Berlin richten, beleuchtet er dort nur den Kopf eines der Pferde der Quadriga auf dem Brandenburger Tor“, sagt Technik-Leiter Auer.

Seit mehr als drei Jahren testet Tesat-Spacecom den Laserfunk just auf TerraSAR-X, jenem Satelliten, der die Japan-Bilder schoss. Ab 2013 will die Europäische Weltraumorganisation Esa mit den LCTs ein Datennetzwerk im Orbit knüpfen, das über sehr hoch fliegende Satelliten ständigen Kontakt zu Bodenstationen schafft: Wenn ein tief fliegender Satellit keine direkte Verbindung zu Empfängern auf der Erde hat, nutzt er den Umweg über das Netzwerk. Und nicht nur Rettungskräfte werden schneller informiert.

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