Audi eröffnet Q5-Werk Autoland Mexiko auf der Überholspur

Bis 2020 will Mexiko der fünftgrößte Autobauer der Welt werden. Niedrige Produktionskosten, zahlreiche Freihandelsabkommen und eine etablierte Zuliefererkette machen den Standort attraktiv. Allerdings fehlen Fachkräfte.

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Der Audi Q5 wird von nun an auch in Mexiko produziert. Quelle: obs

Mexikos Automobilindustrie setzt ihren Höhenflug fort. „Wir erleben gerade viel Wachstum, historisches Wachstum“, , sagt der Präsident des Verbands der mexikanischen Automobilindustrie, Eduardo Solís. „Mexiko ist ein attraktiver Standort für Automobilhersteller und Zulieferer.“ Die günstige Lage zwischen Nord- und Südamerika, Freihandelsabkommen mit mehr als 40 Staaten und eine solide Zuliefererkette machten das Land für Autokonzerne so interessant.

Außerdem sind die Produktionskosten relativ niedrig. „Unter anderem die wettbewerbsfähigen Löhne in Mexiko machen das Land als Standort für Unternehmen der Automobilindustrie attraktiv“, sagt Florian Steinmeyer, Leiter des Mexiko-Büros der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI). Während im deutschen Autosektor Lohnkosten von rund 60 US-Dollar pro Stunde anfallen, liegen sie in Mexiko bei etwa acht Dollar.

Innerhalb von vier Jahren will das lateinamerikanische Land zum fünftgrößten Autohersteller der Welt aufsteigen. Im vergangenen Jahr liefen in Mexiko 3,4 Millionen Fahrzeuge vom Band, 2020 sollen es bereits fünf Millionen sein. Zahlreiche Automobilhersteller und Zulieferer bauen neue Fabriken oder erweitern ihre Werke.

An diesem Freitag (30. September) eröffnet Audi sein neues Werk in San José Chiapa im Bundesstaat Puebla. Künftig sollen dort pro Jahr 150 000 Fahrzeuge vom Modell Q5 vom Band laufen. Die Ingolstädter haben rund eine Milliarde Euro investiert und auf 460 Hektar Montagehallen, Lackierereien, ein Presswerk, ein Qualitätslabor, ein Ausbildungszentrum und einen Logistik-Park errichtet. Rund 4200 Arbeiter sind in der Fabrik beschäftigt.

Im vergangenen Jahr stieg die Auto-Produktion in Mexiko um 5,4 Prozent im Vergleich zu 2014. BMW baut im Bundesstaat San Luis Potosí ein neues Werk, Mercedes-Benz errichtet gemeinsam mit Nissan eine Fabrik in Aguacalientes. Auch Toyota, Ford und Kia bauen ihre Kapazitäten aus.

Der Boom der Branche könnte allerdings auch zu Problemen führen. „Facharbeiter werden knapp. Es fehlt vor allem an Maschineneinrichtern und Schweißern sowie an gut ausgebildeten Managern beispielsweise in der Qualitätssicherung“, sagt GTAI-Experte Steinmeyer.

Gerade unterhalb der Ingenieursebene werden händeringend Mitarbeiter gesucht. Die Ausbildung in Mexiko gilt als sehr theorielastig, deutsche Autobauer schulen ihre Mitarbeiter größtenteils selbst. „Wir müssen die Ausbildung verbessern“, räumt Verbandschef Solís ein. Regierung, Verbände und Unternehmen haben bereits eine Reihe von Pilotprojekte zur dualen Ausbildung nach deutschem Vorbild gestartet.

Außerdem können die Zulieferer mit dem rasanten Expansionstempo der großen Autokonzerne kaum mithalten. Stephan Keese von der Unternehmensberatung Roland Berger befürchtet, dass sich 2020 eine lokale Angebotslücke von 20 bis 25 Milliarden US-Dollar auftun wird. „Vielen lokalen Firmen fehlen die finanzielle Flexibilität, das technologische Know-how und die Produktexpertise, die moderne globale Fahrzeugplattformen erfordern“, sagt der Automobilexperte. „Ohne Unterstützung werden sie nicht in der Lage sein, einen Gang zuzulegen und die Lücke selbst zu schließen.“

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