Porträts Die neuen Stahl-Barone von Leitz bis Tata

Sie leben in Russland, Indien, Japan und Deutschland. Gemeinsam kontrollieren den Weltmarkt – neben Lakshmi Mittal, der sie alle überflügelt: Vier Stahl-Barone im Porträt.

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Russischer Joker

Sein Werdegang ist der eines russischen Oligarchen. Er fing unter der kommunistischen Herrschaft funktionstüchtig an. Als linientreuer Funktionär sammelte er Kompetenz, nach der Gorbatschow-Wende bot er sich an als Moderator für die Privatisierung.

Alexej Alexandrowitsch Quelle: dpa

So geschah es mit dem Funktionär Alexej Alexandrowitsch Mordaschow, der schon sehr früh, mit 27 Jahren, das staatliche Stahlwerk Tscherepowezer Metallurgisches Kombinat in die Privatwirtschaft führte und es später Severstal nannte. Ein weiteres Glücksferment war, dass er mit dem richtigen Politiker befreundet war – Wladimir Putin. So war der Weg geebnet, sodass Mordaschow auch Eigentümer von Severstal wurde. Der heute 43 Jahre alte Tycoon war jung genug, die Regeln des Weltstahlmarktes zu erlernen. In Deutschland ist er – anders als Mittal (noch) nicht mit einem Stahlwerk vertreten. Aber als Machtjoker wird er auf den Chefetagen von Stahl- oder ehemaligen Stahlunternehmen stets gern eingesetzt. So beim Angriff des Inders Lakshmi Mittal auf die luxemburgische Arcelor-Gruppe. Der damalige Arcelor-Chef Guy Dollé, rief Mordaschow in Abstimmung mit dem Elysée-Palast als weißen Ritter zu Hilfe. Eine ganz besondere Achse Paris-Moskau wurde gelegt – aber sie hielt nicht, Mittal obsiegte. Als Joker ist Mordaschow immer wieder da. Beim Ex-Stahlunternehmen Preussag, das sich zum Touristiker TUI wandelt, wurde Mordaschow zu Hilfe gerufen, um den Reeder John Frederiksen mit seinem 15-Prozent-Paket in Schach zu halten. Mordaschow hält 11,6 Prozent an der TUI.

Der Geschockte

Geschäftlich kennt ihn die Branche als knallharten Stahl-Samurai und Sanierer, der entgegen japanischer Gepflogenheiten oft direkt sagt, was er denkt. Privat schätzen Freunde und Kollegen Akio Mimura, 68, als smarten Typen, flexiblen Optimisten und leidenschaftlichen Sportfan. Große Anerkennung genießt der Konzernchef auch als Meister des japanischen Shogi-Schachspiels, das er in Firmenklubs betreibt.

Akio Mimura, 68, Präsident Quelle: REUTERS

Im Bewusstsein der Öffentlichkeit ist Mimura der "Top-Stahl-Mann", der nach Studien an der Tokio-Universität und der Havard Business School bei dem extrem stolzen Traditionsunternehmen unaufhaltsam aufstieg, den Konzern mit rund 14.400 Mitarbeitern von 2003 bis April dieses Jahres als Präsident und nun als Chairman leitet. Japanische Firmengeschichte schrieb der Boss des größten Stahlherstellers Nippons durch kompromisslose Sparpläne bis hin zu radikalen Entlassungen, die nach Japans gesellschaftlichen Maßstäben noch immer extrem unpopulär sind. Seine kluge Rationalisierung und gute Geschäfte mit China bescherten Nippon Steel 2006 nach einer Branchenkrise wieder Gewinne von 3,3 Milliarden Euro. In jenem Jahr traf Nippon Steel allerdings auch der Mittal-Schlag. Japans Stahlkönig spielte nicht, wie erwartet, eine führende Rolle bei der Konsolidierung der Branche, sondern verlor seine globale Spitzenstellung. „Mittals Kauf von Acelor war ein Schock für uns“, bekennt Mimura.

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