Kartellstreit Verkauf von T-Mobile USA steht auf der Kippe

Die US-Kartellwächter wollen den Verkauf von T-Mobile USA an AT&T verbieten. Anleger reagieren schockiert auf das mögliche Scheitern des Verkaufs der US-Mobilfunktochter der Deutschen Telekom.

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Der Verkauf von T-Mobile in den USA könnte doch noch fehlschlagen. Quelle: handelsblatt.com

Es hätte der große Befreiungsschlag für die Telekom mit ihrer chronisch schwächelnden US-Mobilfunktochter T-Mobile USA werden sollen. Doch der geplante Verkauf an den US-Telekommunikationsriesen liegt nun erst einmal auf Eis: Das US-Justizministerium hat vor einem Bundesgericht Klage gegen den 39 Milliarden Dollar schweren Deal eingereicht.

Durch den Verkauf würde „der Wettbewerb signifikant eingeschränkt“, hieß es am Mittwoch zur Begründung. Die Gefahr bestehe, dass ein bedeutender Wettbewerber aus dem Mobilfunkmarkt verschwinde. „Die Kombination von AT&T und T-Mobile hieße für Millionen Kunden in den Vereinigten Staaten höhere Preise, weniger Auswahl und schlechtere Qualität“, schrieb das Justizministerium in einer Stellungnahme. Mit der Klage will die US-Regierung verhindern, dass der Deal in die Tat umgesetzt wird. Nun liegt der Fall vor Gericht.

Nachdem die Nachricht in der Welt war, stürzte die Aktie der Deutschen Telekom ein. Der Kurs fiel an der Frankfurter Börse binnen Minuten von einem deutlichen Plus um mehr als sechs Prozent. Auch die Aktie von AT&T verlor an der New Yorker Börse an Wert. Die Papiere des Konkurrenten Sprint schossen dagegen um fast zehn Prozent nach oben.

Die Telekom und AT&T kündigten an, mit allen Mitteln gegen die Klage des Ministeriums kämpfen zu wollen. „Die Entscheidung des amerikanischen Department of Justice, Rechtsmittel im Rahmen des Genehmigungsprozesses für die Übernahme der T-Mobile USA durch AT&T einzulegen, bedeutet nicht das Aus für die geplante Transaktion“, erklärte die Telekom. „Wir werden zusammen mit AT&T für die geplante Transaktion auch vor Gericht eintreten.“

Aufsichtsrechtlich hat in den USA die Federal Communications Commission (FCC) die Entscheidung über solche Fusion zu treffen. Deren Chef, Julius Genachowski, erklärte gestern: „Wettbewerb ist ein essentieller Bestandteil der Analyse der FCC und auch wenn diese noch nicht abgeschlossen ist, sind durch die bisherigen Untersuchungen erhebliche Bedenken hinsichtlich des Einflusses dieser Transaktion auf den Wettbewerb entstanden.“

Kritiker befürchten eine übermächtige Stellung von AT&T auf dem Mobilfunkmarkt, sollte sich der Telefonriese den deutschen Mobilfunker einverleiben. Nach der Bekanntgabe der Pläne im März hatten Verbraucherschutzorganisationen und Wettbewerber gegen die Übernahme protestiert. AT&T könnte nun vor Gericht gegen die Anordnung des US-Justizministeriums vorgehen.

Sollte die Übernahme scheitern, könnte vor allem T-Mobile unter Druck geraten. Die Muttergesellschaft Deutsche Telekom hatte bereits angekündigt, kein weiteres Geld in das US-Tochterunternehmen zu investieren. AT&T hat T-Mobile jedoch zur Entschädigung, falls der Deal platzen sollte, drei Milliarden Dollar und Netzrechte im Milliardenwert versprochen.

Es könnte der größte Mobilfunkkonzern der USA werden

Im Fall einer Fusion würden AT&T und T-Mobile USA zum größten Mobilfunkkonzern Amerikas aufsteigen - die Amerikaner haben 95 Millionen Kunden, die Deutschen 34 Millionen. Zusammen mit dem derzeitigen Marktführer Verizon Wireless stünden die Konzerne für zwei Drittel des Gesamtmarktes und 78 Prozent des Umsatzes.

„Wir wollen diese Fusion verhindern, um einen lebhaften Wettbewerb in diesem Markt zu erhalten, von dem Konsumenten durch hohe Qualität und niedrige Preise profitieren“, sagte James Cole, stellvertretender US-Generalstaatsanwalt, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz „Wir haben den Eindruck, dass die Fusion bundesweit zu höheren Preisen und schlechteren Qualität führen würde.“

Das US-Justiz-Ministerium lässt sich offenbar nicht von den Argumenten von AT&T und T-Mobile  beeindrucken, dass es auch nach einem Zusammengehen ausreichend Konkurrenz durch lokale Wettbewerber gebe. „Konsumenten konnten bislang von niedrigen Preisen und gutem Service profitieren, weil es vor allem auf nationaler Ebene vier Wettbewerber gab. Diese teilen 90 Prozent des Marktes untereinander aus“, sagte Cole. Und der Wettbewerb auf nationaler Ebene um Aufträge von Privatleuten, Firmen und der Regierung sei entscheidend. „Nach einer Fusion würde ein aggressiver Wettbewerber fehlen.“

Die US-Regierung ist derzeit bemüht, in Kartellfragen wieder härter aufzutreten als die Vorgängerregierung. Erst kürzlich hatte die Obama-Administration bereits das Gebot des Börsenbetreibers Nasdaq für die New York Stock Exchange (Nyse) blockiert.

Aus Kreisen der deutschen Wirtschaft in Washington hieß am Mittwoch, dass die Entscheidung zwar eine schlechte Nachricht sei, aber noch nicht das Ende des geplanten Verlaufs bedeutete. Während der Richter am Bundesgericht die Klage prüft, werde sicher versucht, die beanstandeten Punkte auszubessern. „Die Erfolgsaussichten sind kleiner geworden“, sagte ein Beobachter. „Aber es ist zu früh, jetzt schon das Aus für den Deal zu erklären“.

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