Abgasskandal bei Audi Stadler wusste womöglich schon 2012 von Manipulationen

Im Zuge der Aufarbeitung der Abgas-Affäre hatte Audi bereits mehrere Manager und Techniker beurlaubt oder entlassen. Jetzt wachsen auch die Zweifel, ob Audi-Chef Rupert Stadler erst im Herbst 2015 informiert wurde.

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Audi-Chef Rupert Stadler Quelle: dpa

Audi hat einen Medienbericht zufolge am Freitag vier Ingenieure fristlos entlassen. Nach Informationen des "Handelsblatts" sollen die vier in leitenden Funktionen mit der Dieseltechnologie des Konzerns tätig gewesen sein. Unter ihnen soll sich auch Ulrich Weiß, früherer Leiter der Motorenentwicklung befinden. Besonders pikant: Noch am vergangenen Mittwoch hatte Weiß Audi-Chef Rupert Stadler vor Gericht schwer belastet.

Weiß wurde von Audi bereits 2015 beurlaubt. Vor dem Arbeitsgericht Stuttgart hatte der Ingenieur auf Weiterbeschäftigung geklagt. Laut dem Bericht soll Audi bei der Verhandlung jedoch keine Beweise für ein Fehlverhalten seitens Weiß vorgelegt haben. Stattdessen verwiesen die Konzernanwälte auf den Abschlussbericht der von Audi beauftragten Kanzlei Jones Day, der für Ende März angekündigt sei. Vorher wolle man sich kein abschließendes Urteil über die Verantwortung von Weiß bilden.

Weiß´ Anwalt Hans-Georg Kauffeld legte seinerseits mehrere Dokumente vor, die belegen sollen, dass Stadler bereits 2012 von dem Einbau illegaler Software gewusst habe. Das wäre drei Jahre vor der offiziellen Darstellung – der Audi-Chef hatte selbst wiederholt gesagt, er habe erst im Herbst 2015 von den Manipulationen und der Software erfahren. Das Unternehmen wollte den Bericht und mögliche Zusammenhänge zwischen den Entlassungen und der Gerichtsverhandlung nicht kommentieren.

Die Zweifel an dieser Darstellung, wonach Stadler erst mit der Aufdeckung des Abgasskandals über die Vorgänge informiert wurde, wachsen. Ein weiterer Bericht legt nahe, dass Stadler noch früher informiert war – oder nicht über Vorgänge in seinem Unternehmen Bescheid gewusst hat. Wie der "Spiegel" berichtet, sollen Audi-Techniker schon in den Jahren 2007 und 2008 die Verwendung "zweier Betriebsmodi" vorgeschlagen haben, um so die strengen Abgasvorschriften zu umschiffen. In internen Dokumenten heißt es demnach, Stickoxide auf dem Prüfstand zu ">90%" zu reinigen, im normalen Straßenbetrieb aber nur zu "30-70%". Auf Schaubildern, die den geplanten Betrug beschreiben, sei vor allem eine Textzeile markiert: "In den USA höchst kritisch".

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