Apple-Mitgründer Steve Jobs Tod eines Visionärs

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Apple-Gründer Steve Wozniak Quelle: dpa

Wie so viele Erfolgsgeschichten des Computerzeitalters begann auch die von Apple in einer Garage. Im Fall von Jobs gehörte diese seinen Adoptiveltern in Kalifornien. Der 21-Jährige baute dort Ende der 70er seine ersten Computer, das Startkapital des Studienabbrechers stammte weitgehend aus dem Verkauf seines VW-Busses. Zuvor hatte er auf einer Indienreise nach spiritueller Erleuchtung gesucht und bei Atari, der US-Kultfirma aus Elektronik-Pioniertagen, an Videospielen herumgetüftelt.

1976 gründete Jobs zusammen mit Steve Wozniak den Computerhersteller, die beiden Steves schraubten ihre erste Kreation zusammen: den Apple I - ein Computer ohne Gehäuse, Tastatur und Monitor. Erschwingliche Rechner waren rar, Jobs und Wozniak erkannten ihre Chance. Der spätere Mac-Computer erreichte Kultstatus, doch nach dem Aufstieg folgte der tiefe Fall. Missmanagement und die starke Konkurrenz durch Windows-PC führten Apple an den Rand des Ruins. Jobs, der 1985 im Streit bei Apple ausgeschieden war, kehrte 1997 an die Firmenspitze zurück. „Wir waren damals nur 90 Tage von einem Konkurs entfernt“, erinnerte sich Jobs später.

Jobs krempelte die Musikindustrie um

Ein Jahr später brachte Apple den iMac mit buntem Plastikgehäuse auf den Markt, Design und Bedienbarkeit sollten von da an zum Markenzeichen und zum Erfolgsgaranten von Apple werden. Doch Jobs wollte mehr als Computer verkaufen, er suchte nach neuen Spielwiesen. Ab 2001 krempelte er mit dem iPod und dem Onlineladen iTunes die gesamte Musikindustrie um. 2007 folgte mit dem iPhone der Vorstoß ins Handygeschäft - wieder setzte Jobs Trends, indem er auf eine Tastatur verzichtete und stattdessen einen berührungsempfindlichen Bildschirm einbauen ließ.

Quasi über Nacht rollte Apple den Markt auf und leitete den Niedergang des Handy-Weltmarktführers Nokia ein. Sein bisher letzter Coup gelang Jobs im Jahr 2010 mit dem iPad, das den lange belächelten Tablet-Computern zum Durchbruch verhalf. Zuletzt verkaufte Apple binnen dreier Monate 20,3 Millionen iPhones, fast 9,3 Millionen iPads, 7,5 Millionen iPods und annähernd 4,0 Millionen Mac-Rechner. Insgesamt verdiente der Konzern unglaubliche 7,3 Milliarden Dollar.

Der wirtschaftliche Erfolg unter Jobs war spektakulär: Als Jobs 1997 zurückkehrte lag der Kurs der Apple-Aktie bei 4,50 Dollar – gestern waren es 278 Dollar. In diesem Jahr hatte Apple den Ölkonzern Exxon als zwischenzeitlich auch als teuerstes Unternehmen der Welt abgelöst.

Doch entsprechend argwöhnisch hatten Anleger und Investoren auch immer den Gesundheitszustand von Jobs verfolgt, kleinste Gerüchte konnten den Aktienkurs stark abrutschen lassen.

Wie Jobs Nachfolger Tim Cook die Arbeit des Visionärs fortsetzen kann, ist denn auch die große Frage für die Zukunft des Konzerns. Neben Jobs gilt der 50-Jährige als einer der wichtigsten Architekten des wirtschaftlichen Erfolgs des iPhone- und iPad- Herstellers. Als für das Tagesgeschäft zuständiger „Chief Operating Officer“ hatte er dafür zu sorgen, dass nach der Umsetzung der kühnen Visionen am Ende des Tages schwarze Zahlen in den Büchern stehen. Das US-Magazin „Fortune“ würdigte Cook als „das Genie hinter Steve“.

Trotzdem hat er längst nicht das Charisma von Jobs und schon auf seinen ersten Auftritt, die Präsentation des iPhone 4S in dieser Woche reagierten viele Fans enttäuscht. Dabei könnte der Verzicht auf große Neuerungen wirtschaftlich durchaus sinnvoll sein.

Doch diese Fragen rücken noch in den Hintergrund. Am heutigen Tag dominiert die Trauer um eines der größten Genies der IT-Branche.

Mit Material von dpa, AP und Reuters

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