Areva-Chefin Lauvergeon Frankreichs bekannteste Topmanagerin muss gehen

Ihr Verhältnis zu Staatschef Nicolas Sarkozy galt als unterkühlt: Nun muss die langjährige Chefin des Nuklear-Konzerns Areva ihren Posten räumen - mitten in der massiven Krise der Atombranche.

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Die Chefin von Areva, Anne Lauvergeon. Quelle: handelsblatt.com

Anne Lauvergeon wird als Chefin des französischen Nuklear-Konzerns Areva abgelöst. Der französische Premierminister Francois Fillon teilte am Donnerstagabend mit, das Ende Juni auslaufende Mandat der 51-Jährigen nicht zu verlängern. Nachfolger wird der Areva-Vorstand Luc Oursel. Er war bei Areva bislang für das Marketing, internationale Aktivitäten sowie Projekte zuständig.

"Die Wahl zeugt vom Willen des Staatsaktionärs, die Führungsmannschaft zu erneuern", teilte Fillon mit. Seit Monaten hatte es Gerüchte um eine Ablösung von Frankreichs bekanntester Topmanagerin gegeben, der kein gutes Verhältnis zu Staatschef Nicolas Sarkozy nachgesagt wird.

Die Verzögerungen beim Bau des EPR-Druckwasserreaktors in Finnland und die Niederlage beim Kampf um einen Großauftrag aus Abu Dhabi hatten sie in die Kritik gebracht. Zudem gab es Streit mit dem Chef des Stromriesen EDF, Henri Proglio, über die Führungsrolle in der Atomsparte.  

Erst mit der Atomkatastrophe in Japan beruhigte sich die Gerüchteküche. Zu gefährlich schien eine Zeit lang ein Neuanfang inmitten der Branchenkrise. Zudem wurde der Französin bescheinigt, einen guten Job als Krisenmanagerin zu machen. Nach dem Atom-Unglück von Fukushima hatte es in Paris geheißen, dass sie doch Chancen auf ein neues Mandat habe, da sie als Madame Atom für Frankreichs Sicherheitsimage im Ausland stehe. 

Nachfolger Oursel ist 51 Jahre und war erst 2007 zu Areva als Chef der Reaktorsparte Areva NP gestoßen. Seit 2009 hatte er den Posten des beigeordneten Generaldirektors inne. 2007 war der Bergbauingenieur zum Vorstandsvorsitzenden von Areva NP ernannt worden, des bis vor einiger Zeit gemeinsam mit Siemens betriebenen kerntechnischen Gemeinschaftsunternehmens.

Zuvor arbeitete Oursel unter anderem für Schneider Electric, das französische Verteidigungsministerium und den Geodis-Konzern. Oursel solle vor allem die Wettbewerbsfähigkeit von Areva stärken, ließ Frankreichs Premierminister François Fillon mitteilen.

Die Frage wird nun sein, ob mit Oursels Benennung eine Strategiewende bei Areva einhergehen wird. Lauvergeon hatte stets die integrierte Struktur Arevas verteidigt. Der Konzern vereint unter seinem Dach das Geschäft mit Uran-Minen, der Produktion und Wiederaufbereitung von Brennelementen sowie dem Bau von Kernreaktoren.

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