Aufprall auf Brückenpfeiler Mercedes-Modell blamiert sich im Crashtest

Bei einem neuen Crashtest in den USA kassierten Mercedes und Audi das Urteil "armselig". Der schwäbische Autobauer wehrt sich. Der Test sei ungeeignet und praxisfern.

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Die Mercedes C-Klasse war 2002 das zweite Fahrzeug, das den fünf Sterne Crashtest nach NCAP bestand. Der neue Test eines US-Instituts bescheinigt Mercedes dagegen

Bisher galten die deutschen Premium-Modelle aus dem Hause Daimler und Audi als Vorzeigeprodukte in puncto Sicherheit. Bei den europäischen Crashtest des Euro NCAP schnitten die Mercedes C-Klasse (2009) und E-Klasse (2010) sowie der Audi A4 (2009) und A6 (2011) immer mit ausgezeichneten fünf Sternen ab. Ein neuer Test aus den USA macht den deutschen Autobauern nun schwer zu schaffen.

Der Aufprall-Test des renommierten Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) in den USA simuliert einen Aufprall auf einen Brückenpfeiler. Es kollidiert also ein relativ kleiner Bereich der Front. Das sei praxisfern beschweren sich nun die Schwaben. „Der Test entspricht nicht dem realen Unfallgeschehen, ein Zusammenstoß auf Scheinwerfer-Breite ist statistisch nach unseren Daten nicht signifikant“, sagte ein Mercedes-Sprecher. Man traue dem realen Unfallgeschehen mehr als Crashtests unter Laborbedingungen zu, so Mercedes weiter.

Bei dem Crashtest war erstmals ein Frontalzusammenstoß simuliert worden, bei dem ein Auto nur mit dem Scheinwerfer in ein Hindernis wie etwa einen Brückenpfeiler oder eine Hauswand kracht. Modelle von Mercedes-Benz und Audi hatten dabei vernichtende Ergebnisse erzielt. IIHS-Präsident Adrian Lund verteidigte das neue Testverfahren. „Nahezu jeder Neuwagen verhält sich bei frontalen Crash-Tests gut, aber wir haben immer noch jährlich mehr als 10.000 Tote bei solchen Unfällen“, sagte Lund. Dafür seien Zusammenstöße mit einer geringeren Überdeckung mitverantwortlich, beinahe jeder vierte Frontal-Aufprall mit schweren Verletzungen von Fahrer oder Beifahrer entspreche den neuen Testbedingungen.

Der Mercedes-Sprecher betonte, das schlechte Abschneiden in dem neuen Crashtest bedeute nicht, dass Mercedes-Fahrzeuge unsicher seien. Die Testergebnisse würden aber genau analysiert. Ein Audi-Sprecher kündigte an: „Die Ergebnisse des neuen Crashverfahrens werden natürlich in die Entwicklung künftiger Audi-Modelle einfließen.“

