Wettbewerb Die Finalisten des Innovationspreises

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Königsee Implantate Quelle: Robert Brembeck für WirtschaftsWoche

Für Handballer ist die Verletzung ein Albtraum: Greift der Abwehrspieler dem heranstürmenden Angreifer verbotenerweise in den wurfbereiten Arm, können im ungünstigsten Fall die Sehnen reißen, die den Oberarm mit der Schulter verbinden. Die Folgen der Verletzung an der sogenannten Rotatorenmanschette sind so schmerzhaft, dass anschließend fast jede Bewegung zur Tortur wird. „Das ist eine dramatische Verletzung“, sagt Frank Orschler, Geschäftsführer des auf medizinische Implantate spezialisierten Unternehmens Königsee im thüringischen Allendorf. Wird die Verletzung nicht behandelt, droht sogar die Versteifung des Schultergelenks.

Damit der Abriss besser heilt, hat Orschler zusammen mit Michael Geyer, dem Chirurgen der St. Vinzenz Klinik in Pfronten im Allgäu, eine Art Rettungsanker samt Operationstechnik für die Schulter entwickelt.

Diese Lasa-DR genannte Schraube dreht Chirurg Geyer vorsichtig in den Schulterknochen. Mit den daran befestigten Spezialfäden fixiert er die abgerissene hautartige Sehne auf dem glatten Knochen – ähnlich einer Briefmarke, die so aufgeklebt wird, dass die Ränder nicht abstehen. Durch die große Auflagefläche wächst sie innerhalb von sechs Wochen wieder am Knochen fest. Bei der bisherigen Methode befestigte der Chirurg die Sehne nur punktuell und damit weniger stabil. Die Patienten mussten daher häufig nachoperiert werden.

Neue Operationstechnik

Solche Operationen sind besonders schwierig, weil die Beweglichkeit von Schulter und Arm aus dem Zusammenwirken von fünf Gelenken und Nebengelenken rührt. Die aus vier Muskeln und Sehnen bestehende Rotatorenmanschette vervollständigt das Ganze.

Die Juroren des Deutschen Innovationspreises überzeugte die Entwicklung: „Königsee hat mit seiner Innovation einen Beitrag zur Medizintechnik erbracht, von dem jüngere wie ältere Menschen profitieren“, sagt Jurymitglied Hans-Peter Villis, Chef des Energieversorgers EnBW. „Die Bewegungsfreiheit der Patienten ist damit schneller wieder hergestellt.“

Eine weitere Besonderheit des neuen Verfahrens ist, dass die Schraube so bündig mit dem Knochen verschraubt werden kann, dass sie nicht übersteht und so die Heilung aufhalten könnte. Das verhindert auch, dass auf dem Knochen winzige Verwachsungsnarben entstehen, die später Schmerzen verursachen können. Zudem werden der Anker und der Faden bei der Operation so befestigt, dass die Sehne – ähnlich wie bei einem Kerzendocht – mit Nährstoffen versorgt werden kann.

Zurzeit entwickeln die Erfinder ihre Methode so weiter, dass die Schraube auch in einer Schlüsselloch-Operation eingesetzt werden kann. Die acht Zentimeter lange Narbe an der Schulter bliebe den Patienten dann erspart.

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