Aufbruch im Sechseck Die Software AG macht Dampf

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Umsatz 2010 nach Geschäftssparten Quelle: Software AG

Sollte es tatsächlich ernsthafte Versuche gegeben haben, war es auch und gerade Mitgründer Schnell, der sie vereitelte. Denn seine Software AG Stiftung hält immer noch rund 30 Prozent der Aktien. Das soll sich einstweilen auch nicht ändern. „Wir wollen unsere strategische Investition behalten. Denn wir sind ein Garant dafür, dass keine Heuschrecke das Unternehmen übernimmt“, sagt Schnell gegenüber der WirtschaftsWoche. "Einen Ankerinvestor zu haben ist ein Segen für ein Unternehmen.“

Anthroposoph Schnell ist gewissermaßen der gute Schlossgeist, der über die Unabhängigkeit seines Babys wacht. Er residiert auf einer Anhöhe oberhalb von Eberstadt in einer denkmalgeschützten Villa mit Reetdach. Dort verwaltet der 72-Jährige die Software AG Stiftung, an die er 1992 seine kompletten Anteile an der Software AG übertragen hat. Schnell war 1969 einer von sechs Gründern der Software AG, die damit eines der ältesten Softwareunternehmen weltweit ist. In seiner braunen Cordhose, dem beigen Sakko und weißen Rollkragenpullover wirkt der leicht untersetzte Mann eher wie der Lehrer einer Walldorfschule denn als ein in die Jahre gekommener Programmierer.

IBM öffnete die Tür in den Markt

Dabei verdankt die Software AG ihren Ursprung dem gleichen Ereignis wie SAP: 1969 sorgte ein Kartellurteil in den USA dafür, dass IBM als damaliger Monopolist bei Großrechnern erstmals den Unternehmen Computerhardware und -software getrennt voneinander in Rechnung

stellen musste. "Erst dadurch gab es überhaupt einen Markt für Software", sagt Schnell. Also konzipiert der Jungunternehmer zusammen mit Kollegen ein Datenbankprogramm namens Adabas (Adabtable Database System), das auf die Bearbeitung großer Informationsmengen spezialisiert ist. Adabas ist bis heute einer der Grundpfeiler der Software AG. Erster Kunde ist 1971 die WestLB.

Was in Amerika nicht läuft, taugt auch in Deutschland nichts

Als der Absatz in Deutschland stockt, konzentriert sich Schnell 1972 auf den US-Markt. "In Deutschland ist man oftmals erst dann erfolgreich, wenn man zuvor bereits Amerika erobert hat", sagt er. "Nicht von ungefähr gibt es hierzulande das Sprichwort:,Das kommt nicht von weit her‘."

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