Abgas-Skandal Konstruktionsfehler bei Mercedes C-Klasse und Audi Q7

Dieselfahrzeuge von Mercedes, Peugeot und Audi wurden von den Herstellern absichtlich so konzipiert, dass die Stickoxidreinigung in Normalbetrieb über weite Strecken nicht funktioniert. Das legt eine Studie des niederländischen Forschungsinstituts TNO im Auftrag der Regierung in Den Haag nahe.

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Ein Audi Q7 der ersten Generation von 2005. Quelle: AP

Dieselfahrzeuge von Mercedes, Peugeot und Audi wurden von den Herstellern absichtlich so konzipiert, dass die Stickoxidreinigung in Normalbetrieb über weite Strecken nicht funktioniert. Das legt nach einem Bericht der WirtschaftsWoche eine Studie des niederländischen Forschungsinstituts TNO im Auftrag der Regierung in Den Haag nahe.

Die Studie untersucht die Abgasreinigung von Euro-6-Dieselfahrzeugen mittels Harnstofflösung (Markenname Adblue), die in einem speziellen Tank im Auto bereitgehalten wird. Ist dieser Tank zu klein, steht nicht genügend Adblue zur Verfügung und die Abgasreinigung funktioniert nur ungenügend. „Die Adblue-Tanks der meisten getesteten Fahrzeuge waren zu klein, um die Emissionen auf das Niveau von 80 mg/km zu bringen“, heißt es in der Studie, die der WirtschaftsWoche vorliegt.

Stickoxidemissionen von 80 mg/km sind der Grenzwert, den Euro 6-Fahrzeuge im Zulassungstest erreichen müssen. „Die Tanks müssten zwischen 40 und 80 Prozent größer sein“, so das Fazit der Tester. Diese Ergebnisse decken sich mit neuen Angaben von Volkswagen, wonach die benötigten Adblue-Mengen etwa doppelt so hoch sind, wie bisher von Herstellern angegeben.

In der TNO-Untersuchung von 2015 sind die getesteten Fahrzeuge verschlüsselt. Der WirtschaftsWoche sind die getesteten Produkte jedoch bekannt. Es wurden ein Mercedes C 220, ein Peugeot 308, ein Audi Q 7 und ein BMW 530 untersucht. Der Tank des Mercedes müsste 83 Prozent größer sein, der des Peugeot  45 Prozent, der des Audi 60 Prozent.

„Nur ein Modell im Test“, so die Studie, „hat eine ausreichende Tank-Kapazität“. Es ist der BMW, der wegen ausreichender Adblue-Versorgung mit guten Emissionswerten im Test glänzt: Bei Stadtfahrten emittierten der Mercedes und der Audi mehr als das Vierfache an Stickoxiden.

von Jürgen Rees, Martin Seiwert, Rebecca Eisert

Autohersteller versuchen den Adblue-Verbrauch zu minimieren, weil für große Tanks in Fahrzeugen wenig Platz zur Verfügung steht, Gewicht gespart werden soll und das Befüllen der Tanks Kosten verursacht.

Die Autohersteller bestreiten nicht, dass die Stickoxidemissionen ihrer Dieselfahrzeuge im Normalbetrieb höher sind als bei Zulassungstests. Dennoch seien die Abgasanlagen und die Dosierung von Adblue gesetzeskonform. Lediglich Volkswagen hat Betrug im Zusammenhang mit der Adblue-Abgasreinigung eingeräumt.

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