Agrarfrost Der Kartoffelkönig aus Aldrup

Seite 3/3

Agrarfrost-Inhaber Eike Stöver Quelle: Stefan Kröger für WirtschaftsWoche

Das war nicht immer so. Als Vater Reinhold das Kartoffelgeschäft um Feinkost, Fleisch- und Wurstwaren sowie einen eigenen Großhandel mit Zustelldienst ausweitet, verzettelt sich das Unternehmen. Die Aldruper sind zwar überall dabei, spielen aber nirgendwo eine dominierende Rolle. Erträge und Umsätze dümpeln vor sich hin, es fehlt ein klares Profil.

2006 entschließen sich Vater und Sohn zu einem harten Schnitt. "Wir haben uns auf das Kerngeschäft Kartoffel konzentriert", erinnert sich der Junior. Die Stövers verkaufen alles, was nicht direkt mit der Knolle zu tun hat. Das Großhandelsgeschäft geht an Rewe, die Weser Feinkost an einen niederländischen Hersteller.

Binnen weniger Monate magert die Stöver-Gruppe auf diese Weise um fast 200 Millionen Euro Umsatz und 700 Mitarbeiter ab. Entlassungen habe es nicht gegeben, sagt Stöver. Die radikale Schlankheitskur hilft dem Unternehmen. "Seitdem wachsen wir jedes Jahr zweistellig", sagt Stöver, lehnt sich zufrieden zurück und zündet sich eine Marlboro light an.

Kartoffelpreise steigen

Der Radikalumbau macht auch vor der Familie nicht halt. Der heute 72-jährige Senior macht seinem Sohn als Mehrheitsgesellschafter an der Spitze der Unternehmensholding Platz und beschränkt sich auf einen Minderheitsanteil an der Firma.

Seitdem kommt auch wieder öfter Neues aus Aldrup in die Truhen: Ofenpuffer mit Fenchel und Karotten, gewürzte Pommes-Sorten, Mini-Kartoffeltaschen mit Frischkäsefüllung. Dabei werde auf künstliche Geschmacksverstärker, Farbstoffe sowie künstliche Aromen verzichtet und Wert auf einen hohen Anteil gesünderer ungesättigter Fettsäuren gelegt, sagt Manfred Wulf, Eike Stövers Schwager. Der 46-jährige ehemalige Manager des US-Lebensmittelriesen Kraft Foods ist seit 2004 im Unternehmen und für den operativen Teil zuständig.

Sorgen bereitet Stöver zunehmend der Boom bei der Bioenergie. Über 400 Landwirte haben die Aldruper unter Vertrag, die laut Wulf die "besten Böden für Kartoffeln in Deutschland beackern". Fragt sich nur, wie lange noch. "In unserem Landkreis ist schon fast 50 Prozent der Ackerfläche mit Biogas-Mais belegt", schimpft Stöver. "So verlieren wir kostbare Anbauflächen für Lebensmittel an die Biogasherstellung." Schon mache sich der Konkurrenzkampf um die Flächen bemerkbar. "Es hat in diesem Jahr eine knappere Ernte in Europa gegeben", sagt Stöver. "Die Preise für Kartoffelprodukte werden steigen."

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%