Abgasversuche an Affen Daimler und BMW stellen wegen Affenstudie Lobbyisten frei

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Abschlussbericht zeigt schlechte Ergebnisse der Studie

In den USA kommen derweil weitere unangenehme Einzelheiten ans Licht. So zeigt der vertrauliche Entwurf des bislang unveröffentlichten Abschlussberichts der Affenstudie, dass die Ergebnisse nicht so ausfielen wie erhofft. Die „Bild“ ließ das 57-seitige Dokument, das auch der dpa vorliegt, vom Facharzt Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien auswerten. Der stellte Brisantes fest.

Das beabsichtigte Ergebnis - zu zeigen, dass die Dieselabgase eines VW Beetles mit moderner Abgasreinigung weitaus weniger Schadstoff enthalten als die eines älteren Ford-Pick-ups - wurde demnach verfehlt. „Bei den Tieren, die den neuen Diesel einatmen mussten, wurden mehr Entzündungszeichen gefunden als bei jenen Affen, die den alten Diesel eingeatmet hatten“, zitiert die Zeitung Hutter.

Der Experte zeigte sich schockiert von dem geheimen Bericht: „Das ist ein unglaublicher Versuch, der von einer Ethikkommission in Europa so wahrscheinlich niemals erlaubt worden wäre“. Nach Angaben von Daimler wurde im Dezember 2015 erstmals ein Entwurf des Abschlussberichts dem Forschungsbeirat der EUGT vorgelegt. Dieser habe ihn aufgrund „offener methodischer Fragestellungen“ nicht akzeptiert.

Klägeranwalt Michael Melkerson hält dem entgegen, die Studie sei ein wichtiges Beweismittel, da sie ein vorsätzliches Schema des andauernden Betrugs belege. Zudem zeige sie Mangel an Reue und sei deshalb notwendig, um Strafen und Schadenersatz durchzusetzen.

VW kämpft in den USA gegen die Verwendung der Dokumente zu den Affen-Experimenten bei einem Gerichtsverfahren. Seit Monaten liefert sich die US-Tochter des deutschen Autobauers einen Schlagabtausch mit Klägeranwälten, um zu verhindern, dass die Unterlagen zu den Tierversuchen bei einem US-Prozess zum Einsatz kommen. „Wir werden den Rechtsstreit nicht kommentieren“, teilte VW auf Nachfrage mit.

Bereits am 13. Oktober 2017 stellten die VW-Anwälte einen Antrag, die Studie vom Verfahren auszuschließen. Darin hieß es: „Das einzige Ziel des Klägers ist es, eine scharfe und emotionale Reaktion der Jury hervorzurufen, in der Hoffnung, dass diese VW Amerika für etwas bestrafen, dass mit den Klägern gar nichts zu tun hatte.“ Den letzten derartigen Antrag reichte VW am 26. Januar ein.

Der Prozess ist für den 26. Februar angesetzt. Ob es so weit kommt, hängt aber davon ab, ob sich die Parteien außergerichtlich einigen.

In den Niederlanden wird die Wirkung von Abgasen seit Jahren an Menschen und Tieren getestet. Testpersonen würden aber nicht konzentrierten Dieselabgasen ausgesetzt, sagte die Staatssekretärin für Umweltfragen, Stientje van Veldhoven. „Wir untersuchen den Effekt der Luft, die Menschen einatmen auf dem Fahrrad, beim Einkaufen oder Laufen.“ Die Versuche stünden unter strenger Kontrolle einer medizinisch-ethischen Kommission.

Nach Ansicht eines britischen Forschers sind deutsche Autokonzerne wegen manipulierter Diesel-Abgastests für den verfrühten Tod vieler Briten verantwortlich. „Diese Unternehmen haben Blut an ihren Händen - das sage ich ohne jeglichen Zweifel“, sagte der frühere wissenschaftliche Chefberater der britischen Regierung, David King, der Zeitung „The Daily Telegraph“. Hohe Belastungen durch Stickoxide können auf Dauer unter anderem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegsleiden führen.

Nach Expertenmeinung könnten die Versuche auch die Debatte um möglicherweise drohende Fahrverbote in mehreren Städten beeinflussen. „Für die Fragen rund um Fahrverbote ist das Gift“, sagte Branchenexperte Stefan Bratzel vom Autoinstitut der Wirtschaftshochschule Bergisch Gladbach. Volkswagen attestierte er, es fehle ein „Großreinemachen“, um bislang unbekannte Probleme aufzudecken. Allerdings gebe es „große Ängste, dass man sich rechtlich angreifbar macht. Das ist die Tragik.“

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