Versandhaus Otto will Onlinehandel ausbauen

Um im Online-Handel künftig noch stärker mitzumischen, erwägt der Hamburger Handelsriese Otto den Aufbau einer eignen Start-up-Schmiede.

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Der neue Katalog für die Quelle: dpa

Hans-Otto Schrader, Chef des Hamburger Handelskonzerns Otto, erwägt nach Informationen von wiwo.de den Aufbau eines so genannten Inkubators, um Neugründungen im Online-Handel zu forcieren. Dem Vernehmen nach sieht Otto darin die Möglichkeit, schneller auf interessante Online-Konzepte zuzugreifen und mit Unternehmensgründern zusammen zu arbeiten, die die traditionellen Konzernstrukturen sonst eher meiden.  Ein Unternehmenssprecher von Otto war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Der Begriff Inkubator stammt aus dem Bereich der Medizin, wo er für Brutkästen verwendet wird. Analog werden Einrichtungen zur Beratung und Unterstützung von Existenzgründern als Wirtschaftsinkubatoren bezeichnet.

Erfolgsbilanz ist "durchwachsen"

Schon seit geraumer Zeit versucht der Hamburger Konzern seine Position im stark wachsenden Online-Segment auszubauen. „Die Erfolgsbilanz der bisherigen Otto-Gründungen im Online-Segment ist eher durchwachsen“, bilanziert allerdings E-Commerce-Experte Jochen Krisch, Chef des Branchenportals „Exciting Commerce“.

Einzelne Otto-Eigenkreationen wurden in den vergangenen Monaten drastisch eingedampft oder verschwanden gleich ganz vom Markt. Besser lief die Beteiligung an externen Unternehmen. 2009 übernahm Otto etwa die Mehrheit am Shoppingclub Limango, der inzwischen mehr als drei Millionen Mitglieder zählt.

Auch die Otto-Beteiligungsfirma eVenture ist gut im Geschäft. So beteiligte sich eVenture gemeinsam mit den Unternehmerbrüdern Samwer am Rabattportal CityDeal, das später im Zuge eines Aktiendeals an den amerikanischen Marktführer Groupon verkauft wurde. Über die CityDeal-Beteiligung wurde Otto so indirekt auch zum Groupon-Aktionär.

Sollte Groupon beim Börsengang tatsächlich eine Unternehmensbewertung von rund 20 Milliarden Dollar erzielen, wie Analysten erwarten, könnte der Wert der Otto-Anteile auf schätzungsweise mehr als 100 Millionen Dollar ansteigen. Zu Details wollte sich ein Otto-Sprecher bei einer früheren Anfrage der WirtschaftsWoche nicht äußern.

Derlei Erfolge dürften denn auch ein willkommener Anlass für die jüngsten Inkubator-Ambitionen sein. „Um den Anschluss zu wichtigen Branchentrends nicht zu verlieren, wäre der Aufbau eines Inkubators durchaus sinnvoll", sagt Experte Krisch.

Eine Frischzellenkur käme für den Hamburger Traditionsversender denn auch zur rechten Zeit. Zwar stehen die Online-Plattformen des Otto-Konzerns nach offizieller Lesart inzwischen für „fast 50 Prozent aller Einzelhandelsumsätze“ des Konzerns. Doch „ein Gutteil der ausgewiesenen Online-Umsätze ist nach wie vor kataloggetrieben", sagt Krisch.

Im Klartext: Viele Otto-Kunden bestellen zwar über das Internet, aber nur, wenn sie zuvor den teuer produzierten Katalog erhalten und durchgeblättert haben. Entsprechend hoch sind für Otto die Kosten im Vergleich zu reinen Internethändlern wie Amazon.

Auch andernorts läuft derzeit nicht alles rund bei den Hamburgern. So verzögerte sich die Wiederbelebung von quelle.de. Die Marke hatte Otto nach der Insolvenz des fränkischen Erzrivalen erstanden und wollte unter der Adresse ursprünglich bereits Anfang April einen Online-Marktplatz für Technik- und Einrichtungsartikel starten. Im Interview mit der WirtschaftsWoche hatte Konzernchef Hans-Otto Schrader die Pläne revidiert und den Neustart auf „Sommer“ verlegt.

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