Schlechtes Ergebnis auch für VW und Lexus

US-Behörde untersucht Dodge wegen Wegrollgefahr
Behörde untersucht weitere Fiat-Chrysler-Wagen Quelle: AP
BMW ruft Autos zurück Quelle: dpa
Toyota - Millionen fehlerhafter AirbagsToyota ruft weltweit weitere 5,8 Millionen Fahrzeuge wegen möglicher Probleme mit Airbags des Zulieferers Takata zurück. In Europa müssten 1,47 Millionen Autos zurück in die Werkstätten, teilte der japanische Konzern am Mittwoch mit. Allein in Deutschland seien knapp 118.000 Fahrzeuge betroffen. Dabei geht es unter anderem um die Modelle Corolla und Yaris, vorwiegend älterer Baujahre, sagte ein Sprecher. In Japan sollen die Besitzer von rund 1,15 Millionen Fahrzeugen in Werkstätten vorstellig werden. Weltweit haben Autohersteller bereits mehr als 100 Millionen Autos zurückgerufen, um die fehlerhaften Airbags auszutauschen. Quelle: dpa
VW und Audi rufen wegen Feuergefahr 281.000 Autos in USA zurück Volkswagen ruft 281.500 Fahrzeuge in den USA wegen möglicher Brandgefahr zurück. Es geht Fahrzeuge der Marken VW und Audi, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens an die Börsenaufsicht vom 7. Oktober hervorgeht. Bei den Fahrzeugen könne in Folge von Lecks Benzin austreten und Feuer ausbrechen. Allerdings seien entsprechende Vorfälle noch nicht berichtet worden. Auch habe es keine Verletzten gegeben. Quelle: dpa
Fiat Chrysler ruft fast zwei Millionen Fahrzeuge zurück Quelle: dpa
General Motors ruft über 4 Millionen Fahrzeuge zurückGeneral Motors ruft wegen eines Defekts an der Airbag-Software weltweit mehr als vier Millionen Fahrzeuge zurück. In seltenen Fällen könne der Bordcomputer in den Testmodus umschalten, erklärte der US-Autobauer am Freitag in Detroit. Die vorderen Airbags würden dann im Fall eines Unfalls nicht auslösen. Auch die Sitzgurte funktionierten möglicherweise nicht. Der Fehler werde mit mindestens einem Todesfall und drei Verletzten in Verbindung gebracht. GM werde die betroffenen Kunden informieren und die Software kostenfrei aktualisieren, teilte das Unternehmen mit. Der Rückruf der 4,28 Millionen betrifft unter anderem bestimmte Modelle von Buick, Chevrolet und Cadillac der Modelljahre 2014-2017, allein 3,6 Millionen davon in den USA. Quelle: dpa
Mazda ruft 2,2 Millionen Fahrzeuge zurück Mazda ruft wegen Problemen mit der Heckklappe weltweit 2,2 Millionen Fahrzeuge zurück. Die Rostschutzlackierung der Heckklappenaufhängung sei nicht ausreichend, erklärte der japanische Autohersteller am Donnerstag. Im Laufe der Zeit könne daher mit Streusalz vermischtes Wasser dazu führen, dass die Aufhängung bricht und die Heckklappe abfällt. Berichte über Unfälle oder Verletzte lägen jedoch nicht vor. Der Rückruf betrifft bestimmte Modelle des Kompaktwagens Mazda 3 der Jahrgänge 2010 bis 2013 sowie Vans des Typs Mazda 5 von 2012 bis 2015. Ebenfalls betroffen sind bestimmte Modelle des CX-5 von 2013 bis 2016 und des SUVs CX-3 von 2016. Händler tauschten beide Aufhängungen aus, erklärte Mazda. Kunden erhielten noch im September oder im Oktober nähere Informationen. Quelle: dapd

Von VW lag keine Stellungnahme vor. Das IIHS veröffentlichte Crashtest von insgesamt 13 Premium-Fahrzeugen. Dabei schnitten nur die Marken Acura (Honda ) und Volvo mit der Note „gut“ ab. Der in den USA ab 32.500 Dollar verkaufte Audi A4 und die für 35.350 Dollar aufwärts erhältliche Mercedes-Benz C-Klasse bekamen in dem Test hingegen die Noten „armselig“.

Beim Audi öffnete sich bei dem Zusammenstoß die Tür, wodurch der Fahrer zusätzlich gefährdet wurde. Beim Mercedes wurde der Fuß der Dummy-Puppe eingeklemmt, da sich durch die geringe Überdeckung mit dem Hindernis ein großer Teil der Wucht des Aufpralls auf das Vorderrad übertrug und nicht von der Frontpartie abgefangen wurde. Auch die Toyota -Premiumtochter Lexus schnitt miserabel ab. Der VW CC bekam trotz einer aus den Angeln gehobenen Fahrertür - wie vier weitere Pkw in dem Crashtest - noch die Note „grenzwertig“.

Von den US-Herstellern war nur ein Modell der Ford -Tochter Lincoln dabei und schnitt ebenfalls mit „grenzwertig“ ab. Bislang steht bei Crashtests die Simulation eines frontalen Zusammenstoßes auf knapp der Hälfe der Motorhaube im Mittelpunkt: Bei diesen schnitten alle getesteten Pkw mit „gut“ ab. Der überwiegende Teil der Testwagen erhielt - trotz der jüngsten Einschränkungen - von dem von den US-Assekuranzen finanzierten Crashtest-Institut IIHS insgesamt die Auszeichnung „Top Safety Pick“.

Unterschiedliche Test-Kriterien in Europa und den USA

IIHS-Präsidenten Lund sagte, die Autohersteller hätten die Testergebnisse als Sicherheitsrisiko anerkannt. Eine breitere Front könne für Abhilfe sorgen. Er rechne damit, dass die neue Unfall-Simulation schnell Eingang in die Crashtest-Programme der Autobauer finde. Die Verleihung von Top-Noten werde künftig auch von der Verformung der Karossen in dem neuem Crash-Test abhängen. Test-Sieger Volvo testet seine Fahrzeuge laut IIHS schon seit Jahrzehnten auf den jetzt simulierten Zusammenstoß. Außer Frontal-Zusammenstößen spielt bei den Crashtests in den USA auch die Verformung der Fahrgastzelle bei einem seitlichen Aufprall, bei einem Heck-Crash sowie beim Überrollen des Fahrzeugs eine Rolle. In Europa wird zusätzlich noch die Kindersicherheit und der Fußgängerschutz in die Tests einbezogen.

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