Trübe Aussichten Chinas Pläne für Solaranlagen

Viele kleinere Solaranlagen sollen die chinesische Wirtschaft bald mit sauberer Energie versorgen. Doch Experten zweifeln daran, dass sich die kleinen Dach-Anlagen rechnen.

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Solaranlage auf einem Dach in China: Bisher sind solche Anlagen dort die Ausnahme. Quelle: Reuters

Peking/Bangalore China setzt nun auch auf Solarstrom vom Dach. Kleinere Anlagen auf Fabriken oder Wohnhäusern zusätzlich zu den großen Sonnenparks in der Wüste sollen die chinesische Wirtschaft mit sauberer Energie versorgen. Doch Experten bezweifeln, ob die Pläne der Regierung aufgehen: Ohne höhere Subventionen dürfte es kaum gelingen, in diesem Jahr Dach-Anlagen wie angepeilt mit einer Leistung von insgesamt acht Gigawatt in Betrieb zu nehmen.

"Es ist zweifelhaft, ob sich solche Anlagen rechnen", sagte Wang Xiangfu, Chef des Solaranlagen-Herstellers Shunfeng Photovoltaic International aus Hongkong. "Das Ziel ist sehr schwierig zu erreichen, wenn der Staat nicht mehr tut."

Während in Deutschland Solaranlagen auf dem Dach ein gewohnter Anblick sind, sind sie in China eine Ausnahme: Bisher sind solche Anlagen mit einer Gesamtleistung von nur fünf Gigawatt am Netz. Deutlich weiter verbreitet sind Solarparks in der Wüste - mit ähnlichen Problemen, wie sie hierzulande Windkraftanlagen an der Küste haben: Es fehlt an Leitungen, die den Strom von den sonnenreichen Gebieten im Westen des Landes zu den großen Städten im Osten und Süden bringen.

Insgesamt strebt die Regierung in Peking in diesem Jahr an, Solaranlagen mit einer Leistung von 14,5 Gigawatt ans Netz zu nehmen - das entspricht fast der gesamten Stromerzeugung Finnlands.

China ist damit der mit Abstand größte Markt für Solarstrom in diesem Jahr, etwa jede dritte Anlage weltweit soll hier gebaut werden. Zum Vergleich: In ganz Europa dürften es in diesem Jahr Solarkraftwerke mit einer Leistung von sieben Gigawatt werden. Die drastischen Förderkürzungen für Solarstrom haben den deutschen Markt - einst weltweit führend - einbrechen lassen.


Branche hofft auf Wachstumsschub durch China

2013 wurden lediglich Solaranlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 3,3 Gigawatt auf Dächer und Felder geschraubt, 2012 waren es noch 7,9 Gigawatt gewesen. Für die Hersteller von Solarmodulen sind die ambitionierten Pläne in China daher ein willkommener Wachstumstreiber. So berichteten zuletzt Firmen wie JinkoSolar, Trina Solar, JA Solar oder Canadian Solar von besseren Geschäften und steigenden Aktienkursen.

Doch Experten verweisen auf die geringere Rendite der kleineren Solaranlagen auf dem Dach, die der Branche einen Rückschlag bereiten könnte. Derzeit erhalten die Betreiber von kleineren Solaranlagen eine Vergütung von 0,42 Yuan pro Kilowattstunde zusätzlich zum Strompreis, das sind etwa fünf Cent pro Kilowattstunde. Branchenvertreter errechnen daraus eine Rendite von weniger als zehn Prozent für Solaranlagen auf dem Dach, Solarparks in der Wüste kommen auf etwa zwölf Prozent, auch dank einer deutlich höheren Vergütung.

Noch magerer fällt die Rendite aus, wenn der Investor Miete für das Dach zahlen muss. Und so wollen die Hersteller der Anlagen sich auch ungeachtet der Vorgaben aus Peking auf die lukrativeren Parks konzentrieren: "Die Mehrzahl unserer Projekte in diesem Jahr ist in diesem Bereich", sagte eine Sprecherin des weltweit führenden Herstellers Yingli Green Energy.

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