MBA - Die schädliche Inflation der Titel

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Eine Studie der Universität Dortmund entzaubert den Mythos, der MBA sei ein Karriereturbo. Galt früher die Business-Weiterbildung als Turbo für junge Führungskräfte, zucken heute viele Personalchefs bei Bewerbern mit einem MBA auf der Visitenkarte mit den Achseln. Eine Investition in einen MBA-Abschluss „rechnet sich nicht unbedingt“, schreibt etwa die Zeitschrift „Personal“ unter Bezug auf die Studie. „Die große Quantität des Angebots und die daraus folgende Unübersichtlichkeit haben dem Ruf geschadet.“ Tatsächlich gibt es so etwas wie eine Titelinflation in Deutschland. 1994 existierten in Deutschland gerade einmal 15 Schulen mit MBA-Programmen, heute sind es mehr als 100 Anbieter mit rund 200 Programmen – sowohl Vollzeit-MBA als auch berufsbegleitende Executive-Varianten für erfahrene Manager. Das sind eindeutig zu viele. „Der Weiterbildungsmarkt ist einer der sch wierigsten Märkte, die es gibt“, sagt Uwe Wilkesmann, Professor für Weiterbildungs- und Organisationsmanagement an der Universität Dortmund. Und Anspruch und Wirklichkeit driften bei vielen Business Schools inzwischen auseinander. Viele starten mit hohem Ehrgeiz und wollen vom lukrativen MBA-Markt profitieren. Doch nur eine Handvoll Anbieter gehört zu den Kaderschmieden, die international auf sich aufmerksam machen können. Die große Masse aber bietet nur einen MBA, der seinen Namen nicht verdient. Sie erfüllen nur wenige Kriterien, die einen guten MBA ausmachen. Oft fehlt es an professionellem Management, einem klaren Bekenntnis zum MBA und entsprechender Infrastruktur. Allzu oft ähneln die Studiengänge eher einem aufgepeppten BWL-Studium mit Spezialisierung statt einer Managementausbildung. So bietet die Fachhochschule Konstanz einen MBA in Human Capital Management, die Hochschule Furtwangen einen MBA in Sales & Service Engineering, die Universität Münster einen Executive MBA in Accounting & Controlling und die Universität Freiburg den MBA Real Estate. Der fachspezifische MBA ist eine typisch deutsche Erfindung, international ein Alleingang. Der 15-monatige MBA Estate Planning der Universität Freiburg zum Beispiel untersucht wiederum juristische und wirtschaftswissenschaftliche Versicherungs- und Kapitalmarktprodukte. Schwerpunkte liegen laut Plan im strategischen Vermögensaufbau und Portfoliomanagement sowie der steueroptimierten Vermögensnachfolge. Und die Kosten dafür sind vergleichsweise hoch: 18.900 Euro. Die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen vermittelt zum Beispiel einen MBA, der neben einer hohen fachlichen Qualifikation „auch soziale Kompet enzen“ fördern soll. Wie das im Selbststudium und ohne Präsenztage geschehen soll, bleibt schleierhaft. Einen guten Ruf erarbeitet haben sich dafür sechs deutsche Schulen, die zumindest über eine internationale Akkreditierungen wie Equis und AACSB verfügen. Dazu gehören die WHU — Otto Beisheim School of Management und die Universität Mannheim, mit Abstrichen auch die Handelshochschule Leipzig, die Goethe Business School in Frankfurt, die Gisma Business School in Hannover und die Europäische Wirtschaftshochschule in Berlin. In internationalen Rankings schaffen es einige, etwa die WHU, immerhin unter die Top 50. Die Preise für einen Vollzeit-MBA variieren zwischen 7000 und 35 000 Euro. Auf den ersten Blick fällt es selbst Kennern schwer, die Qualität einzuschätzen. Mitunter sind „die Inhalte trotz Preisunterschieden identisch“, sagt Marktkenner Wilkesmann. Die Studenten zahlen eben auch für das Renommee des Titels: Internationalität, hochkarätige Professoren und professionelles Management. Wer also heute in Deutschland einen MBA-Titel erwerben will, kommt nicht umhin, den Markt genau zu sondieren und die Angebote kritisch zu prüfen. Vor allem auch im Hinblick darauf, ob sich die Investition später rentiert.

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