Autobauer Opel droht der Kahlschlag

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Opel steckt in einem Teufelskreis

Doch solange Opel in Schieflage steckt, verliert die Marke Opel weiter an Wert. Die Menschen kaufen weniger Autos als gehofft. Modelle wie Insignia und Grandland liegen unter Plan. Opel verweist darauf, dass es eine „begrenzte Sichtweise“ sei, nur auf die Verkaufszahlen zu schauen. „Profitable Verkäufe sind der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft“, sagt Opel. Es ist paradox: Der Mokka soll mittlerweile das einzige Auto sein, das seine Absatzziele noch erfüllt. Weil er schwer zu elektrifizieren ist, will PSA das ursprünglich geplante Modell 2019 nicht bauen. Stattdessen soll in Eisenach ein SUV auf einer PSA-Plattform gefertigt werden.

Die Lage bei Opel wird auch durch kulturelle Unterschiede erschwert. PSA, sagt Schäfer-Klug laut Mitarbeitern, scheue Kompromisse mit Betriebsrat und IG Metall. Über die deutschen Mitbestimmungsrechte sind die Franzosen offenbar irritiert, denn in Frankreich leitet der Werksleiter die Sitzungen des Betriebsausschusses und kann Managementvertreter wie den Personalchef hinzuziehen.

PSA-Chef Tavares bleibt bislang seiner Linie treu. Er setzt auf Manager aus Frankreich. Die Opel-Produktion leitet PSA-Manager Rémi Girardon, der im slowakischen Trnava das heute produktivste Werk des Konzerns geschmiedet hat. Auch der Finanzchef kommt von PSA. Andere Manager lässt er einfliegen. Tavares, so ist zu hören, wolle über jedes Detail Bescheid wissen. Sein Plan: Spätestens 2020 soll Opel wieder Gewinne schreiben. Vorbild ist PSA: Die Franzosen wendeten vor Jahren die eigene Pleite ab und fuhren in zwei Jahren aus der Krise.

Erste harte Einschnitte im Opel-Umfeld hat PSA bereits geschaffen:

Beim Opel-Dienstleister Rhenus SCR müssen bis zum Sommer mindestens 400 Leute gehen. Die Mitarbeiter helfen bislang in der Rüsselsheimer Produktion.

Mehrere Hundert Leiharbeiter von Opel werden durch billigere Arbeitskräfte aus Polen oder junge Kollegen aus dem Werk in Eisenach ersetzt.

Und im britischen Vauxhall-Werk Ellesmere Port, wo der Astra gebaut wird, wollen die Franzosen 650 Stellen einsparen – rund 40 Prozent der Belegschaft.

Opels Managerverschleiß auf dem Chefposten
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Dass die Franzosen es ernst meinen, zeigt ihr Vorgehen in Spanien. Im Opel-Werk Figueruelas bei Saragossa standen die ersten Tarifverhandlungen nach der Übernahme an. Der alte Tarifvertrag war ausgelaufen. Dass Opel die Fabrik stets als leistungsstärkste innerhalb der Gruppe gefeiert hatte, beeindruckte Paris kaum. Um 17 Prozent seien die Arbeitskosten höher als in den PSA-Fertigungsstätten in Madrid und Vigo, urteilten sie.

Die 5400 Mitarbeiter in Figueruelas hatten die Wahl: Entweder sie verzichteten auf Lohn – oder auf das Nachfolgemodell des Corsa, der rund 50 Prozent der Produktionskapazität ausmacht. Am Ende stimmten 56 Prozent der Belegschaft dafür, die Löhne 2018 einzufrieren, auf einen Teil des Inflationsausgleiches ab 2019 zu verzichten und Kürzungen bei den Nachtzuschlägen hinzunehmen.

Nun geht die Angst um, dass das die Blaupause für deutsche Standorte sei.

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