Unbefriedigendes Verhältnis zwischen Chance und Risiko Junkbonds: Welche Risikoanleihen Sie jetzt verkaufen sollten

Mit Risikoanleihen haben Anleger gut verdient. Bei einigen der Papiere ist es Zeit, Gewinne mitzunehmen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Am Ende wird das ja doch so ausgehen wie bei Babcock.“ Der Anleihehändler sieht die geplante Rettung des französischen Kraftwerksriesen Alstom skeptisch. Gemeinsam mit mehr als 20 Banken will Frankreich ein 3,2-Milliarden-Euro-Paket als Beistand für den pleitebedrohten Konzern schnüren. Die 2004 fällige Alstom-Anleihe schoss binnen Minuten um 15 Prozent nach oben. Der Kurssprung der Anleihe zeigt: Die Investoren haben wieder Lust auf Risiko. Denn es steht noch in den Sternen, ob Alstom – so wie der ehemalige Konkurrent Babcock – trotz des Rettungsankers Pleite gehen wird. Einige Zinspapiere machten deutlich an Boden gut, obwohl sie von den Ratingagenturen als Schrottanleihen (Junkbonds) eingestuft werden. Damit stellt sich Anlegern die Frage, ob sie auf weitere Gewinne hoffen dürfen. Und ob die Zusatzrendite im Vergleich zu sicheren Anleihen wirklich noch das höhere Risiko rechtfertigt. Wichtig für die Beurteilung einer Anleihe ist die Einschätzung der Ratingagenturen. Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch vergeben Noten für Anleihen von Unternehmen, Staaten und Kommunen. Sie differenzieren dabei zwischen ausfallgefährdeten und nicht gefährdeten Papieren. Bei Standard & Poor’s signalisiert ein Rating von der Bestnote AAA absteigend bis hin zu einem BBB- eine sichere Anlage (Investmentgrade). Papiere mit BB+ absteigend bis C gelten als unsicher bis stark gefährdet (Non-Investmentgrade oder Junkstatus). In besten Zeiten wurde der Mut, in riskante Unternehmen zu investieren, mit gut zwölf Prozent mehr Rendite als bei sicheren Staatsanleihen belohnt. Diese Risikoprämie ist auf vier Prozent geschrumpft – trotz vieler Anleiheausfälle im Jahr 2002. Unbefriedigendes Verhältnis zwischen Chance und Risiko Die Nachfrage steigt trotzdem. „Die verbesserten Konjunkturaussichten haben den Run auf Risikoanleihen ausgelöst“, sagt Klaus Oster, Fondsmanager bei Deka Investment, der Kapitalanlagegesellschaft der Sparkassen. Zusätzlich stimulierten die Unternehmen selbst den Markt: Sie kaufen ihre eigenen Bonds zurück. Doch nach der fulminanten Rally bei Junkbonds sind weitere Kursgewinne eher unwahrscheinlich. Anleihen wie die des britischen Stahlkochers Corus oder der deutschen ProSiebenSat.1 Media haben binnen weniger Monate zweistellig zugelegt und bieten nun ein unbefriedigendes Verhältnis zwischen Chance und Risiko. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat Corus soeben auf negativen Ausblick gesetzt. „Als Anleger, der rechtzeitig eingestiegen ist, würde ich Corus und ProSieben jetzt ebenso wie Anleihen von HeidelCement verkaufen“, sagt Stephan Druskath, Hochzinsspezialist beim Bankhaus Metzler. Auch andere Junkbonds, die von der WirtschaftsWoche in diesem Jahr besprochenen wurden – wie die von Ericsson und Alcatel – sind bisher gut gelaufen. „Die finanzielle Lage ihrer Kunden, den Telekommunikationsunternehmen, hat sich deutlich verbessert. Jetzt können Alcatel und Ericsson auf Aufträge hoffen“, erklärt Fondsmanager Oster den Kursanstieg.

Inhalt
  • Junkbonds: Welche Risikoanleihen Sie jetzt verkaufen sollten
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%