Apple Deutschland greift nach dem iPad

Das iPad kommt nach Deutschland. Ab Freitag ist es in den Läden zu haben. Für Apple eher Grund zur Sorge, denn zur Freude. Das Unternehmen hat die Nachfrage nach seinem neues Produkt gnadenlos unterschätzt.

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Apple-iPad-Nutzerin in einem Quelle: dpa

Noch Mitte April versicherte Steve Jobs auf Nachfrage der WirtschaftsWoche, dass der ursprünglich für Ende April geplanten Europastart nicht gefährdet sei. Nur, um sich ein paar Tage später zu korrigieren und den Marktstart auf Ende Mai zu verschieben. Am morgigen Freitag ist es nun endlich soweit: Es gehen die ersten iPads über Deutschlands Ladentische. Das Satistikportal Statista schätzt, dass Apple in den nächsten Wochen 500.000 Geräte absetzen wird. In wenigen Monaten dann werde das iPad der meistverkaufte E-Reader in Deutschland sein. Insgesamt 16 Millionen Euro werde Apple mit E-Books, E-Paper und Apps 2010 hierzulande einnehmen. Am meisten würden Software und Spiele in die Kassen spülen.

In den USA ist das iPad schon jetzt eine große Erfolgsstory: Die iPad-Variante mit integriertem Mobilfunkmodell ist bereits restlos ausverkauft. Um die Nachfrage in Schach zu halten, muss Apple zu Methoden greifen, die an die Planwirtschaft der DDR erinnern. Bis auf weiteres können iPad-Käufer maximal zwei Exemplare des Tablet-Computer erwerben. Nun rächt sich, dass Apple wie nahezu alle anderen US-Computerhersteller seine Herstellung schon vor Jahren nach Asien ausgelagert hat. „Designed by Apple in California, assembled in China“ ist in Minischrift auf den eleganten Verpackungen der Apple-Produkte gedruckt. Der Konzern kann deshalb nicht einfach seine Produktion hochfahren, sondern ist auf seine Auftragsfertiger angewiesen, die wegen der derzeit wieder anziehenden Nachfrage nach Computern ohnehin ausgelastet sind. Auch das Besorgen von Bauteilen für das iPad, insbesondere des berührungsempflichen Bildschirms (Touchscreen), entpuppte sich als Problem.

Verlage noch misstrauisch

Dabei verheißt der berührungsempfindlichem Bildschirm den Nutzern eine neue, schöne Welt an Lese-Erfahrungen. Mit dem Zeigefinger über die Seiten streichen, per sanftem Druck ein Video starten, in der U-Bahn Zeitung lesen, ohne beim Nachbar anzuecken - das iPad sei eine ähnliche Revolution für die Verlagswirtschaft, „wie einst der Farbdruck“, schwärmte der Zeitungsdesigner Mario García, der Blätter wie das „Wall Street Journal“ und „Die Zeit“ gestaltet hat und jetzt auch iPad-Apps entwickelt. Vor allem der Werbewirtschaft bietet die Oberfläche inder Größe eines DIN-A4-Blatts neue Darstellungsformen.

Viele Verlage stehen mit kostenpflichtigen Applikationen in den Startlöchern, lassen sich aber mit dem Marktauftritt Zeit. Noch immer gibt es in der Branche starke Zweifel, ob die neue Technik die Verluste an Lesern und Erlösen aus der gedruckten Welt ausgleichen kann.

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