Fußball Real Madrid und die Geschäfte des Präsidenten

Zum Start der Champions League präsentiert sich Spaniens Starclub Real Madrid wie sein Präsident Florentino Pérez als Unternehmer: hoch verschuldet, mit der Politik eng verwoben.

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Real Madrid Präsident Quelle: dpa

Der kleine Mann mit dem Allerweltsgesicht umgibt sich gern mit Millionen auf Beinen. Zur Rechten Fußballlegende und Real-Berater Zinedine Zidane, zur Linken der Portugiese Cristiano Ronaldo – so ließ sich Florentino Pérez bei seiner dritten Kandidatur für das Amt des Präsidenten von Real Madrid ablichten. Für Zidane zahlte der spanische Erstliga-Verein 2001 rund 73 Millionen Euro, für Ronaldo in diesem Juni sogar 94 Millionen. „Fußballer sind Marken“, verteidigt Pérez die Rekordinvestition. Wenn heute die UEFA Champions League beginnt und Real gegen den FC Zürich spielt, will er zeigen, dass sich das Geld gelohnt hat.

Sobald etwas Ruhm und Umsatz verspricht, ist Pérez dabei – beim Fußball wie als Unternehmer. Das bewies er erneut bei seiner dritten Kandidatur als Präsident von Real Madrid. Der Baulöwe war der einzige Kandidat, nur er konnte die 60 Millionen Euro aufbringen, die die Banken als Sicherheit vom Club forderten.

Pérez macht Schulden und dreht am großen Rad

Wie der 52-jährige Madrilene bei den Königlichen agiert, so handelt er auch in dem von ihm geführten Industrieimperium Actividades de Construcción y Servicios (ACS), einem der größten Baukonzerne Spaniens: Schulden machen und ein großes Rad drehen. „Seine Freunde in Wirtschaft und Politik helfen ihm immer wieder, neue Aufträge zu bekommen“, sagt Manuel Romera, Finanzexperte der IE Business School.

Der Unternehmer startete in der Politik als Mitglied der liberalen Partei UCD, wo er wichtige Kontakte für seine Karriere als Wirtschaftskapitän knüpfte. In nur 20 Jahren schaffte Pérez einen europäischen Bauriesen. „Real Madrid, die mit Abstand wichtigste spanische Marke in der Welt, half ihm dabei“, sagt Jesús Timoteo Álvarez, Kommunikationsexperte der Madrider Universität und PR-Berater. Der Journalist Juan Carlos Escudier stützt diese Einschätzung. In seinem Buch über Pérez schreibt er, dass der Unternehmer in der ersten Real-Amtszeit von 2000 bis 2006 sein privates Vermögen um 500 Millionen Euro mehren konnte.

Pérez’ Ruf hat das kaum geschadet: „Wenige Geschäftsleute haben die Medien so sehr auf ihrer Seite wie er“, sagt PR-Berater Álvarez. ACS, an dem Pérez gut zwölf Prozent hält, hat einen Börsenwert von elf Milliarden Euro. Seine Aktivitäten reichen bis nach Deutschland, wo ACS 30 Prozent am Essener Bauriesen Hochtief hält. Schulden sind der Grundstein für seinen Erfolg – als Unternehmer wie als Real-Präsident: 252 Millionen Euro hat er in dieser Saison für Spieler hingeblättert – 23 Millionen Euro mehr, als alle Bundesliga-Vereine zusammen. Bei den Banken steht Real mit über 700 Millionen Euro in der Kreide – das entspricht den Clubeinnahmen von zwei Jahren.

Auch ACS hat gigantische Schulden: Während der Gewinn 2008 um die Hälfte auf rund eine Milliarde Euro einbrach, stehen bei dem mit rund 16 Milliarden Euro Umsatz viertgrößten Baukonzern der Welt knapp neun Milliarden Verbindlichkeiten in den Büchern. Die waren vor Kurzem noch doppelt so hoch, bis Pérez sich von einem 45-Prozent-Paket trennte, das er am drittgrößten spanischen Stromkonzern Unión Fenosa hielt. Ein gutes Geschäft: Der Verkauf brachte knapp drei Milliarden Euro mehr, als er dafür bezahlt hatte. „Billig einkaufen und teuer verkaufen konnte er schon immer gut“, sagt Unternehmensexperte Ignacio Urrutia von der Business School Iese in Barcelona.

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