Wertweltmeister Was Apple stoppen könnte

Apple jagt von Rekord zu Rekord. Jetzt ist es das wertvollste Unternehmen der Welt. Doch der Erfolg wird sich nicht endlos fortsetzen. Denn viele Gefahren bedrohen ihn.

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Steve Jobs verkörpert Apple. Quelle: handelsblatt.com

Am Mittwoch hat Apple den Gipfel erreicht: Zum US-Börsenschluss notierte der IT-Konzern aus dem Silicon Valley mit einer Marktkapitalisierung von 337 Milliarden Dollar als wertvollstes Unternehmen der Welt, nachdem es tags zuvor den Ölriesen Exxon kurzfristig schon einmal überholt hatte.

Apple glänzte kürzlich bei Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal, das am 25. Juni endete, derart, dass bei unserem US-Westküstenkorrespondenten der Eindruck entstand: „Egal ob iPad, iPhone, Laptop oder Aktie - alles, wo Apple draufsteht, wird offenbar zu jedem Preis gekauft.“ Ein mehr als verdoppelter Nettoquartalsgewinn von 7,3 Milliarden Dollar und ein um 82 Prozent gesteigerter Umsatz von 28,6 Milliarden Dollar ließen ihn folgern, „dass die Marktgesetze für Apple derzeit kaum noch gelten. Die Firma kann ihre Preise steuern, wie sie will - die Konkurrenz ist scheinbar machtlos.“

Ein Ende der Erfolgsgeschichte ist auf den ersten Blick nicht absehbar. Im kommenden Jahr könnte der frühere Nischenanbieter beim Umsatz Hewlett-Packard überholen und als größten IT-Konzern der Welt ablösen. Beim Marktanteil für Smartphones hat das Unternehmen aus Cupertino den Thron mit dem iPhone bereits erobert, ganz zu schweigen vom umwerfenden Erfolg des Tablet-PCs iPad. Und nach Ansicht von Marktexperten hat die Apple-Aktie auf Dauer noch reichlich Luft nach oben.

Doch das hat man bei Nokia einst auch gesagt. Heute geht es den Finnen richtig schlecht. Denn bekanntlich gibt es nach dem Gipfel nur eine Richtung: abwärts. Davon kann Microsoft-Chef Steve Ballmer ebenfalls ein Liedchen singen: Der einst unaufhaltsam wirkende Aufstieg des Giganten aus Redmond im Norden der US-Westküste ist seit längerem gestoppt - weil die Wachstumsphantasie fehlt. Der IT-Riese ist zudem ein Exempel dafür, dass Unternehmen mit zunehmender Größe träge werden.

Auch Apple wird nicht immer noch einen und noch einen draufsetzen können. Schon jetzt hat das Unternehmen etwa beim iPad Lieferschwierigkeiten, weil Zulieferer mit der Produktion von Komponenten nicht hinterher kommen. Das gewaltige Wachstum könnte sich zum Fluch für das Unternehmen entwickeln. Denn immer mehr Kunden machen die Produkte, die ursprünglich Luxus waren, zur Massenware - das gefährdet Image und Margen.

Die Negativschlagzeilen häufen sich

Überhaupt das Image: Mit diesem Pfund wuchert Apple. Der Konzern hat sich eine regelrechte Fangemeinde aufgebaut und wurde in vielen Medien jahrelang fast hymnisch gepriesen. Aber in jüngster Vergangenheit sorgt das Unternehmen zunehmend für Negativschlagzeilen: Durch seine Größe und Marktmacht ruft es verstärkt Wettbewerbshüter und Kartellbehörden auf den Plan - so wie einst Microsoft und dann Google. Apples chinesischer Auftragsfertiger Foxconn steht wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik. Sie sollen etliche Beschäftigte in den Freitod getrieben haben.

Apple selbst macht sich angreifbar, weil der Konzern alles zensiert, was in den App-Store kommt. Kunden fühlen sich nicht nur deshalb bevormundet und herablassend behandelt. Sie haben den Eindruck; dass sich in Cupertino und im gesamten Unternehmen Selbstgerechtigkeit und Überheblichkeit breit machen.

Und schließlich die vermeintliche oder tatsächliche Abhängigkeit von Steve Jobs, dessen Show die Marke entscheidend geprägt hat. Er kehrte 1997 ins Unternehmen zurück, als es kurz vor der Pleite stand und hat es auf den Gipfel geführt. Jetzt ist der Apple-Chef todkrank und hinter seinem Rücken sucht der Verwaltungsrat offenbar einen Nachfolger. Gesundheitsprobleme von Jobs machen die Börse noch heute nervös, wenn auch nicht mehr so stark wie noch vor einigen Jahren.

Ob mit oder ohne Jobs: Nicht jede Wette von Apple wird so aufgehen, wie es einst beim iPod der Fall war, auf den das Unternehmen sein halbes Entwicklungsbudget gesetzt hatte. Ungewohnt harte Konkurrenz ist Apple bei Betriebssystemen für Smartphones mit Google Android erwachsen, wo zudem ein Patentstreit tobt: Google wirft dem Rivalen vor, den Wettbewerb zu behindern. Bei einem neuen Trend, dem Cloud Computing hinkt Apple schon heute hinter den Rivalen Amazon und Google her und will mit einem gefährlichen Mittel kontern: Kampfpreisen.

Essenziell für die Zukunft des Unternehmens ist es, Talente für sich zu gewinnen und dann zu halten. Viele von denen heuern aber heute lieber bei sozialen Netzwerken wie Facebook oder Linkedin an - oder sie machen sich selbstständig, weil es ihnen der Reichtum möglich macht, den Apples Erfolg ihnen verschaffte.

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