Ariane Derks „'Fundraising' klingt furchtbar“

Mit guten Ideen in die Köpfe der Finanziers: Die Standortinitiative „Land der Ideen“ sieht sich nicht als Bittsteller, denn Unternehmen brauchen ihre Projekte als Plattform für regionales Engagement.

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Ariane Derks glaubt an gute Ideen und passende Partnerschaften – verbiegen würde sie sich für einen Finanzier nicht.

Hamburg Ohne die Sponsorengelder aus der Industrie könnte sie ihre Projekte überhaupt nicht realisieren, trotzdem gehört der Begriff Fundraising nicht in den Wortschatz der Geschäftsführerin der Standortinitiative 'Land der Ideen'. „Das klingt so, als stellten wir unseren Partnern ein fertiges Produkt hin und forderten sie auf: 'Los, kauft es, bitte'“, sagt Ariane Derks. Die Realität sehe anders aus, so Derks: Firmen brauchen Projekte, mit denen sie ihr Engagement für den Standort Deutschland untermauern können.

Ihre Organisation bietet den Rahmen dafür. Die 38-Jährige ist seit 2005 an Bord, als die Bundesregierung und der BDI die Initiative im Vorfeld der Fußball-WM 2006 gegründet hatten. Die Tatsache, dass die ganze Welt auf Deutschland blicken würde, wollte man ausnutzen. Tausende Orte, Ideen und Personen wurden inzwischen ausgezeichnet, jetzt hat Derks ein neues Ziel: Künftig will sie stärker im Ausland Flagge zeigen. Wie das gehen soll, das beantwortet sie in zehn kurzen Sätzen.

Ich bin Geschäftsführerin einer deutschen Standortinitiative, weil…
Ariane Derks: …ich etwas für unser Land tun möchte, und ich es schätze, dass ich in dieser Position ein unheimlich breites Wissen über Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ansammele. Ich bin Mitarbeiterin der ersten Stunde und war anfangs im Partnermanagement tätig. Seit 2011 bin ich Geschäftsführerin.

Früher dachte ich, ich würde…
... Astronautin werden, ganz klar. Die Raketen, die schon in den 1970-er Jahren entwickelt wurden, tragen meinen Vornamen – das konnte doch kein Zufall sein… Als ich dann aber so schlecht in Mathe wurde und später entdeckte, dass ich Flugangst habe, war das Thema gestorben.

Mein Tag beginnt…
... sehr früh! Um 5.30 Uhr lese ich meine ersten Emails und gehe joggen, bevor ich ins Büro fahre.

Manchmal fühle ich mich überfordert…,
... wenn ich zu viele Bälle in der Luft habe, weil ich selbst zu viele Themen parallel angestoßen habe. Dann hilft es mir, Mindmaps zu malen, weil ich dadurch eine Struktur bekomme, die ich abarbeiten kann.


„Lampenfieber kenne ich zur Genüge“

Fundraising…
... klingt furchtbar, ich mag das Wort nicht. Natürlich gehört es zu meiner täglichen Arbeit, die Finanzierung unserer Projekte sicherzustellen. Und es ist gut, dass Unternehmen es als Teil ihrer Verantwortung verstehen, an dieser Stelle zusammenzuarbeiten und gesellschaftlich relevanten Themen zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Dabei entwickeln wir die Projekte aber immer mit den Unternehmen zusammen. Welche Ziele haben sie und welche Ideen verfolgen wir – das muss zusammen passen. Wir stellen nie ein fertiges Produkt hin und fordern sie auf: ‚Los, kauf es, bitte.‘ Glücklicherweise ist die Bereitschaft von Unternehmen nach wie vor da, entsprechende Engagements zu unterstützen, allerdings wächst der Anspruch an die Messbarkeit, was ich legitim finde.

Unsere Pläne für 2015 sind…
... unser 10-jähriges Jubiläum zu feiern und zu überlegen, wie wir uns die nächsten zehn Jahre aufstellen wollen. Internationalisierung ist ein wichtiges Stichwort. Bislang haben wir uns mit dem Standortmarketingansatz der Initiative überwiegend nach innen gewendet, künftig wollen wir das neue deutsche Selbstbewusstsein in einer angemessenen Weise auch nach außen präsentieren und so einen Beitrag zur gestiegenen Verantwortung Deutschlands in der Welt zu leisten.

Ich habe schon viele tolle Projekte begleitet, besonders beeindruckt hat mich aber…
... das Projekt interkulturelle Vätergruppen in Berlin Neukölln. Bei den Teilnehmern handelt es sich um alleinerziehende Väter, die sich regelmäßig zu ihrer besonderen Situation austauschen. Und eines fasziniert mich über alle Projekte hinweg: Das große Engagement der Menschen in diesem Land!

Lampenfieber…
... kenne ich zur Genüge, ohja! Vor wichtigen Terminen erzähle ich morgens meinem Spiegelbild, was ich später vortragen will. Das hilft mir einigermaßen, was aber nicht bedeutet, dass ich in ungewohnten Situationen auch mal einen roten Kopf bekomme.

Die Frauenquote ist…
...Zunächst muss man sagen, dass es schon sehr viele Unternehmen gibt, die auf Chancengleichheit achten. Leider sind sie oft nicht hinreichend bekannt. Es wäre daher gut, wenn häufiger über diese positiven Beispiele berichtet würde. Das hilft mehr, als über die Quote zu diskutieren. Andererseits braucht es wohl diesen Katalysator, der uns zwingt, sich mit den wichtigen Fragen hinter der Debatte schnellstens zu beschäftigen und die entsprechenden Antworten zu finden.

Angela Merkel kann…
... wohl so ziemlich alles. Ich kenne sie nicht persönlich, meine aber, sie hat auch in schwierigen Zeiten gute und richtige Entscheidungen für unser Land getroffen. Vielleicht könnte sie sich aber hin und wieder fröhlicher zeigen. Sie wirkt immer sehr beherrscht, und viele Menschen fänden es sicher gut, wenn sie sich auch mal unbekümmert gibt.

Dieses Interview wurde bei SAAL ZWEI veröffentlicht, einem Online-Business-Magazin für Frauen. Es erscheint jede Woche und kann kostenlos hier abonniert werden.

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