Autoindustrie Deutsche Autobauer verlieren bei Elektroautos an Boden

Im 125. Jahr des Automobilbaus boomt der Absatz der deutschen Autohersteller. Doch bei dem Zukunftsprojekt Elektromobil bleiben sie immer weiter hinter der Konkurrenz zurück.

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Der Elektro Smart Quelle: AP

Zum 125-jährigen Jubiläum steht die Automobilbranche am Scheideweg: Auf der einen Seite sammeln sich die Forschen, die mit Macht und gewaltigen Mitteln möglichst schnell möglichst viele stromgetriebene Gefährte jedweder Couleur in den Markt drücken. Auf der anderen Seite rüsten die Skeptiker auf, die möglichst lang aus dem Verbrennungsmotor herausholen wollen, was technisch und wirtschaftlich geht.

Fest steht: Je länger Autobauer beim Elektroauto zögern, desto mehr drohen sie gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen zu geraten. Das zeigt der Elektroauto-Index Evi (Electric Vehicle Index), den die Unternehmensberatung McKinsey exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellt. Die neueste Erhebung ist für die Autojubiläumsnation Deutschland wenig schmeichelhaft: Unangefochtene Spitzenreiter sind die USA und Frankreich. Dagegen hat Japan in den vergangenen Monaten Deutschland überholt und vom dritten auf den vierten Platz verdrängt. Rekordaufsteiger China ist Deutschland dicht auf den Fersen und belegt nun schon Platz 5. 

„Keine andere Volkswirtschaft hat bei der Elektromobilität so viel zu gewinnen, oder zu verlieren wie die deutsche“, meint Christian Malorny, Direktor und Autoexperte bei McKinsey. Der neue Evi zeige, dass „ein weiteres Land Deutschland überholt“. Das Ziel der Bundesregierung, Deutschland bis 2020 zu einem Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität zu machen, sei ernsthaft in Gefahr.

Innovation von Opoc-Motor

Wie steht die deutsche Automobilindustrie zu den bedrohlichen Zahlen? Matthias Wissmann, Präsident des Automobilverbandes VDA, spricht im WirtschaftsWoche-Interview über den Rückstand deutscher Hersteller beim Elektroauto, staatliche Zuschüsse von 2012 an und einen drohenden Subventionswettlauf in der EU. Der Autoverbandschef forderte unter anderem „steuerliche Vergünstigungen oder Abschreibungsimpulse, etwa bei Firmenwagen“ ab 2012 vor, um den Absatz von Elektroautos zu steigern.Ähnlich äußerte sich Daimler-Chef Zetsche gegenüber der WirtschaftsWoche und attackierte gleichzeitig die hohe Förderung der Solarenergie in Deutschland. Die staatliche Förderung von Elektroautos sei, so Zetsche, „sicherlich relevanter für Deutschland als die Windräder oder als die Sonnendächer, die alle in China produziert werden“. Der Daimler-Chef droht sogar mit einer Abwanderung der Elektroauto-Technologie, sollte es keine ausreichende Förderung geben:

Oder wird es gar nicht das Elektroauto sein, das in einigen Jahrzehnten den Markt dominiert, sondern extrem verbrauchsarme Verbrennungsmotoren? Ein solcher Motor ist der Opoc-Motor des ehemaligen VW-Motorenchefs Peter Hofbauer, den die WirtschaftsWoche in seinem Unternehmen in Detroit besuchte. Der Opoc steht offenbar vor dem Durchbruch: Autobauer aus aller Welt interessieren sich für das neue Aggregat. Einer der größten Lkw-Bauer der Welt wird den Motor in einigen Jahren in seine mittleren und schweren Lkw einbauen. Schon 2012 wird der erste Lkw mit Opoc-Motor in China auf die Straße kommen.

Mehr zum Wendepunkt der Autobranche im Jubiläumsjahr lesen Sie in der neuen Ausgabe der WirtschaftsWoche, die ab Montag, dem 24. Januar 2011 im Zeitschriftenhandel erhältlich ist. Abonnenten finden die WirtschaftsWoche bereits am Samstag, dem 22. Januar 2011 in ihrem Briefkasten.

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