Auslandsstrategie Wie Jägermeister die USA eroberte

Die USA sind inzwischen der wichtigste Markt für Jägermeister. Die Rezepte mit denen der Kräuterschnaps zum Kult wurde, sollen nun auch in Russland und China angewendet werden.

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Jägermeister-Girls in China

Rund 36 Millionen Flaschen Jägermeister leeren die Amerikaner pro Jahr. Damit sind die USA mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent der weltweit wichtigste Markt für Mast-Jägermeister. „Wir sehen mittelfristig noch Potenzial bis zu 60 Millionen Flaschen pro Jahr“, sagt John Frank, Miteigentümer und Vize-Chairman der Sidney Frank Importing Company, dem Exklusivimporteur von Jägermeister.

Sidney Frank brauchte einen langen Atem, um Jägermeister zum Durchbruch in den USA zu verhelfen – und der mittelständische Schnapshersteller aus Wolfenbüttel viel Stehvermögen. „Ein großer Spirituosenhersteller hätte nie so lange Geduld gehabt“, sagt Dietmar Franke, der seit 1993 bei Mast-Jägermeister für das USA-Geschäft zuständig ist.

Jägermeister-Zapfanlage für die Theke

Die zündende Idee, wie sich Jägermeister erfolgreich in den USA verkaufen könnte, hatten die Sidney-Frank-Leute: Sie entwickelten eine Jägermeister-Zapfanlage für die Theke. Seitdem stehen die grünen Flaschen nicht mehr für den Kunden unsichtbar in der Kühlbox, sondern in vielen Restaurants prominent vor ihrer Nase. Der Kräuterschnaps wird kalt getrunken, als Shot in einem kleinen Schnapsglas oder „On the Rocks“ über Eiswürfeln. So wurde er innerhalb von wenigen Jahren zum Szenedrink und zu einem beliebten Bestandteil in vielen Mixgetränken von der „Jäger Mary“ über den „Jäger Tonic“ bis hin zur „Jäger Bomb“, bei der ein Schnapsglas Jägermeister platschend in einem Energie-Drink versenkt wird.

Knappe Outfits für Kneipen und Veranstaltungen

Gleichzeitig erfand Sidney Frank Ende der Neunzigerjahre die Jägerettes: junge Frauen im knappen orangen Jägermeister-Outfit, die in Kneipen und auf Veranstaltungen den Likör zum Probieren ausschenkten. Und ins Musikgeschäft stieg Jägermeister in den USA auch dick ein: Von Heavy Metal über Hard Rock und Country bis zu Hiphop unterstützt der Hirsch nach eigener Auskunft mittlerweile mehr als 230 US-Bands, organisiert Touren und Konzerte. Der Aufwand zahlt sich aus. Rund 40 Prozent der US-Verkäufe finden in der margenstarken Gastronomie statt. Für Wirte rechnet sich die Investition in die 300 Dollar teure Zapfanlage, die Sidney Frank in Taiwan herstellen lässt, bereits nach wenigen verkauften Flaschen. Allerdings gab es zuletzt eine deutliche Abschwächung. In den US-Bundesstaaten mit stärker kontrolliertem Alkoholverkauf, die rund 25 Prozent des Marktes repräsentieren, ging der Jägermeister-Absatz 2009 im Vergleich zum Vorjahr sogar um mehr als fünf Prozent zurück. Das sei aber nur „krisenbedingt“, sagt Importeur Frank.

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