Ausland Werbung fürs Urlaubsland Deutschland

Deutschland legt als Reiseziel bei Ausländern stärker zu als die europäischen Nachbarn – trotz spärlicher Werbung.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Touristen aus Fernost vor dem Quelle: dpa

Japaner brauchen Platz. Zumindest dann, wenn sie in Reisegruppen durch Deutschland touren. Busunternehmer Richard Eberhardt aus Pforzheim hat sich darauf eingestellt: Statt vier bieten einige Busse seiner Flotte nur drei Sitze in einer Reihe an. „Japanische Gäste wünschen mehr Komfort und Abstand zu ihren Sitznachbarn“, sagt Eberhardt. Mehrere Hundert Japaner kutschiert der findige Unternehmer jedes Jahr durchs Land.

Die Geschmäcker der internationalen Gäste sind unterschiedlich. Japaner lieben vor allem Neuschwanstein und Düsseldorf, wo viele japanische Firmen ihre Europa-Zentrale haben. Russen suchen mehrwertsteuerfreien Einkauf — sie zieht es in Großstädte und nach Baden-Baden. Amerikaner bevorzugen regionale Küche und historische Sehenswürdigkeiten wie das Heidelberger Schloss. Holländer — die größte ausländische Besuchergruppe — präferieren Natur an Mosel, in der Eifel und im Sauerland.

Marketingbudget einer Keksfabrik für den Tourismus

Entsprechend unterschiedlich fallen die Botschaften aus, mit denen die vom Bund finanzierte Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) weltweit für Germany wirbt. In den USA lockt die DZT mit Reisen auf den Spuren deutscher Ahnen, und im Internet wirbt sie etwa mit Routenplänen für religiöse oder homosexuelle Reisende. Rund 22 Millionen Euro jährlich lässt sich die DZT die Vermarktung Deutschlands als Reiseziel kosten — unter anderem für Marketingleute, die in 29 Ländern Kontakt zu Reiseveranstaltern halten und Journalistenreisen organisieren. Kritiker frotzeln, die Summe entspräche „dem Marketingbudget einer Keksfabrik“. Über allem stehen die Themen Kultur und Gesundheit, die von Jahr zu Jahr variiert werden. 2008 stand Deutschland für „Schlösser, Parks und Gärten“. 2009 lautet das Motto „Aktivurlaubsziel Deutschland — Lifestyle Wandern und Radfahren“ und kommendes Jahr „Ruhr 2010“.

Seit Jahren besuchen immer mehr Ausländer Deutschland — in 2008 kamen trotz Finanzkrise vier Prozent mehr. Insgesamt blieben mehr als 40 Millionen Gäste, die mindestens einmal übernachteten. Damit liegt Deutschland weltweit auf Rang vier — hinter den USA, Spanien sowie Frankreich und vor Italien. Seit 2004 wächst Deutschland als Reiseland laut „World Travel Monitor“ der Münchner Beratung IPK International sogar stärker als die europäischen Nachbarn. Jeder zweite Ausländer kommt, um privat Urlaub zu machen, 29 Prozent haben einen geschäftlichen Hintergrund, und neun Prozent besuchen Verwandte oder Bekannte.

Deutschlands Zukunftsmärkte liegen im Osten. Die Zahl der Gäste aus China, Indien und Russland wächst zweistellig. Auch in Anrainerstaaten liegt Potenzial. Polen besuchen die Tropical Islands in Brandenburg, Tschechen shoppen in Dresden, und die Franzosen entdecken den Gourmettourismus in Baden-Württemberg. Die Regionalverwaltungen in Lothringen und Elsass hätten „wichtige Trends verschlafen“, freut sich Rainer Laubig vom Tourismus-Marketing Baden-Württemberg. Dort seien Wellness-Hotels Mangelware und das Essen teurer.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%