Altersvorsorge Lebensversicherungen und Pensionskassen im Sog der Finanzkrise

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Damit setzt sich ein Trend fort, der schon im vergangenen Jahr begann. So musste Daimler 2007 einräumen, dass sich ihre Pensionspläne nur mit 5,5 Prozent verzinsten, 2006 waren es noch 9,5 Prozent gewesen. Der Metall-Pensionsfonds, der Geld etwa für Mitarbeiter von Miele, Opel oder EADS verwaltet, rutschte, weil riskanter aufgestellt, im vergangenen Jahr sogar mit 2,6 Prozent ins Minus (2006: plus 10,5 Prozent). Sollte ein Unternehmen pleitegehen, dann sind die Betriebsrenten sowohl bei den Direktzusagen als auch beim Pensionsfonds über den Pensionssicherungsverein abgesichert (PSV). Derzeit beziehen 454.000 Arbeitnehmer im Ruhestand ihre Betriebsrente aus der PSV-Kasse. Der PSV wird über Beiträge der Unternehmen finanziert. Je mehr Pleiten, desto höher die jährlichen Prämien. Den Höchststand erreichte der PSV-Beitrag mit 0,69 Prozent der versicherten Betriebsrenten, als der Elektro-Konzern AEG 1982 in einen Vergleich ging. Auch in diesem Jahr musste der PSV eingreifen – so bei der Pleite der Modekette SinnLeffers. Sämtliche Rentenansprüche von 2.000 Mitarbeitern stehen auf dem Spiel.

Dabei dürfen nicht alle Beschäftigten von SinnLeffers auf eine Rettung über den PSV hoffen, denn dieser steht nur für Betriebsrenten gerade, die der Arbeitgeber einem Mitarbeiter mindestens fünf Jahre vor der Pleite zugesagt hat. Zudem müssen die betreffenden Mitarbeiter zum Zeitpunkt der Insolvenz mindestens 30 Jahre alt sein. Ist eine der Voraussetzungen nicht erfüllt, gehen die Betriebsrentner leer aus.

Auch bei Pensionskassen können Angestellte, die weniger als fünf Jahre im Betrieb waren, später vor dem Nichts stehen, soweit nur reine Arbeitgeberleistungen zugesagt wurden, die nicht Teil des Arbeitnehmergehalts sind. Wandelt der Beschäftigte dagegen einen Teil seines Gehalts in Beiträge zur Betriebsrente um, dann gilt der Anspruch ab dem ersten gezahlten Euro.

Anders als bei den Direktzusagen bildet das Unternehmen keine Rückstellungen, sondern zahlt Geld in einen Anlagetopf, der ähnlich wie bei einer Lebensversicherung verwaltet wird. Wie viel der Arbeitnehmer über die Beiträge plus Garantiezins von 2,25 Prozent hinaus bekommt, hängt vor allem vom Anleihenmarkt ab, denn die Pensionskassen legen in der Regel 70 bis 90 Prozent ihres Kapitals in Zinspapieren an.

Noch gibt es wenige Problemfälle

Gute Pensionskassen schafften im vergangenen Jahr um die fünf Prozent, schlechte hatten Probleme, die garantierte Mindestverzinsung zu erwirtschaften.

Wegen des Garantiezinses müssen Pensionskassen in der Regel konservativer anlegen als Pensionspläne und -fonds. Nach dem Gesetz dürfen sie nur bis zu 35 Prozent in riskantere Anlagen wie Aktien investieren, für Pensionsfonds gilt dagegen kein Limit. Zudem ist bei Pensionskassen der Anteil für Hegdefonds auf fünf Prozent beschränkt; in die mit Forderungen auf Kredite hinterlegten und deshalb teilweise sehr riskanten Asset Backed Securities (ABS) dürfen sie aber sogar 7,5 Prozent investieren.

Sollte eine Pensionskasse in die Pleite rutschen, dann wird, anders als beim Pensionsfonds und den Direktzusagen, der Sicherungsfonds Protektor wirksam. Wird das beitragszahlende Unternehmen insolvent, fließen die Betriebsrenten der Beschäftigten nicht in die Konkursmasse, sondern bleiben als separates Pensionsvermögen erhalten.

Noch gibt es wenig Problemfälle: Dieses Jahr haben neun der 152 deutschen Pensionskassen den Stresstest der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht nicht bestanden. Dieser soll offenlegen, inwieweit die Pensionskassen in der Lage sind, auch bei einer ungünstigen Entwicklung der Finanzmärkte ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Stichtag für die letzte Analyse war aber Ende 2007, die Folgen der Kreditklemme sind also nur zum Teil enthalten.

Glück hat, wer seine Betriebsrente von einer Pensionskasse erhält, bei der die Beitragszahler deutlich in der Mehrheit sind. Die ist auch in Krisenzeiten immer flüssig und kann abwarten, bis die Risikopapiere in ihrem Portfolio wieder verkäuflich sind. Bei der Allianzpensionskasse, die auch anderen Unternehmen offensteht, zahlen 731.500 Mitarbeiter ein, Betriebsrente beziehen nur 480 Ruheständler. Für dieses Häuflein wird wohl nichts mehr schiefgehen, selbst wenn der kommende Weg für die Anlageprofis der Allianzpensionskasse nicht leicht sein wird.

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