Manfred Leisenberg im Interview "Die Suchmaschinenoptimierung ist am Ende"

Manfred Leisenberg hält die meisten Verfahren der „Search Engine Optimization“ (SEO) für unnötig und überholt. Der Professor für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld beschreibt im wiwo.de-Interview seine Ansicht über die Zukunft des Webs.

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wiwo.de: Wie kann ich eine Webseite heutzutage so optimieren, dass sie bei Google gut gelistet wird?

Manfred Leisenberg: Suchmaschinenoptimierung besteht aus zwei Basisverfahren: Schlüsselwörter identifizieren und in die On-the-page-Optimierung einbeziehen sowie Referenzlinks von anderen Webseiten bekommen, die möglichst stark frequentiert werden. Mehr muss man nicht machen. Viele glauben, es bringt etwas, auf dem Portal bestimmte Begriffe 25 Mal zu wiederholen. Das stimmt nicht.

Unternehmen betreiben ihre Suchmaschinenoptimierung (SEO) ja meistens nicht selbst, sondern beauftragen externe Firmen damit. Mit welchem Erfolg?

Fragen rund um das Thema SEO finden viel zu wenig Beachtung in den Unternehmen. Sie geben zwar häufig viel Geld dafür aus, kontrollieren aber den Erfolg nicht. Mancher glaubt, dass man mit Geld Suchmaschinen manipulieren kann. Tatsächlich kann man den Page Rank selten mit technischen Maßnahmen erhöhen. Manche SEO-Firmen bieten solche Manipulationen an. Aber die Suchmaschinen erkennen solche Tricks mittlerweile ziemlich schnell.

Was bedeutet das für die Suchmaschinenoptimierer? Müssen sie neue Methoden finden, um mit Webseiten bei Google ganz oben zu landen?

Ich glaube, dass es immer weniger wichtig ist, bei Google weit oben zu stehen. Die klassische Weboptimierung verliert dadurch immer mehr an Bedeutung. SEO ist deshalb am Ende, dagegen gewinnt die Social Media Optimization immer mehr. Soziale Medien sind sehr populär: YouTube, Flickr, Weblogs. Beim Web 2.0 werden viele Inhalte nur über spezialisierte Suchmaschinen oder Dienste gefunden. Sie analysieren zum Beispiel Webloginhalte semantisch und unterscheiden zwischen positiven und negativen Meinungen zu einem vorgegebenen Thema.

Das heißt also, dass der Nutzer letztendlich bestimmt, welche Seiten hoch im Kurs stehen?

Genau. Dadurch wird auch die Informationssuche authentischer, denn die Präsenz eines Themas in den sozialen Medien lässt sich kaum durch technische Maßnahmen beeinflussen. Google wird in diesem Zusammenhang als Inhaltsverzeichnis des Webs benutzt. Dort schaue ich nach, wenn ich zum Beispiel eine Firmenwebseite suche. Wenn ich dagegen Meinungen zum Kauf eines bestimmten Autos suche, schaue ich in speziellen Weblogsuchmaschinen, wie zum Beispiel Technorati, nach Erfahrungsberichten.

Was bedeutet das wiederum für die Unternehmen und ihre Webseiten?

Sie müssen sich in Zukunft immer mehr fragen: Wie sorgen wir dafür, dass wir in den sozialen Medien authentisch präsent sind? Sie haben die Chance, das durch Social Media Optimization (SMO) zu lenken. Ein Beispiel einer amerikanischen Firma, die Fahrradschlösser herstellt, hat gezeigt, wie man es nicht machen sollte. Auf YouTube tauchte ein Film auf, der demonstrierte, wie man ein angeblich sicheres Schloss einfach mit einer Papierrolle knacken kann. Dieser Film wurde sehr häufig aufgerufen, aber die Firma hat lange nicht adäquat darauf reagiert. Dann hat sie juristische Schritte eingeleitet. Das war sicher der falsche Weg. Die Firma hätte schneller reagieren und dann offener mit dem Problem umgehen müssen.

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