Audi Aufsichtsrat spricht Vorstandschef Stadler das Vertrauen aus

Trotz des Dieselskandals schlägt der Audi-Aufsichtsrat vor, den Vorstand um Rupert Stadler zu entlasten. Mögliche Schadenersatzansprüche gegen Aufsichtsratsmitglieder seien damit aber noch nicht vom Tisch.

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Audi-Chef Rupert Stadler: Der Aufsichtsrat hat ihm das Vertrauen ausgesprochen. Quelle: REUTERS

Nach dem Zuspruch aus Wolfsburg bekommt Audi-Chef Rupert Stadler auch vom Aufsichtsrat in Ingolstadt weiter Rückendeckung. Das Kontrollgremium sprach ihm und den anderen amtierenden Vorstandsmitgliedern am Mittwoch das Vertrauen aus, den Oberklasse-Autobauer "weiter erfolgreich zu entwickeln". Der Audi-Aufsichtsrat schlug vor, trotz des Dieselskandals alle Vorstandsmitglieder auf der Hauptversammlung am 18. Mai zu entlasten. "Dies geschieht auf Basis einer umfassenden rechtlichen Prüfung der Anwaltssozietät Gleiss Lutz." Eine ähnliche Empfehlung hatte am Dienstag bereits das Kontrollgremium der Audi-Mutter VW abgegeben. Die Entlastung des Ex-Entwicklungschefs Stefan Knirsch, der im Zuge der Affäre seinen Hut nehmen musste, will der Audi-Aufsichtsrat vertagen.

Wie es in der Mitteilung weiter hieß, ist mit der vorgeschlagenen Entlastung des amtierenden Vorstands "kein Verzicht auf mögliche Schadenersatzansprüche gegen einzelne Personen" verbunden. Diese prüfe der Aufsichtsrat seit Bekanntwerden der Abgasaffäre, die Prüfung dauere noch an. Das Votum für eine Entlastung gilt unter Juristen als "zahnloser Tiger". Denn auch wenn die Hauptversammlung gegen ein Vorstandsmitglied stimmt, hat dies rechtlich keine unmittelbaren Konsequenzen. Mit der Entscheidung wird im Wesentlichen die Geschäftsführung im abgelaufenen Jahr gebilligt. Zudem sprechen die Anteilseigner der Verwaltung ihres Unternehmens das Vertrauen aus. Vor späteren Schadensersatzforderungen ist das Management damit nicht geschützt.

Audi-Chef Stadler wird intern seit längerem zur Last gelegt, dass er bei der Aufklärung des Abgasskandals keine gute Figur abgegeben hat. Der langjährige Vorstandsvorsitzende hatte deshalb schon mehrfach mit scharfem Gegenwind zu kämpfen. Ende Februar sprach der Audi-Aufsichtsrat Stadler das Vertrauen aus. Mitte März rückten dann Ermittler zur Razzia an, just am Tag der Bilanzpressekonferenz. Den Vorstandschef brachte dies intern wie extern erneut in Bedrängnis. Trotz immer neuer Vorwürfe und Negativ-Schlagzeilen genießt Stadler bei der Belegschaft nach wie vor Rückhalt.

Arbeitnehmervertreter forderten am Donnerstagnachmittag bei einer Betriebsversammlung, dass Audi ein Elektro-Modell in Ingolstadt bauen soll. "Unser Stammwerk muss weiter fit für die Zukunft gemacht werden", sagte Betriebsratschef Peter Mosch vor rund 7.000 Beschäftigten. Das vergangene Jahr habe deutlich gemacht, dass die Belegschaft der Erfolgsgarant sei. Audi hatte wegen des Dieselskandals Milliarden zurückgelegt, der Gewinn brach in der Folge ein; beim Absatz erzielte die VW-Tochter indes einen weiteren Rekord. Audi-Personalchef Thomas Sigi bekräftigte: "Bis 2020 bringen wir drei rein elektrische Modelle, danach elektrifizieren wir sukzessive jede Kernbaureihe." Stadler hatte bereits angekündigt, dass am Standort Neckarsulm ein Elektroauto ab etwa 2020 gebaut wird.

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