125. Geburtstag von Carl F. Borgward "Sein Problem war seine Kreativität"

Das Aus seiner Marke brachte Carl Friedrich Borgward ins Grab: 1963, zwei Jahre nach der Pleite der Firma, starb der Automobilbauer. Im Jahr seines 125. Geburtstages erlebt die Marke Borgward ihr Comeback.

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Carl F. Borgward wurde vor 125 Jahren geboren. Quelle: dpa

Christian Borgward hat sich nur ein Ziel gesetzt: „Meine Idee ist, seinen Traum fortzuführen: die Mobilisierung der Gesellschaft und die Marke Borgward auf die Straße zu bringen“, sagt der Enkel des legendären Auto-Fabrikanten. Vor 125 Jahren wurde Carl Friedrich Borgward, dessen Limousinen noch heute als Design-Ikonen bestaunt werden, geboren. Genau dieses Jahr hat sich Christian Borgward ausgesucht, um die Marke wiederzubeleben. „Ich finde Menschen, die so etwas schaffen wie Carl F. Borgward, faszinierend“, sagt er über seinen Großvater, den er selbst nie kennengelernt hat.

Carl F. Borgward kam aus einfachen Verhältnissen. 1890 als Sohn eines Kohlehändlers in Hamburg-Altona geboren, ist seine Geschichte die eines steilen Aufstiegs. Nach Schlosserlehre und Maschinenbaustudium wurde Borgward Teilhaber der Bremer Reifenindustrie und brachte einen dreirädrigen Transportkarren – den „Blitzkarren“ – auf den Markt. 1931 übernahm er mit einem Partner die Bremer Hansa-Lloyd-Werke. 1936 wurde Borgward dort alleiniger Chef. Es folgte ein düsteres Kapitel während des Dritten Reichs. In Borgwards Fabriken wurden auch Fahrzeuge für die Wehrmacht gebaut – nach dem Krieg verbrachte er Monate in einem Internierungslager.

Seine Glanzzeit begann in den 1950er Jahren. „Mit dem Lloyd lieferte er mit einer Holzstruktur preisgünstige Mobilität, mit Goliath zusätzlich Kleinsttransporter. Mit dem Hansa 1800 war er unter den ersten, die den Dieselmotor im Pkw einbauten, und mit der Isabella schuf er eine Design-Ikone“, zählt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen auf. „Borgward war ein besessener Visionär und Tausendsassa. Heute würde man ihn vermutlich mit Elon Musk, dem Erfinder von Tesla, vergleichen.“

Der Autobauer aus Bremen gehörte zeitweise sogar zum zweitgrößten Autoexporteur Deutschlands. „Er war sehr konsequent und zielstrebig. Nach dem Krieg hat er die Fabriken wieder aufgebaut und das Unmögliche angepackt“, sagt Christian Borgward. Auch im Privaten wurde Disziplin groß geschrieben. „Beim Abendessen kam die Familie an einem großen Holztisch zusammen. Das Essen begann, wenn Carl F. Borgward begann, es endete, sobald er aufstand“, berichtet Borgward aus den Erinnerungen seines Vaters.

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Doch sein Erfolg war nicht von Dauer. „Seine Probleme waren seine Kreativität und sein Umsetzungsdrang, der ökonomisch eben nicht darstellbar war“, sagt Dudenhöffer. Den Untergang des Unternehmens umranken nach wie vor Verschwörungstheorien. Im Herbst 1960 fehlte Geld, der Export flaute ab, und die verkaufsschwachen Wintermonate standen vor der Tür. Der Bremer Senat bürgte für drei Kredite von je zehn Millionen Mark. Dann wurde in den Medien über die Finanzlage spekuliert, die dritte Kreditrate platzte. Im Februar 1961 übernahm das Land Bremen die AG mit gut 20.000 Mitarbeitern – im gleichen Jahr wurde das Konkursverfahren eröffnet. Der Firmengründer überlebte diesen Tiefschlag nicht lange, er starb 1963.

Sein Enkel führt das Traditionsunternehmen fort

Sein Erbe lebt weiter. Das Bremer Werk gehört seit 1971 zu Daimler-Benz – heute produzieren die Schwaben dort ihre C-Klasse. In diesem Jahr nun das ersehnte Comeback: Jahrelang tüftelte Borgwards Enkel mit dem Ex-Daimler-Pressesprecher Karlheinz Knöss an dem Plan. „Das liegt vielleicht in den Genen. Unsere Familie hat Benzin im Blut“, sagt Borgward über seine Motivation. Sein Vater Claus Borgward brachte es bis in die Vorstandsetage von Volkswagen. „Ich will Autos bauen!“, soll sein Großvater sein Lebensziel beschrieben haben.

Gebaut wird der neue Borgward nun mit dem chinesischen Lastwagenbauer Foton als Hauptaktionär. Trotzdem stecke in dem Geländewagen, den Borgward von 2016 an in einer Fabrik in Peking zusammenschrauben lässt, „deutsche Ingenieurskunst“.

Ihren Hauptsitz hat die Borgward Group AG, dessen Aufsichtsratschef Christian Borgward ist, in der Schwaben-Metropole Stuttgart. Zunächst zielt man aber auf den chinesischen Markt. Mittelfristig sollen „mehr als 500.000“ Autos verkauft werden.

Ähnlichkeit zu Borgwards Design-Ikonen lassen sich allerdings nur mit sehr viel Fantasie in dem neuen SUV finden. Nur das Logo bleibt eindeutig. „Bei der Technologie können wir das Rad nicht neu erfinden“, erklärt Borgward. „Auch beim Design wäre es falsch, mit etwas nicht Massenkompatiblem zu starten.“

Trotzdem: „Besondere Wege zu gehen, das ist etwas von Carl F. Borgward, das ich in der Marke fortführen werde“, sagt der Enkel. Das sehe man zum Beispiel darin, dass Borgward seine potenziellen Kunden via Facebook erreichen wolle. Aber auch die Hilfe aus China ist in dieser Form wohl neu.

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