Arcandor-Insolvenz 13 Karstadt-Häuser machen dicht

Derzeit tobt in den Häusern der insolventen Warenhauskette Karstadt noch das Weihnachtsgeschäft. Doch für viele Häuser ist es ein Schlussverkauf. Anfang kommenden Jahres sollen 13 Karstadt-Filialen geräumt werden, 1200 Mitarbeiter sind betroffen. Welche Warenhäuser bleiben – und welche sterben.

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Karstadt-Kaufhaus in Duisburg: Quelle: dpa

Über 2100 Mietverträge haben die Experten von Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg in den vergangenen Monaten geprüft und wochenlang über die Zukunft der Karstadt-Häuser verhandelt. Nun hat sich Görgs Karstadt-Beauftragter Rolf Weidmann mit den Vermietern geeinigt.

Karstadt soll demnach vorerst 120 Häuser weiterführen. 13 Filialen müssen jedoch ihre Pforten schließen. Insgesamt 1200 Mitarbeiter seien davon betroffen, sagte Weidmann. „Tatsächlich aufgeben müssen wir insgesamt im Frühjahr 2010 die drei Standorte Kaiserslautern, Ludwigsburg und das Warenhaus in Hanau.“ Dort sind insgesamt knapp 400 Mitarbeiter beschäftigt.

Einschnitte für Oppenheim-Esch-Anleger

In insgesamt zehn Städten, in denen Karstadt mit mehreren Häusern präsent ist, würden zudem einzelne Filialen bis März 2010 geschlossen. Für sechs davon hatte Weidmann das Aus bereits auf der Gläubigerversammlung verkündet.

Geschlossen werden sollen die folgende Häuser: Die Sport- und Multimedia-Filiale in Celle, das Technikhaus in der Dortmunder Kampstraße, Karstadt im Hamburger Elbe Zentrum, die Livingfiliale in Hannover, die Filiale „Alter Markt“ in Kiel, das „Haus am Dom“ in München und das Sporthaus in Recklinghausen. Betroffen sind außerdem eine WOM-Filiale in Stuttgart, eine Schaulandt-Filiale in Braunschweig und ein Karstadt-Multimediamarkt in Berlin.

Die Einschnitte treffen auch die Vermieter empfindlich. Bluten müssen vermutlich die Eigentümer von vier Karstadt-Immobilien in Leipzig, München, Potsdam und Karlsruhe. Die Immobilien gehören gemeinsamen Fonds der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim und des Troisdorfer Immobilienunternehmers Josef Esch, an denen gut betuchte Anleger wie Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff beteiligt sind. Die vier Objekte wiesen bisher Mietkonditionen auf, die deutlich über dem Marktdurchschnitt lagen. Von Oppenheim-Esch-Seite wird eine Einigung mit dem Insovenzverwalter jedoch bestritten. "Von einem endgültigen Ergebnis kann nicht gesprochen werden", heißt es. Insofern dürfte die Zitterpartie für die Mitarbeiter in diesen Häusern wohl weitergehen.

Klarer sind die Auswikungen auf das Immobilien-Konsortium Highstreet. Alle Häuser, die geschlossen werden, sind im Highstreet-Besitz. Das Konsortium, das aus Töchtern von Goldman Sachs, Deutscher Bank und Pirelli besteht, und zuletzt Mieteinnahmen von rund 277 Millionen Euro von Karstadt erhielt, muss nun nach Nachmietern fahnden. Eine Aufgabe, die angesichts der Immobilien und der Marktsituation nicht einfach werden dürfte.

Immerhin: Durch die Zugeständnisse können Highstreet und Oppenheim-Esch ihre Kernmieteinnahmen sichern. Denn bundesweit sollen 86 Warenhäuser, 26 Sporthäuser und acht Schnäppchencenter mit über 25.000 Arbeitsplätzen fortgeführt werden. Auf dieser Grundlage werde nun ein Insolvenzplan ausgearbeitet und die Investorensuche aktiv angegangen, sagte der Karstadtbeauftragte Weidmann.

Nach der Schließung der 13 Häuser ist Karstadt damit auch auf einem Niveau, das für den Hauptwettbewerber, die zum Metro-Konzern gehörende Warenhausgruppe Kaufhof, langsam interessant werden könnte. Metro-Chef Eckhard Cordes hatte im Vorfeld Interesse an rund 60 Karstadt-Häusern geäußert, die genaue Zahl in letzter Zeit allerdings mehrfach relativiert.

Welche Häuser überleben

Genug Auswahl hat Cordes auch nach der ersten Schließungswelle. Folgende Karstadt-Häuser will der Insolvenzverwalter weiterführen.

Premium-Gruppe: Das Alsterhaus in Hamburg, das KaDeWe in Berlin sowie das Haus Oberpollinger in München bleiben bestehen.

Karstadt-Warenhäuser: Augsburg, Bad Homburg v.d. Höhe, Bamberg, Bayreuth, Berlin (Charlottenburg, Kreuzberg, Kurfürstendamm, Spandau, Steglitz, Tempelhof, Wedding), Bielefeld, Bochum, Bonn, Bottrop, Braunschweig, Bremen, Bremerhaven, Celle, Darmstadt, Dessau, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Duisburg, Erfurt, Essen, Esslingen, Flensburg, Frankfurt a.M. (Zeil), Freiburg im Breisgau, Fulda, Gießen, Goslar, Göttingen, Gummersbach, Gütersloh, Hamburg (Mönckebergstraße, Bergedorf, Billstedt, Elsmbüttel, Harburg, Wandsbek),  Hannover, Iserlohn, Karlsruhe, Kiel, Köln, Konstanz, Landshut, Leipzig, Leonberg, Limburg (Lahn), Lörrach, Lübeck, Lüneburg, Magdeburg, Mainz, Memmingen, Mönchengladbach, Mülheim, München (Am Nordbad, Bahnhofplatz, Olympiazentrum, Schwabing), Münster, Neumünster, Norderstedt, Nürnberg (Lorenzkirche, Langwasser), Offenburg, Potsdam, Recklinghausen, Rosenheim, Saarbrücken, Siegen, Singen (Hohentwiel), Stuttgart, Sulzbach, Trier, Viernheim, Wiesbaden, Wismar.

Karstadt-Sporthäuser: Berlin (Kranzler Eck, Steglitz), Braunschweig, Bremen, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Essen, Frankfurt a.M. (Nordwestzentrum), Göttingen, Hamburg (Mönckebergstraße, Harburg, Wandsbek), Hanau, Hannover, Karlsruhe, Kiel, Köln, Konstanz, Lübeck, München (Oberpollinger), Münster, Rosenheim, Stuttgart, Wildau.

Schnäppchen-Center: Berlin-Neukölln, Bochum, Frankfurt (Oder), Gießen, Hoyerswerda, Ludwigshafen, Paderborn, Rosenheim.

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