Markenimage Deutsche Bahn bleibt unsympathisch

Die Deutsche Bahn gehört aus Verbrauchersicht zu den unsympathischsten Unternehmen in Deutschland. Wie eine neue Imageanalyse zeigt, gibt es für die Bahn aber auch positive Nachrichten, schreibt Holger Geißler von YouGovPsychonomics.

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Service Point der Bahn Quelle: dpa

Wer nach der Ablösung von Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn an einen Befreiungsschlag für die Deutsche Bahn geglaubt hatte, wurde enttäuscht. Auch nach imagefördernden Projekten wie etwa der Beseitigung von Anglizismen an deutschen Bahnhöfen steht die Bahn nach wie vor regelmäßig in der Kritik. Diese schlechte Ausgangsposition wird für das Unternehmen zunehmend zur Last, denn die Monopolstellung der Bahn bröckelt immer stärker. Die geplante Liberalisierung des Busfernverkehrs setzt das Unternehmen zusätzlich massiv unter Druck.

Wie eine aktuelle Imageanalyse auf Basis des Markenmonitors YouGov BrandIndex zeigt, hat die Deutsche Bahn noch immer ein ausgeprägtes Imageproblem: Mit aktuell minus 35 BrandIndex-Punkten wird die Marke von den deutschen Verbrauchern sehr kritisch beurteilt. Immerhin: Seit Jahresbeginn sind die Imagewerte recht deutlich angestiegen und erreichen nun einen Jahreshöchststand.

Berliner S-Bahn-Desaster

Im Februar waren die BrandIndex-Werte zeitweise auf minus 54 Punkte abgesackt. Verantwortlich hierfür dürften insbesondere die zahlreichen Negativschlagzeilen gewesen sein, die einmal mehr für Verärgerung bei den Verbrauchern gesorgt hatten. So musste zum wiederholten Mal ein Kind einen Zug der Deutschen Bahn verlassen und bei Minusgraden am Bahnhof ausharren, weil es keinen gültigen Fahrschein hatte.

Hinzu kommt das S-Bahn-Desaster in Berlin: Die technischen Schwierigkeiten der dortigen S-Bahn hatten zahlreiche Zugausfälle zur Folge. Entsprechend waren die Imagewerte in Berlin noch deutlich tiefer im Keller als auf Bundesebene.

Im Vergleich zu anderen Marken aus dem Verkehrssektor schneidet die Bahn ohnehin äußerst schwach ab. So bewegt sich die Lufthansa mit derzeit mehr als 80 BrandIndex-Punkten in völlig anderen Dimensionen, aber auch andere Fluggesellschaften wie Air Berlin, Germanwings oder Tuifly schneiden wesentlich besser ab. Doch es gibt Ausnahmen: Immerhin hat die Bahn derzeit ein besseres Image als der britische Billigflieger Ryanair.

Busverkehr als Chance für Wettbewerber

Eine weitere gute Nachricht für die Deutsche Bahn ist, dass sich das von den befragten Verbrauchern bewertete Preis-Leistungs-Verhältnis im Falle der Bahn seit Jahresbeginn deutlich verbessert hat, auch wenn es unter dem Strich noch immer sehr kritisch bewertet wird. Dennoch schneidet die Bahn in diesem Punkt seit Kurzem sogar besser ab als Ryanair, obwohl der Billigflieger für seine aggressive Preispolitik bekannt ist.

Im Hinblick auf die Liberalisierung des Busfernverkehrs hat die Deutsche Bahn bereits vorgesorgt: Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen schon jetzt der größte Busunternehmer Deutschlands. Wettbewerber dürften allerdings gute Chancen haben, der Bahn im großen Stil Marktanteile abzujagen. In anderen Ländern wie den USA oder Großbritannien sind große Busunternehmen wie Greyhound oder Mega Bus bereits seit Langem etabliert und erreichen, wie der BrandIndex dort zeigt, ansehnliche Imagewerte.

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