Finanzkrise Landesbank Baden-Württemberg stürzt vom Thron

Seit kurzem steht das Rettungspaket über fünf Milliarden Euro für die angeschlagene Landesbank Baden-Württemberg. Die Finanzkrise hat Siegfried Jaschinski, den Chef der Landesbank, härter getroffen als ursprünglich zugegeben. Die Milliardenhilfe hat aber auch ihr Gutes: Sie forciert die Neuordnung des Sektors.

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LBBW-Chef Siegfried Quelle: AP

Wenn der Chef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Siegfried Jaschinski über die Finanzkrise und die Neuordnung des Landesbankensektors sprach, dann klang es bisher so, als würde er nur über die anderen reden. „Der Tornado, der durch die Finanzmärkte zieht, stellt uns täglich vor neue Herausforderungen“, sagte er noch am vergangenen Montag auf einem Kongress in Frankfurt.

„Die Wucht, mit der die Krise manche Banken erschüttert, sollte nicht zu übereilten Schritten verleiten. Die Fusion von Banken birgt heute mehr denn je das Risiko, dass gesunde Banken dadurch in Mitleidenschaft geraten.“

Dass Jaschinski dabei sein eigenes Haus zu den „gesunden Banken“ zählte, schien jedem im Publikum klar. Schließlich ist die LBBW neben der Hessischen Landesbank das einzige Institut im öffentlich-rechtlichen Bankensektor, das ein ausgewogenes Geschäftsmodell pflegt: Die LBBW bedient den Mittelstand mit Krediten und kümmert sich um das Geschäft mit privaten Kunden, mit deren Einlagen sie arbeiten kann. Das Investmentbanking spielt eine wichtige Rolle, ist aber nur eine von mehreren Säulen.

Doch das reicht nun nicht mehr aus, um Stabilität zu gewährleisten. Auch die LBBW kann die Verluste, die ihr durch die Finanzkrise entstehen, nicht mehr durch Gewinne in anderen Sparten ausgleichen. Sie machte nicht nur im ersten Halbjahr 2008 einen Verlust, wie Jaschinski Ende August einräumen musste. Richtig in die Tiefe gezogen hat es die Bank erst jetzt.

Im dritten Quartal fiel ein Verlust von einer Milliarde Euro an. Im Oktober hatte es weitere Wertberichtigungen auf Engagements in Island gegeben. Die Folgen sind dramatisch. Die LBBW benötigt frisches Kapital in Höhe von rund fünf Milliarden Euro und will Garantien des Bundes in Höhe von rund 20 Milliarden Euro in Anspruch nehmen.

Damit reiht sich Jaschinski nicht nur bei den Schwesterinstituten WestLB, BayernLB und HSH Nordbank ein, die in den vergangenen Monaten ihre Eigentümer oder den Bund um neues Geld bitten mussten. Mittlerweile gerät er auch persönlich unter Druck. Im Verwaltungsrat der Bank mehren sich die Kritiker. Jaschinski habe sie sehr spät und nur zögerlich über Risiken aufgeklärt, heißt es.

Die Schwäche der Bank und ihres Chefs schafft neue Voraussetzungen für Fusionsverhandlungen zwischen der LBBW und der BayernLB. Jaschinski, der bislang gegen eine Fusion mit der Landesbank aus München war, werde nun seinen Widerstand aufgeben, sagen Insider.

Die mittlerweile in sieben Gruppen organisierten Landesbanken hatte es gleich zu Beginn der Finanzkrise schlimm erwischt. Die WestLB drohte unter der Last milliardenschwerer Abschreibungen im vergangenen Jahr zusammenzubrechen. Nur weil ihre Eigentümer, die nordrhein-westfälischen Sparkassen und das Land NRW, risikobehaftete Kreditpakete der Bank in eine Zweckgesellschaft auslagerten und sich bereit erklärten, für Verluste bis zu fünf Milliarden geradezustehen, konnte die Pleite verhindert werden.

Ähnlich war das Bild bei der Sachsen LB. Auch hier musste das Land Sachsen mit einer Bürgschaft aushelfen, am Ende wurde die Bank notgedrungen an die LBBW verkauft. In diesem Jahr rappelte es dann bei der BayernLB. Vor wenigen Wochen verkündete sie, 6,4 Milliarden an frischem Kapital zu benötigen.

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