China Mysteriöse Todesfälle bedrohen Apple-Image

Eine Selbstmordserie erschüttert den taiwanesischen Apple-Zulieferer Foxconn: In nur kurzer Zeit starben zehn Mitarbeiter des iPhone-Monteurs. Die Todesfälle in der südchinesischen Fabrik bedrohen das Image des amerikanischen Computerherstellers. Die Taiwanesen versuchen indes dem Spuk mit buddhistischen Mönchen und Anti-Selbstmordverträgen ein Ende zu setzen.

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Der Vater des Quelle: REUTERS

Am Mittwochabend sprang in der Fabrik im südchinesischen Shenzhen ein weiterer Arbeiter in den Tod. Erst am Dienstag fiel ein junger Arbeiter von einem hohen Dach. Der 19-Jährige schrieb in seinem Abschiedsbrief, er habe "keine Fähigkeiten mehr" und bekomme, was er verdiene. Am vergangenen Freitag hatte sich ein 21-Jähriger auf gleiche Weise das Leben genommen, vor einer Woche eine 24-Jährige. Insgesamt zehn Arbeiter zwischen 18 und 24 Jahren haben sich seit Anfang diesen Jahres selbst getötet. 30 weitere Mitarbeiter hat Foxconn in den vergangenen Wochen laut eigenen Angaben davor bewahrt, sich umzubringen. Nach den Vorfällen ist in chinesischen Medien und unter Psychologen eine Diskussion über Foxconns Umgang mit den Wanderarbeitern entbrannt. Der Konzern war schon 2009 in die Schlagzeilen geraten: Die 25-jährige Sun Tanyong hatte sich umgebracht, nachdem der Prototyp eines neuen iPhone aus ihrer Obhut verschwunden war.

Foxconn betreibt in Shenzhen mit 420.000 Mitarbeitern die weltgrößte Fabrik: Das Unternehmen montiert Mobiltelefone, Computer und andere Elektroartikel westlicher Markenhersteller. Zu den Kunden zählen Dell, Nokia, Hewlett-Packard und Sony. Der prominenteste Abnehmer ist aber der Computerhersteller Apple. Die Selbstmordserie fällt daher auch auf ihn zurück: Apple überwache die Arbeitsbedingungen nicht ausreichend, lautet der Vorwurf von Gewerkschaften und Bloggern. Apple hat bereits reagiert und ein eigenes Ermittlerteam nach China geschickt. Der Konzern untersucht regelmässig die Arbeitsbedingungen bei seinen Zulieferern und stellte dabei unter anderem fest, dass die Mehrzahl die Überstunden nicht ordnungsgemäß vergütet wurden.

"Wir sind keine Ausbeuter"

Bereits vor ein paar Jahren gab es Vorwürfe gegen Apple: Die verwendeten Materialien bei den Computern seien umwelltfeindlich. Apple-Chef Steve Jobs reagierte damals nach anfänglichem Zögern vehement. Heute pflegt der amerikanische Computerhersteller sein Image als Anbieter mit den umweltfreundlichsten Materialien.

Foxconn gehört der taiwanesischen Unterhaltungselektronik-Gruppe Hon Hai Precision Industry. Die weist jede Schuld von sich: "Wir sind keine Ausbeuter“, sagte Hon-Hai-Chef Terry Gou. Der Geschäftsführer von China Labor Watch, Li Qiang, sagte, das Unternehmen sei berüchtigt für seine "militärische" Führung und für "fehlenden Respekt der taiwanischen Vorgesetzten gegenüber den chinesischen Mitarbeitern". Der Organisation zufolge arbeiten die Beschäftigten zehn bis zwölf Stunden am Tag. Für acht Stunden Arbeit täglich bekämen sie den gesetzlichen Mindestlohn von 108 Euro im Monat. Gou lud daraufhin Journalisten zu einer Tour in die ansonsten streng abgeriegelte Fabrikstadt ein und präsentierte ihnen dort Freizeitanlagen. Allerdings musste er zugeben, dass sein Unternehmen kürzlich seinen Mitarbeitern angekündigt hatte, für Unfälle in ihrer Freizeit nur noch den gesetzlich verordneten Mindestbetrag zu zahlen. Gou hat den Plan inzwischen zurückgenommen.

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