Abgasskandal Audi rechnet mit zäher Aufarbeitung

Aktionäre kritisieren Audis Umgang mit Dieselskandal. Audi-Chef Rupert Stadler sieht die interne Aufarbeitung des Dieselskandals noch lange nicht abgeschlossen. Auf der Hauptversammlung in Neckarsulm verteidigte Stadler zudem die China-Strategie.

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Audi-Aufsichtsratschef (und VW-Chef) Matthias Müller und Audi-Chef Rupert Stadler. Quelle: dpa

Die Kleinaktionäre der Volkswagen-Tochter Audi werfen dem Autohersteller eine unzureichende Aufklärung des Skandals um manipulierte Abgaswerte vor. "Es ist Audi nicht gelungen, den Dieselskandal gegenüber der Öffentlichkeit und gegenüber den Aktionären transparent aufzuarbeiten", kritisierte Felix Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Neckarsulm. Die Untersuchungsergebnisse in der Affäre seien nicht vollständig veröffentlicht worden.

Verlorene Freunde und neue Gegner für Audi-Chef Rupert Stadler

Trotz des Skandals hätten Vorstandschef Rupert Stadler und der wegen des Skandals abgetretene Entwicklungsvorstand Stefan Knirsch millionenschwere Boni bekommen, schimpfte Andreas Breijs von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) unter dem Applaus der Aktionäre. Stadler verdiente im vergangenen Jahr knapp drei Millionen Euro, darunter 2,2 Millionen Euro an leistungsabhängigen Zulagen. Der frühere Vorstand Knirsch bekam knapp 2,1 Millionen Euro, davon 1,5 Millionen an Boni.

Audi-Aufsichtsratschef Matthias Müller wies den Vorwurf mangelnder Aufarbeitung zurück. "Aufsichtsrat und Vorstand kommen ihren Pflichten vollumfänglich nach und treiben die Aufklärung mit Nachdruck voran", sagte der Manager, der zugleich den Mutterkonzern führt. Volkswagen hatte bereits auf seiner eigenen Hauptversammlung Aktionärskritik am Umgang mit dem Skandal zurückgewiesen. Der Konzern wird von den Familien Porsche und Piech dominiert und besitzt seinerseits eine überwältigende Mehrheit an Audi. Lediglich 0,45 Prozent der Audi-Aktien befinden sich im Streubesitz.

Nach Einschätzung von Stadler wird sich Audi noch lange mit den Folgen des Dieselskandals herumschlagen. "Der Weg des Aufarbeitens ist noch lange nicht abgeschlossen", sagte der Vorstandschef. Audi müsse Vertrauen zurückgewinnen sowie für Transparenz und Ehrlichkeit stehen. Der Konzern ziehe Konsequenzen aus seiner bisher schwersten Krise, sagte Stadler. "Sie entfaltet in uns die Kraft, Dinge wegzulassen, die uns lieb, aber zu teuer geworden sind." Volkswagen und Audi haben eingeräumt, Abgaswerte manipuliert zu haben, um Vorschriften einzuhalten, und dafür in den USA milliardenschwere Strafen gezahlt.

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte war 2015 aufgeflogen. Behörden, Kunden und Investoren haben beiden Autobauern illegale Täuschungen und Intransparenz bei der Aufklärung vorgeworfen. So durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Vorstandsetage von Audi, die Volkswagen-Zentrale in Wolfsburg und die vom Konzern mit der Aufklärung beauftragte Anwaltskanzlei Jones Day. Mehrere Staatsanwaltschaften haben sich eingeschaltet. Bei Audi ermittelt die Münchner Justiz wegen Betrugsverdachts beim Verkauf von rund 80.000 Dieselfahrzeugen in den USA.

Stadler sah sich wiederholt mit Kritik konfrontiert, er habe bei der Aufklärung keine glückliche Figur abgegeben. Der Audi-Chef erhielt jedoch wiederholt Rückendeckung des Aufsichtsrats und des Mutterkonzerns Volkswagen. Am Tag vor der Hauptversammlung verlängerte der Audi-Aufsichtsrat Stadlers Vertrag um fünf Jahre bis 2022. Der bisherige Vorstandsvertrag des 54-Jährigen läuft bis Jahresende.

Der Oberklassehersteller mit seinen zentralen Standorten im bayerischen Ingolstadt und im schwäbischen Neckarsulm musste allein im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Euro für die Folgen des Dieselskandals zurücklegen. Trotz Umsatzzuwächsen brach der Gewinn um mehr als die Hälfte auf knapp 2,1 Milliarden Euro ein.

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