iPad-Konkurrenz Amazon bereitet Angriff auf Apple vor

Apple schien bisher auf dem Markt für Tablet-PCs unangreifbar zu sein. Doch jetzt könnte nach Ansicht von Analysten erstmals ein ernsthafter Herausforderer für das iPad auf den Markt kommen - und zwar sehr bald.

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Marktführer unter Druck: Tablet iPad von Apple. Quelle: handelsblatt.com

Schon im Oktober könnte Amazon laut dem „Wall Street Journal“ beginnen, ein eigenes Tablet zu verkaufen. Sollte sich Amazon mit Apple anlegen, wäre das nach Ansicht von Analystin Sarah Rotman Epps vom Marktforschungsinstitut Forrester Research wie der Kampf Davids gegen Goliath. Für sie ist der Internethändler, der sich selbst nicht zu den Spekulationen äußert, mit seinem Produkt „der einzig glaubhafte iPad-Rivale auf dem Markt“.

Bisher sind nämlich alle Tablets chancenlos gegen Apples Übermacht. Und das obwohl der Kuchen, der zu verteilen ist, immer größer wird: Die Zahl der verkauften Tablets wird sich dieses Jahr laut Prognosen im Vergleich zu 2010 fast vervierfachen, auf 60 Millionen Stück. Drei von vier dieser Geräte werden demnach iPads von Apple sein.

Doch Amazon hat die Grundlagen für den Angriff auf Apple bereits gelegt. Im März 2011 eröffnete Amazon einen eigenen Online-Shop für Android Apps. Googles Betriebssystem wird wahrscheinlich Grundlage des Tablets werden. Kurz danach erschienen ein Web-Speicherdienst für Musik und ein Musikplayer für Android. Im April legte Amazon eine neue Android-Version der Lese-App Kindle für Android nach.

Die Erfolgschancen von Amazon sind der Forrester-Analystin zufolge stark abhängig vom Verkaufspreis. Die Erfahrungen von Hewlett-Packard (HP) unterstreichen ihre These: Das Touchpad des Konzerns avancierte plötzlich zum Verkaufsrenner, als HP es zu Billigstpreisen ausverkaufte. Das zeigt, dass etliche Menschen Interesse an einem solchen Produkt haben, aber nicht bereit sind, dafür zwischen 500 und gut 800 Dollar zu bezahlen, wie Apple sie verlangt.

Und hier liegt der Ansatzpunkt von Amazon: Sarah Rotman Epps prophezeit, das Unternehmen aus Seattle könne bei einem Preis von unter 300 Dollar noch im letzten Vierteljahr 2011 bis zu fünf Millionen Tablets verkaufen. Das wäre wohl nur mit Verlust möglich, aber Amazon könne sich das leisten und verfüge über eine starke Marke.

Der gewöhnlich gut informierte Technologieblog „Business Insider“ betont: „Amazon hat bereits bewiesen, dass es mehr als bereit ist, Hardware zumindest eine Zeit lang mit Verlust zu verkaufen. Und ein Tablet für unter 300 Dollar könnte genau die Verlockung sein, auf die die Konsumenten gewartet haben.“

Allianz mit Android-Herstellern als Weg zum Erfolg

Möglichkeiten der Gegenfinanzierung gibt es viele, von einem werbefinanzierten Tablet nach dem Vorbild der verbilligten, werbefinanzierten Version des Ebook-Readers Kindle in den USA bis zu Vorteilen bei Käufen bei Amazon über die Tablet-App wie grundsätzlich freie Lieferung. Ebooks aus Amazons Selbstverlag könnten mit einem Rabatt gegenüber iPad-Käufen ausgestattet werden und vieles mehr.

Dazu kommen die Umsätze aus Musik-, Buch- Video- und App-Verkäufen über integrierte Amazon-Store Apps. Ähnlich wie Apple mit iTunes hat Amazon zudem die Kreditkarteninformationen von Abermillionen Kunden in seinen Systemen. Kunden sind vertraut mit der Marke Amazon und schneller bereit sein, Käufe zu tätigen als bei anderen Online-Angeboten oder Apps.

Gelingt es dann noch die Nachfrage auch zu befriedigen (Apple hat beim iPad trotz seiner gewaltigen Marktmacht Lieferschwierigkeiten), sagt die Analystin einen Umbruch voraus, den Hersteller, die auf Googles Betriebssystem Android setzen, zusammen mit Amazon auslösen könnten: „In einem Jahr könnten wir eine ganze Palette von Amazon-Tablets verschiedener Hardware-Hersteller sehen.“

Eine ähnliche Entwicklung hat es übrigens schon bei Smartphones gegeben, wo Googles Android inzwischen mit großem Abstand das führende Betriebssystem ist. Allerdings hat Apple reagiert und den Preis des iPads deutlich schärfer kalkuliert als den des iPhones.

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