Nachruf Jägermeisters Sprücheklopfer ist tot

Der ehemalige Jägermeister-Chef Günter Mast ist im Alter von 84 Jahren nach einem Schlaganfall gestorben. Mit unkonventionellen Werbeideen machte das Marketinggenie den Kräuterlikör bekannt - und textete viele Sprüche der Werbekampagne "Ich trinke Jägermeister, weil..." gleich selbst.

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Der ehemalige Quelle: dpa

Sport und Alkohol - um Gottes Willen. Jahrzehnte hielt sich dieser hehre Gedanke in den Köpfen wohlmeinender Sportfunktionäre, bis er von der Realität ad absurdum geführt wurde. 1973 vermarktete Günter Mast, Chef des Wolfenbütteler Spirituosenunternehmens Mast-Jägermeister, mittels einstweiliger Verfügungen die erste Spielerbrust. Der damalige Fußball-Bundesligist Eintracht  Braunschweig, dessen Präsident Mast war, warb fortan jeden Samstagnachmittag für den braunen Kräuterlikör Jägermeister. Der Deutsche Fußballbund DFB konnte nur noch die Schriftgröße reglementieren.

Mast hat – nicht nur mit dieser rebellischen Aktion – Jägermeister zu einer international erfolgreichen und bekannten Marke gemacht. Der Hirsch auf dem orange-farbigen Eintracht-Trikot sei der  „tollste Werbegag“ gewesen, der ihm in seiner 46-jährigen Arbeit bei Jägermeister gelungen sei, befand er selbst einmal.

 Auch sonst stammten viele Werbeideen von ihm selbst. Ein lebenslanges Denkmal setzte sich Mast mit dem legendären Werbespruch "Ich trinke Jägermeister, weil ...". Die Kampagne lief mit weit über 3000 Motiven, lebt bis heute mit unzähligen Verballhornungen weiter - etwa dem Konterfei eines Zehnjährigen und der Zeile: "Ich trinke Jägermeister, weil mein Dealer im Knast ist." 

Kräuterlikör seit 1934

Mast-Jägermeister wird 1878 von Wilhelm Mast als Essigfabrik und Weinhandlung in Wolfenbüttel gegründet. Sein Sohn Curt Mast erfindet 1934 das Rezept für den Kräuterlikör Jägermeister und bringt ihn 1935 erstmals unters Volk. Dann übernimmt der legendäre Günter Mast, ein Neffe des 1970 verstorbenen Curt, das Kommando. Günter Mast ist der große Selbstdarsteller mit dem Händchen für Werbung und macht Jägermeister in der Bundesrepublik groß.

Am Ende der Ära Mast liegt jedoch Staub auf den grünen Flaschen. Sein Nachfolger Hasso Kaempfe, ein ehemaliger Top-Manager beim Kaffeeröster und Einzelhandelsriesen Tchibo und erster familienfremder Chef im Unternehmen, verjüngt das Image mit schrillem Marketing bis hin zum Wettbewerb für die schönste Hinterteil-Tätowierung des Landes.

2010 verkaufte das Unternehmen mehr als 84 Millionen Flaschen. Nach eigenen Angaben liegt Jägermeister damit in der Rangliste der Top 100 Premium-Spirituosen der Welt, die die US-Fachzeitschrift Impact International erstellt, auf Rang 8 (2009: Platz 9). Jägermeister wird in mehr als 80 Ländern vermarktet. Der Erlös liegt bei rund 400 Millionen Euro.

Günter Mast hatte sich 1997 mit der Hauptaktionärin Annemarie Findel-Mast und deren Tochter Susan Buschke überworfen, weil er eigenmächtig auf Firmenkosten teure Schlösser in den neuen Bundesländern gekauft hatte.  Zuletzt lebte er auf einem Gut im Landkreis Celle. Beteiligt am Unternehmen war Mast nie. Das lag und liegt an der Erbfolgeregelung. Er sei dennoch stets großzügig am Gewinn beteiligt gewesen. Bis zuletzt frönte er seiner großen Leidenschaft: der Jagd. Die hatte schon seit seiner aktiven Unternehmenszeit zum Pflichtprogramm gehört, schon wegen des Hirschs im Firmenlogo.

Mast ist, wie erst jetzt bekannt wurde, schon am Montag im Alter von 84 Jahren nach einem Schlaganfall gestorben.

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