Doch Stadler steht auch vor Herausforderungen:
- In China normalisiert sich der Markt. Dennoch hat Audi stärker verloren als andere Marken. Während der Gesamtmarkt rund fünf Prozent im Plus lag, hat Audi weniger Autos verkauft als im Vorjahr.
- Das neue Werk im mexikanischen Puebla steht vor dem Produktionsbeginn des neuen Q5. Die Bänder sollen Mitte 2016 anlaufen. Das Hochfahren eines neuen Werks ist eine komplizierte Angelegenheit, wie der VW-Konzern schon in mehreren europäischen Werken zu spüren bekam.
- Die Diesel-Variante des großen SUV Q7, hierzulande seit dem vergangenen Mai im Verkauf, sollte in den USA Anfang 2016 starten. Nach dem Abgasskandal wurden die Pläne vorerst auf Eis gelegt. Der Effekt auf die gesamten US-Zulassungen dürfte aber überschaubar bleiben. Noch offen ist, wie es überhaupt mit dem Diesel in den USA weiter geht.
- Zudem beginnt für Audi im März die Stunde der Wahrheit bei dem Rückruf der vom Dieselskandal betroffenen Autos. 531.000 Audis sind alleine in Deutschland betroffen. Zunächst muss der A4 mit 2-Liter-TDI-Motor in die Werkstatt. Bis Mitte des Jahres werde dann schrittweise auch die Motor-Software der anderen Audi-Modelle mit dem gleichen Motor erneuert, so ein Sprecher. Der Rückruf für die Wagen mit 1,6-Liter-Dieselantrieben folge ab September. Bis Ende des Jahres soll der Großteil der in Deutschland betroffenen Audis umgerüstet sein. Dann, so die Hoffnung in Ingolstadt, kann das Kapitel Abgasskandal geschlossen werden.
Bis dahin wird Stadler nicht untätig bleiben. Bis Mai will der Audi-Chef eine neue Strategie ausarbeiten und – wie alle Konkurrenten – die Vernetzung der Fahrzeuge stärker in den Fokus rücken.
„Wir sind heute zu langsam, zu traditionell“, sagte Stadler dem „Handelsblatt“. Künftig müsse der Hersteller nicht mehr nur Autos bauen, sondern Mobilität vermitteln. „Unsere Aufgabe wird es sein, dass wir beide Welten beherrschen.“ Das Unternehmen werde eines Tages die Hälfte des Umsatzes in diesen neuen Feldern erwirtschaften.
Helfen soll dabei ein „Chief Digital Officer“, den Stadler direkt beim Vorstand einsetzen will. Dieser Manager soll sämtliche Geschäftsprozesse auf digitale Tauglichkeit prüfen – analog zu Johann Jungwirth. Der hat dieselbe Stelle auf Konzernebene inne.
Außerdem soll in der Entwicklung das Konzept „schneller Brüter“ verstärkt werden: Kleinen, von den etablierten Abteilungen losgelöste Entwicklungsteams sollen neue Prozesse und Produkte rund um das vernetzte Fahren entwickeln. Man müsse in neue Technologiefelder investieren, „die zunächst noch nicht die großen Renditebringer sind“, so Stadler.