Auswirkungen auf Firmen Überflutungen kosten Australien viele Milliarden

Die Überschwemmungen in Ostaustralien entwickeln sich zu einer der größten Naturkatastrophen des Landes. Das Ausmaß der Schäden an Landwirtschaft, Bergbau, Infrastruktur und Privathäusern ist noch nicht absehbar, könnte aber viele Milliarden Dollar betragen.

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Die Überschwemmungen in Queensland sind eine der größten Naturkatastrophen der jüngeren australischen Geschichte. Quelle: dpa

CANBERRA. Die Überflutungen im ostaustralischen Bundesstaat Queensland entwickeln sich zu einer der größten Naturkatastrophen der jüngeren australischen Geschichte. Das Ausmaß der Schäden an Landwirtschaft, Bergbau, Infrastruktur und Privathäusern ist noch nicht absehbar, könnte aber viele Milliarden Dollar betragen. Nach den starken Regenfällen der vergangenen Tage und Wochen waren am Sonntag 22 Städte und Dörfer teilweise oder ganz überflutet. Vielerorts regnet es weiter. Ein Gebiet, das größer ist als die Fläche von Deutschland und Frankreich zusammen, ist von der Umwelt abgeschnitten. Nach offiziellen Angaben wurden bisher vier Menschen tot geborgen. 200.000 Bewohner von Queensland sind aber von den Überflutungen betroffen.

Analysten meinten am Wochenende, der durch die Fluten direkt entstandene Einkommensverlust in der Agrar- und Bergbauindustrie werde mindestens sechs Milliarden australische Dollar betragen, umgerechnet rund 4,6 Milliarden Euro. Noch nicht abzuschätzen sind die Schäden an der Infrastruktur und die Kosten für die Aufräumarbeiten. Viele Straßen sind von den Wassermassen schwer beschädigt oder gar weggespült worden. Die Behebung dieser Schäden dürfte ebenfalls Milliarden kosten.

Mit Milliardenverlusten muss auch die Bergbauindustrie rechnen, nachdem Dutzende von Kohleminen in den vergangenen Tagen ihre Produktion teilweise oder ganz eingestellt haben. Der Südosten von Queensland ist eine der wichtigsten Quellen für Kokskohle auf der Welt. Der Brennstoff wird in erster Linie nach China ausgeführt, wo er in der Stahlherstellung verwendet wird. Die Kohleindustrie in Queensland exportiert pro Tag Kohle im Wert von 100 Millionen australische Dollar. Von diesen Einnahmen fließen etwa zehn Millionen in die Steuerkasse des Bundeslandes.

Multinationale Unternehmen wie Xstrata, BHB Billiton und Rio Tinto und Anglo American mussten Teile ihrer Anlagen stilllegen. Laut Colin Hamilton von Macquarie Securities haben die Firmen für 65 Prozent der jährlichen Kohleexporte Queenslands "Force majeure" erklärt - "höhere Gewalt". Damit können die Unternehmen ohne rechtliche Konsequenzen Lieferverträge mit ihren Abnehmern brechen.

Ende der Krise nicht absehbar

Die Ernteverluste, die der Landwirtschaft entstehen, könnten zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen. Die australischen Bauern haben eine zwölf Jahre lange Dürreperiode hinter sich. Hunderte von Betrieben sind in dieser Zeit pleitegegangen, Familien mussten Haus und Hof aufgeben. Jene Bauern, die durchgehalten hatten, freuten sich anfänglich über den Regen und hofften auf eine Ernte - die erste in Jahren. Doch vielerorts stehen die Felder jetzt unter Wasser, Schafe und Rinder sind ertrunken.

Ein Ende der Krise ist nicht abzusehen: Der Fitzroy-Fluss, das zweitgrößte Flusssystem Australiens, bedrohte am Sonntag die Stadt Rockhampton. Bürgermeister Brad Carter warnte, der Pegel des Flusses werde bis Dienstag auf 9,40 Meter steigen. Dann würden 200 Häuser in der Stadt mit 75.000 Einwohnern überflutet. 4.000 Menschen müssten die Häuser verlassen.

Bereits geschlossen ist der Flughafen von Rockhampton. Nur noch Hubschrauber können landen. Einsatzkräfte dichteten das Gelände mit Sandsäcken und Spezialbarrieren großräumig ab. Die meisten Zufahrtswege nach Rockhampton waren am Sonntag gesperrt. Tausende von Bewohnern versuchten, auf den noch befahrbaren Straßen die Stadt zu verlassen.Rockhampton ist die bevölkerungsreichste der von den Fluten betroffenen Städte. Mehrere kleinere Dörfer und Städte sind in den vergangenen Tagen zum Teil oder vollständig evakuiert worden - manchmal gegen den Willen der betroffenen Bevölkerung. In Condamine ist der Pegel auf 14,3 Meter gestiegen, der höchste je gemessenen Stand, in Emerald auf 15,85 Meter. In beiden Orten stieg das Wasser am Sonntag weiter.

Die Ministerpräsidentin von Queensland, Anna Bligh, bezeichnete die Lage als "sehr ernsthafte, schreckliche Situation". Vielerorts wird die Armee zur Evakuierung von Menschen eingesetzt. Hubschrauber mussten Anwohner retten, die sich auf den Dächern ihrer Häuser vor den rasch steigenden Fluten in Sicherheit gebracht hatten.

Wer sein Hab und Gut verloren hat, findet Schutz in inzwischen 17 Evakuierungszentren. Am Sonntag waren über 1 000 Menschen in Notunterkünften untergebracht. Wie die Behörden mitteilten, müssen in den kommenden Tagen weitere 4 000 Menschen versorgt werden.

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