ADAC Trotz Reform ein Fall für die Pannenhilfe

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Zahlreiche Berater kosten jede Menge Geld

Der Zorn verschiedener Regionalfürsten gilt besonders den zahlreichen Beratern, die ihr neuer Präsident zur Bewältigung der Krise angeheuert hat. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte untersuchte die Stimmenzahlen beim Autopreis „Gelber Engel“ und bestätigte die Manipulationen, um die Krisenkommunikation kümmerte sich zeitweilig die Agentur CNC Communications. Nach wie vor an Bord sind die Großkanzlei Freshfields, die für den rechtlichen Rahmen der Reform verantwortlich ist, sowie die Unternehmensberatung Oliver Wyman, die das ganze Reformprojekt steuert.

Deren Pläne, argwöhnen Kritiker, wollen die Zentrale stärken und die Regionalclubs marginalisieren. Erst recht ärgert die Statthalter in den Regionen, was die Berater kosten. Im Dezember bekannte Markl im Verwaltungsrat des ADAC, in dem jeder der 18 Regionalclubs einen Sitz hat, laut Teilnehmern der Sitzung, dass die Reform 15 Millionen Euro im vergangenen Jahr verschlang und weitere 15 Millionen Euro für 2015 budgetiert sind. Markls Sprecher sagt nun auf Anfrage, dass die Kosten niedriger seien, Markl werde neue Zahlen aber erst auf der Hauptversammlung bekannt geben.

Die bisher genannten Summen sind selbst den besonneneren unter den Kritikern viel zu viel. Im Verwaltungsrat mehren sich schon Stimmen, die fordern, der ADAC solle sich spätestens zum Jahresende von einigen Beratern trennen und stattdessen interne Experten einsetzen.

Kritische Punkte werden vorab behandelt

Bei der Hauptversammlung am Wochenende dürfte dennoch wenig nach außen dringen. Markl wird versuchen, die kritischen Punkte, wie beim ADAC üblich, am Vortag in der nicht öffentlichen Delegiertenkonferenz abzuhandeln. Dort ist mit umso mehr Gegenwind zu rechnen. Viel ist bei seinen Reformbemühungen noch nicht herausgekommen. Die neue Struktur des ADAC existiert bisher nur als grobes Drei-Säulen-Modell: Die Wirtschafts-Holding des Clubs soll von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt werden. Diese soll weitere Aktivitäten des ADAC-Vereins übernehmen. Als dritte Säule neben AG und Verein soll es eine neue Stiftung geben, die 25,1 Prozent an der AG hält. Details hat Markl noch nicht vorgelegt.

Auch personell ist die Erneuerung noch längst nicht gelungen. Der einzige Kandidat für den künftigen Ersten Vizepräsidenten ist mit Matthias Feltz der Vorsitzende des Regionalclubs Hessen-Thüringen, der nach Meinung mancher Delegierter für den bisherigen Interessenfilz im ADAC steht – weil er in seinem Regionalclub in Personalunion Vorsitzender und Vereinsanwalt (Syndikus) war, zudem auch noch den Status als Vertragsanwalt hat, also auf ADAC-Kosten Mitglieder berät. Feltz äußerte sich auf Anfrage nicht. Den Posten als Vereinsanwalt hat er 2014 niedergelegt.

Ebenfalls als Repräsentant des Ancien Régime gilt Klaus-Peter Reimer, der Vorsitzende des Regionalclubs Westfalen, der als Vizepräsident Finanzen wiedergewählt werden will. Die regionale Mitgliederversammlung hatte aber im März die Entlastung des Vorstands verschoben, weil erst noch finanzielle Ungereimtheiten geklärt werden müssen – unter anderem um den Kauf eines Mercedes-600-Oldtimers, angeblich ohne Vorstandsbeschluss. Reimer weist die Vorwürfe als „komplett falsch“ zurück. Er muss um seine Wiederwahl zittern, zumal es einen Gegenkandidaten gibt.

Präsident Markl ist zwar bis 2017 gewählt, doch auch an ihm wird Kritik laut: Er sei in Verwaltungsreformen gefangen, vergesse darüber die Strategie . „Ich frage mich“, meint ein Delegierter, „wo ist die DNA des ADAC?“

In einer 14-seitigen Leistungsbilanz an die ADAC-Ehrenamtlichen schreibt Markl zur Reform: „Die Mitglieder des Lenkungsausschusses erhielten Gelbe-Engel-Pokale mit der Spezialgravur ,H E R Z für Vertrauen‘.“ Wenn das die künftige DNA ist, na dann gute Fahrt.

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