Kooperation Navistar-Ecomotors US-Konzern macht revolutionären Zweitakt-Motor serienreif

Es könnte der Durchbuch für den umweltfreundlichen Zweitakt-Motor des Startups Ecomotors sein: Der Lkw- und Motorenkonzern Navistar will den neuen Motor bis zur Serienreife weiterentwickeln und in Lkws zum Einsatz bringen. Ecomotors wurde von dem langjährigen VW-Motorenchef Peter Hofbauer gegründet und wird unter anderem von Microsoft-Gründer Bill Gates finanziert.

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Opoc-Motor, Erfinder Hofbauer Quelle: Scott Stewart für WirtschaftsWoche

Navistar-Chef Dan Ustian sparte nicht mit großen Worten, als er heute Vormittag in Chicago die Kooperation seines Konzerns mit dem Startup Ecomotors ankündigte. „Ich bin wirklich begeistert über diese Zusammenarbeit“, sagte Ustian. „Wir werden den Motor bis zur Marktreife entwickeln. Der Motor von Ecomotors ist eine bahnbrechende Erfindung, die das Potenzial hat, den gesamten Markt der Verbrennungsmotoren zu revolutionieren.“ Das Ziel von Navistar sei „die Kommerzialisierung“ dieser neuen Technik.  

Die WirtschaftsWoche hatte bereits Ende Januar über den anstehenden Durchbuch für die Technologie berichtet. Navistar gehört zu den größten Lkw- und Nutzfahrzeug-Herstellern der Welt und ist nach eigenen Angaben der größte Hersteller von kommerziellen Dieselmotoren. Der Konzern mit Hauptsitz in Chicago beliefert unter anderem Ford, General Motors, Volkswagen, Nissan, Volvo and Land Rover mit seinen Motoren. Mit Navistar hat Ecomotors nicht nur einen Konzern gefunden, der die nötigen Ressourcen hat, um den neuartigen Zweitakter zur Marktreife weiterzuentwickeln. Navistar kann den Motor auch in seinen Lkws zum Einsatz bringen.

Der Zweitakt-Motor, der mit Diesel, Benzin und Gas betrieben werden kann, ist eine Erfindung von Peter Hofbauer. Der Österreicher war zehn Jahre lang Chef der VW-Motorenentwicklung. Eigentlich wollte sich der heute 69-Jährige 1997 im kalifornischen Santa Barbara zur Ruhe setzen. Doch die Idee eines neuartigen Motors, auf die er in seiner Zeit bei VW kam, ließ ihn nicht los. Er tüftelte, gründete mehrere Unternehmen, darunter Ecomotors im Jahr 2008, wo er heute Technikvorstand und Aufsichtsratschef ist.

Der Clou an Hofbauers Erfindung: Der EM 100 D ist kein üblicher Vier-, sondern ein Zweitaktmotor. Hofbauer hat die Zylinder nicht nebeneinander angeordnet. Bei ihm liegen sie einander gegenüber. Jeweils zwei Kolben bewegen sich darin wie klatschende Hände aufeinander zu und voneinander weg. Deshalb hat Hofbauer das Prinzip Opoc genannt, für Opposed Piston, Opposed Cylinder - zu Deutsch: gegenüberliegende Kolben, gegenüberliegende Zylinder.

Die Vorteile der Konstruktion: Der Motor ist um die Hälfte leichter und kleiner sowie um 15 bis 54 Prozent sparsamer als ein traditioneller Viertakter. Die Schadstoffmengen im Abgas und der Ölverbrauch, bislang Schwachpunkte des Zweitakters, sind nicht höher als beim Viertakter. Hinzu kommt: Das neuartige Aggregat ist rund ein Fünftel günstiger als herkömmliche Motoren.

Die verheißungsvolle Technik aus Detroit lockte mächtige Investoren an. Im vergangenen Sommer stiegen Microsoft-Gründer Bill Gates und Vinod Khosla, Mitbegründer des Computerkonzerns Sun Microsystems, mit 23,5 Millionen Dollar bei Ecomotors ein. Die beiden Milliardäre überschlagen sich förmlich mit ihrem Lob für den neuen Motor. "Ecomotors hat eine Technologie gefunden, die das Klima schützt und dabei bezahlbar ist, eine Technik von globaler Bedeutung", sagt Gates. Khosla, der vor allem in Umwelttechnikfirmen investiert, spricht von einer "bahnbrechenden Innovation, die weiten Teilen der Weltbevölkerung ökonomischen und ökologischen Nutzen bringen kann, ohne dass dafür Subventionen oder große Infrastruktur-Investitionen nötig wären". Der Motor könne, so schwärmt er, "die Kohlendioxid-Emissionen stärker senken als jede andere Technologie".

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