Auch im engen Rennen zwischen den drei deutschen Premium-Marken entscheiden die SUV: Im April hat Mercedes den Ingolstädter Konkurrenten Audi in der Zulassungsstatistik überholt – die neue Generation des Kompakt-SUV GLC treibt derzeit die Verkäufe der Stuttgarter an. BMW, in diesem Jahr noch ohne echte SUV-Neuheit, liegt seit Jahresbeginn rund 15.000 Einheiten hinter Audi und Daimler. Entschieden wird der Dreikampf im dritten oder vierten Quartal – wenn Audi den Q2 auf den Markt bringt.
Audi selbst scheint für die Absatzerwartungen seines kleinsten SUV sehr optimistisch zu sein. „Die Verkaufszahlen des Q2 werden die von jedem anderen Q-Modell übertreffen“, sagte zumindest Chris Batty, Produktmanager des Q2 bei Audi-Großbritannien, dem britischen Magazin „Autocar“. „Der einzige Faktor, der den Absatz begrenzen kann, sind unsere eigenen Fertigungskapazitäten.“
Jaguar lockt mit dem SUV neue Käufer
Die Marktexperten von IHS Automotive sind in ihrer Analyse etwas skeptischer. 2018 – also im zweiten vollen Jahr des Q2, wenn potenzielle Probleme beim Produktionsanlauf ausgemerzt sein sollten – geht IHS von 20.000 Einheiten in Deutschland aus. Zum Vergleich: im vergangenen Jahr wurde der etwas größere Q3 24.110 Mal neu zugelassen, vom kompakten Q5 waren es 21.379 Exemplare. Für den Q2 wäre es dennoch ein guter Start – nur kein so überragender wie von Chris Batty prognostiziert.
Global rechnet IHS mit rund 94.000 Einheiten des kleinsten Audi-SUV. Die Zentrale in Ingolstadt hält sich mit öffentlichen Prognosen zurück. Nur so viel: Der Q2 soll der Marke neue, vor allem jüngere Kunden bringen – 40 Prozent der Interessenten sind zuvor keinen Audi gefahren. Das heißt aber auch: 60 Prozent schon. So könnte der Q2 auch potenzielle Käufer von anderen Audi-Modellen wie dem A1, A3 oder Q3 weglocken.
Das sieht bei Jaguar anders aus: Neun von zehn F-Pace-Kunden sind zuvor keinen Jaguar gefahren, nur ein Bruchteil der potenziellen Käufer steigt von einer der Limousinen oder gar Sportwagen der Marke um. Rund die Hälfte kommt in der Erwartung der Briten von SUV-Modellen anderer Hersteller – etwa dem Mercedes GLC, Audi Q5, BMW X3 oder X4, Lexus NX oder dem Porsche Macan.
SUV sollen die Marke verjüngen
In einem anderen Punkt ähneln sich aber die Zielsetzungen von Audi und Jaguar: bei der jüngeren Zielgruppe. Fünf bis zehn Jahre soll der F-Pace-Kunde jünger sein als der aktuelle Schnitt. „Im Premium-Segment gehörten wir inzwischen zu den jüngeren Marken“, so Modelhart, „vor einigen Jahren war das noch ganz anders.“
Die beliebtesten Autos der Deutschen
Modell: Audi A4/S4
Neuzulassungen 2015: 52.493 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 48.278 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: 8,7 Prozent
Quelle: Kraftfahrtbundesamt (KBA)
Modell: Opel Corsa
Neuzulassungen 2015: 52.741 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 55.151 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: -4,4 Prozent
Modell: Opel Astra
Neuzulassungen 2015: 56.079 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 46.193 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: 21,4 Prozent
Modell: Audi A3/S3
Neuzulassungen 2015: 57.858 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 65.199 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: -11,3 Prozent
Modell: Skoda Octavia
Neuzulassungen 2015: 57.907 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 52.620 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: 10,0 Prozent
Modell: VW Tiguan
Neuzulassungen 2015: 58.978 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 61.947 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: -4,8 Prozent
Modell: Mercedes C-Klasse
Neuzulassungen 2015: 67.549 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 60.350 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: 11,9 Prozent
Modell: VW Polo
Neuzulassungen 2015: 69.967 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 68.103 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: 2,6 Prozent
Modell: VW Passat
Neuzulassungen 2015: 97.586 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 72.153 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: 35,2 Prozent
Modell: VW Golf
Neuzulassungen 2015: 270.952 Fahrzeuge
Neuzulassungen 2014: 255.044 Fahrzeuge
Veränderung zum Vorjahr: 6,2 Prozent
Während die Premium-Autobauer mit den neuen SUV-Modellen die Marke verjüngen wollen, steht etwa bei Skoda der Absatz im Vordergrund. Vans und Mini-Vans waren das Boom-Segment der Neunzigerjahre, Modelle wie etwa der Roomster liefen am Ende nur noch schleppend.
„Wir haben uns hier die Segmente angeschaut und entschieden, in unserem Portfolio die SUV zu priorisieren“, sagte der neue Skoda-Chef Bernhard Maier im Interview mit der WirtschaftsWoche. „Im Hinblick auf die Märkte sehen wir in diesem Bereich die besseren und profitableren Wachstumschancen.“
Den Anfang der SUV-Offensive macht noch in diesem Jahr der Kodiaq. Wie das Modell der zweiten Offroad-Generation bei Skoda aussehen wird, steht noch nicht final fest. Die Studie Vision S, die zuletzt auf der Automesse in Peking zu sehen war, gibt jedoch einen ganz guten Ausblick. Weitere Modelle sollen folgen. Skoda-Chef Maier: „Mit den neuen SUV wird es für das Unternehmen einen deutlichen Schritt nach vorne geben.“
Ein Zitat, das auch problemlos aus Wolfsburg, Stuttgart oder München kommen könnte.