Deutsche Bahn Hartmut Mehdorn ist wieder da

Comeback für Hartmut Mehdorn bei der Deutschen Bahn: Auf einem internationalen Eisenbahnforum in Russland berät er sein Ex-Unternehmen bei der Zusammenarbeit mit den russischen Staatsbahnen. Aus Sotschi berichtet Reinhold Böhmer.

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Hartmut Mehdorn Quelle: dpa/dpaweb

Zypressen ragen in den blauen Himmel, das Schwarze Meer rauscht kaum hörbar von fern, die Sonne heizt die Luft über dem Kunstrasen auf fast 30 Grad auf. Einen stört das schweißtreibende Ambiente nicht: Hartmut Mehdorn. Der ehemalige höchstrangige deutsche Eisenbahner ist zurück - natürlich nicht an der Bahn-Spitze, dafür aber in Sotschi, dem Austragungsort der olympischen Winterspiele 2014 in Russland.

Gut gebräunt und locker plauschend hat sich der 67-Jährige vor dem Kongresszelt gegenüber dem Radisson-Hotel postiert, wo sich in dieser Woche für zwei Tage rund 1000 Vertreter von Eisenbahngesellschaften und -industrie treffen. Es geht um Milliarden-Investitionen in Bahngleise, Züge und Bahnhöfe, die Russland und seine Nachbarn locker machen wollen. Allein der kasachische Bahn-Chef Askar Manim kündigte soeben Ausgaben von 20 Milliarden US-Dollar bis 2020 an.

Mehdorn darf nicht fehlen

Als einer der ersten profitiert Siemens von den geplanten Investitionen: Die Russischen Eisenbahnen (RZD) haben 221 Lokomotiven beim Joint-Venture  OOO Ural Locomotives bestellt, an dem Siemens 49 Prozent hält. Über die Höhe des Auftragsvolumens wurde Stillschweigen vereinbart, Siemens wird jedoch mehr als 100 Millionen Euro in den Aufbau von 800 Arbeitsplätzen für die Güterlokfertigung investieren. In einer Grundsatzvereinbarung haben sich RZD und Siemens zudem darauf verständigt, künftig auch Regionalzüge mit Siemens-Technik in Russland zu produzieren.

Wenn so große Räder gedreht werden, kann Mehdorn nun wirklich nicht fehlen, auch wenn er vor gut zwölf Monaten wegen Datenskandalen unrühmlich abdanken musste. Als "Hartmut Mehdorn" sei er hier, nicht für Slowenien und nicht für Morgan Stanley, in deren Diensten er mittlerweile unter anderem steht. Wie zum Beweis zückt er eine Visitenkarte mit seinem Namen, ohne Funktion, nur mit der Adresse seines Büros in Frankfurt am Main, das er mit seinem Ex-Finanzchef Diethelm Sack und Ex-Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter teilt.

Unbezahlter Beratungsjob

Doch dann schwillt ihm doch ein wenig die Brust. Denn natürlich ist er nicht nur als Hartmut Mehdorn da. Ja, sagt er, der russische Bahn-Chef Wladimir Jakunin haben ihn "persönlich" zu dem Milliarden-Meeting nach Sotschi eingeladen. Und auch das räumt Mehdorn ein: Er berate weiterhin die Deutsche Bahn, insbesondere wenn es um die Zusammenarbeit mit der russischen Staatsbahn gehe.

Nein, Geld nehme er dafür nicht. Aber er kenne nach zehn Jahren an der Bahn-Sitze eben sehr viele Leute. Und sein Nachfolger Rüdiger Grube, das wird langsam immer deutlicher, lebt von einem guten Verhältnis zu seinem Vorgänger. Je länger Grube wirkt, desto mehr nimmt die Bahn wieder Tempo in die Richtung auf, die Mehdorn ihr vorgegeben hatte - nur nicht so aggressiv, kantig und rumpelig.

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