13. Konzernmarke Volkswagen startet Digitalmarke Moia

Bei modernen Fahrdienstleistungen per App spielt Europas größter Auto-Hersteller Volkswagen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Mit dem neuen Tochterunternehmen Moia will VW jetzt den Markt von Berlin aus aufrollen.

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VW-Chef Matthias Müller (rechts) mit Ole Harms, Chef der neuen VW-Mobilitätsmarke Moia. Quelle: dpa

Der Volkswagen-Konzern will mit der neuen Marke „Moia“ zu einem der drei weltweit führenden Anbieter von Mobilitätsdiensteistungen aufsteigen. Bis zum Jahr 2025 solle ein „substanzieller Teil des Konzern-Umsatzes mit dem neuen Geschäftsbereich erzielt werden“, kündigte Ole Harms, Chef der neugegründeten Konzerntochter Moia, am Montag auf der Technologie-Konferenz „TechCrunch Disrupt“ in London an. „Wir wollen mit Moia beweisen, dass innovative Mobilitätslösungen auch außerhalb des Silicon Valleys möglich sind.“

Volkswagen verfolge dabei eine „Buy&Build“-Strategie mit Zukäufen und im Unternehmen selbst aufgebauten Bereichen. Über die Volkswagen-Gruppe sei eine nachhaltige Finanzierung abgesichert. „Wir wollen ein relevanter Player am Markt sein, daher streben wir in einigen Jahren einen Umsatz in Milliarden-Höhe an. Wir wollen ein Unicorn werden.“ Mit dem Begriff „Unicorn“ werden in der Start-up-Szene die Unternehmen bezeichnet, die mehr als eine Milliarde Euro beziehungsweise US-Dollar wert sind.

Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, warb Volkswagen vom Rivalen Daimler einen hochrangigen Manager ab: Robert Henrich, der in Stuttgart seit 2010 den Carsharing-Dienst car2go mit aufgebaut hatte und seit drei Jahren Chef der Daimler-Mobilitätstochter moovel Group war, fängt im Januar 2017 bei Moia als Geschäftsführer (Chief Operating Officer) an.

Das Geschäftsmodell von Moia baut auf zwei Säulen auf: Im ersten Schritt soll Moia Mobilität auf Knopfdruck anbieten, sogenanntes Ride Hailing. Dazu hatte sich VW im Sommer bereits bei dem Fahrtenvermittler Gett eingekauft. Parallel arbeitet Das Moia-Team, um ein Geschäftsmodell rund um das sogenannte Pooling aufzubauen. Angestrebt werden dabei laut VW ganzheitliche Transportlösungen, die den Individualverkehr und den öffentlichen Verkehr effizienter gestalten. So können unnötige Einzelfahrten im Individualverkehr vermieden und die bestehende Straßeninfrastruktur besser genutzt werden. Erste Pilotprojekte sollen hier 2017 starten, später sollen die VW-eigenen Pooling Services flächendeckend via App geordert werden können.

Die Automobilindustrie befindet sich in einem rasanten Wandel. „In den großen Ballungsräumen auf der Welt gibt es einen immer stärkeren Trend weg vom reinen Besitzen hin zum Teilen von Mobilität sowie von Mobilität auf Abruf“, sagte Volkswagens Strategiechef Thomas Sedran. „Auch wenn künftig nicht mehr jeder ein eigenes Auto besitzen wird, wollen wir mit Moia dazu beitragen, dass jeder auf die ein oder andere Art Kunde unseres Unternehmens sein kann“, fügte Konzernchef Matthias Müller hinzu.

Digitale und vernetzte Mobilitätsdienstleistungen nehmen einen immer größeren Stellenwert ein und versprechen hohe Wachstumsraten. Das fing vor einigen Jahren mit dem Carsharing an, inzwischen basteln BMW und Daimler an Plattformen für mehrere Dienste, mit denen Kunden möglichst schnell von A nach B kommen sollen. Nach Einschätzung von Experten wird dieses Feld im nächsten Jahrzehnt zu einem Milliardengeschäft, um das sich Autokonzerne mit Größen aus der IT- und Internetbranche wie Uber, Google und Apple reißen werden. Bisher ist dieses Geschäft zumeist allerdings kaum profitabel.

Volkswagen hat sich bereits mit 300 Millionen Euro an dem Uber-Konkurrenten Gett beteiligt. Nutzer der Gett-App können schon in mehr als 100 Städten weltweit per Knopfdruck Fahrten, Lieferdienste oder Logistikdienstleistungen buchen. Das 2009 gegründete Start-up aus Israel arbeitet nach eigenen Angaben in mehreren Städten bereits mit Gewinn. Parallel wird Volkswagen im so genannten Pooling aktiv. Dabei sollen per App Shuttledienste zwischen Städten gebucht werden können. Seinen Sitz soll Moia in Berlin haben, wo in der Startphase ein rund 50-köpfiges Team arbeiten wird. Dieses soll laut VW bis Ende 2017 schnell wachsen.

Ein weiterer wichtiger Standort der VW-Mobilitätsdienste soll Hamburg werden. Bereits im Herbst dieses Jahres hatte der Konzern mit der Hansestadt eine strategische Mobilitätspartnerschaft für drei Jahre vereinbart, um die urbane Mobilität umweltschonender, sicherer und verlässlicher zu gestalten. Die Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt sollen dann in weitere Angebote in ganz Europa einfließen. Wie die Expansion genau geplant ist, ist aber noch nicht bekannt.

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