Alfa plant Angriff auf Audi und BMW Alfa Romeo hat das Beste hinter sich

Der Alfa Romeo feiert in diesen Tagen seinen 105. Geburtstag. Auch die Giulia, eine Ikone der Kultmarke, kehrt zurück. Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne hat mit Alfa noch viel vor. Realistisch wirken seine Pläne jedoch nicht.

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Kühlergrill einer Alfa Romeo Giulietta Sprint aus dem Jahr 1964: In den 1960er und 1970er Jahren hatte die Marke ihre beste Zeit. Quelle: REUTERS

Der Kuchen dürfte gigantisch werden: 105 Kerzen müssen auf der Torte Platz finden, wenn der Fiat-Chrysler-Konzern am Mittwoch in Arese bei Mailand den Geburtstag seiner Marke Alfa Romeo feiert.

Kein Problem, wenn es nach Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne geht. Der Hexenmeister der Automobilbranche mag es groß. Er backt auch im übertragenen Sinne an seinem Meisterstück. Fiat-Chrysler soll bis 2018 sieben Millionen Autos – und damit fast vierzig Prozent mehr als 2013 – verkaufen und zu einem führenden Anbieter von Premiumfahrzeugen werden.

Der GT, der Alfa Romeo groß machte
Alfa Romeo Giulia Quelle: Presse
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Alfa Romeo Giulia Quelle: Presse
Alfa Romeo Giulia Quelle: Presse
Alfa Romeo Giulia Quelle: Presse
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48 Milliarden Euro will Marchionne dafür investieren. Jede Marke bekommt ihr Förmchen, auf dass sie darin aufgehe wie Hefeteig. Jeep soll mit Geländewagen seinen Absatz auf 1,9 Millionen Stück nahezu verdoppeln und mit jährlich 22 Prozent dynamisch wachsen – ein wahrer Mega-Muffin aus der US-Küche des Konzerns.

Experten: Marchionnes Ziele sind falsch

Auch Alfa Romeo soll aufgehen wie ein italienischer Panetone und sich luftig-locker in ungeahnte Höhe aufschwingen. Aus rund 74.000 verkauften Fahrzeugen im Jahr 2014 sollen bis 2018 auf wundersame Weise 400.000 Stück werden. Eine zweistellige Rendite ist laut Harald J. Wester, Markenverantwortlicher für Alfa Romeo und Maserati, dabei Pflicht. Nach dem schwierigsten Teil seines Fünf-Jahres-Plans gefragt, antwortete FCA-Chef Marchionne auf der Investorenversammlung am Chrysler-Standort Auburn Hills bei Detroit im Mai 2014: „Vermutlich die globale Expansion von Alfa Romeo, einer Marke mit unglücklicher Vergangenheit“.

Viele halten Marchionnes Ziele für zu ambitioniert, andere gar für schlichtweg falsch: Im Jahr 2018 über 400.000 Alfa verkaufen zu wollen, bezeichnen die Experten von IHS Automotive als „Fehler“. Zwar traue man der italienischen Kultmarke mit den angekündigten neuen Modellen eine „bemerkenswerte“ Wachstumskurve zu, mehr als 215.000 Fahrzeuge seien aber nicht drin, zitiert das Fachmagazin „Automobil Produktion“ aus der IHS-Analyse. Die Zahl von 400.000 Autos sei deutlich zu hoch gegriffen und dränge die Marke in Richtung Verliererecke.

Eine wichtige Rolle beim dennoch beachtlichen Wachstum spielen die USA. Aber auch dort gilt aus Sicht von IHS: Das von FCA-Boss ausgegebene Verkaufsziel von 150.000 Autos sei deutlich zu hoch gegriffen. Bis zum Jahr 2020 werde aber der US-Anteil am Alfa-Gesamtabsatz auf 25 Prozent steigen. Dominant werde dann immer noch Europa mit 57 Prozent sein.

Statt auf Hefeteig setzt Marchionne auf „Stinktiere“ – skunk works, so nennen die Amerikaner Geheimprojekte im Unternehmen. Unter dem Codewort „Giorgio“ haben Hunderte von Ingenieuren in einem Bunker nahe des Maserati-Werks bei Modena an neuen Konzepten gebastelt, die Alfa Romeo mit neuen Plattformen, besseren Motoren und innovativen Technologien in die Premiumliga katapultieren sollen. Dort sollen sie gegen BMW, Audi, Mercedes und Jaguar anrollen.

Wie Fiat-Chrysler in Deutschland aufgestellt ist

Fünf Milliarden Euro setzt Marchionne dafür an. „Führen Sie sich alle BMW-Modelle der Reihe nach vor Augen und stellen Sie dann einem jeden eine Alfa-Schwester zur Seite, die es in fünf Jahren schlagen wird“, zog Marchionne vor knapp einem Jahr auf einem Wirtschaftsfestival in Trento in gewohnter Manier vom Leder. Die neue Giulia macht den Anfang und zielt auf den 3er BMW– als Limousine und Kombi, mit Heck- und Allradantrieb.

China spielt nur eine Nebenrolle

Insgesamt acht neue Alfa-Modelle sollen bis 2018 auf den Markt kommen. Für 2017 stehen ein Kompakt-SUV sowie ein Spider auf dem Plan. Ein größerer sportlicher Geländewagen kommt frühestens 2018, im selben Jahr soll auch ein Konkurrent zu Mercedes E-Klasse, BMW 5er und Audi A6 zu den Händlern rollen.

Gleichzeitig soll ein globales Vertriebsnetz entstehen. Alfa Romeo und Jeep sollen gemeinsam als Premium-Marken vermarktet werden. Alfa-Chef Wester setzt auf Asien, speziell China, wo westliche Premiummarken seit Jahren zweistellig wachsen. Doch Alfa ist in China nahezu unbekannt. „Bis 2018 kann Alfa in China höchstens eine Nischenrolle spielen und es würde mich wundern, wenn Alfa dann mehr als 30.000 Fahrzeuge verkaufen würde“, zweifelt Jochen Siebert vom Beratungshaus JSC Automotive in Shanghai.

Viele Branchenexperten glauben an das Potenzial von Alfa, aber nicht an den eng gesteckten Zeitplan. Zum Vergleich: Volkswagen benötigte bei Audi mehr als ein Jahrzehnt, um die Marke im Premiumsegment zu etablieren. Marchionne will es mit Alfa in weniger als fünf Jahren schaffen.

Der Italo-Kanadier mag selbst längst ahnen, dass seine Ziele zu hoch gesteckt sind. Seit einigen Wochen ist er auf der Suche nach einem Partner. Bei General Motors-Chefin Mary Barra ist er abgeblitzt. Kein Wunder, die recht mageren Gewinne machen den Gesamtkonzern FCA nicht gerade zu einem attraktiven Partner.

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