Autohandel Audi-Händler begehren auf

Audi will offenbar seinen Vertrieb neu strukturieren – und riskiert Ärger mit den eigenen Händlern. Wie das enden kann, hat Audi in den vergangenen Monaten in China selbst erlebt.

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Audi-Logo bei einem Händler. Quelle: dpa

Deutschland und die Autobranche – seit je her ein besonderes Verhältnis. Deutsche Autos werden weltweit geschätzt, aber auch die Deutschen schätzen ihre Autos. So kommt es, dass der deutsche Automarkt über die Jahre seine Eigenheiten entwickelt hat. Das betrifft nicht nur den international seltenen Hang zu Kombis oder die häufiger verbreitete Sucht nach PS, es hat auch die Unternehmen geprägt.

Während in anderen Ländern inzwischen große Handelsketten den Autovertrieb dominieren, haben hierzulande noch viele mittelständische Händlerbetriebe die Vormacht. Die sind – fein säuberlich nach Marken geordnet – typisch deutsch natürlich in Verbänden organisiert. In der Öffentlichkeit tauchen diese Verbände nur selten auf: Ihre Interessen vertreten sie vor allem gegenüber den Autobauern.

Wenn doch etwas in die Medien gerät, stehen die Zeichen meistens auf Sturm. So auch im aktuellen Fall: Wie das „Handelsblatt“ berichtet, wehren sich die Verbände der VW- und Audi-Händler gegen einen Strategieschwenk in dem Konzern. Demnach soll Audi an seine deutschen Händler herangetreten sein, um einige Änderungen durchzusetzen. Dem Bericht zufolge will Audi bestimmte Teile des Vertriebs selbst übernehmen, so soll etwa der aufstrebende Online-Handel direkt zwischen Audi und dem Kunden abgewickelt werden – der lokale Händler bliebe außen vor.

Audi bestätigte gegenüber der WirtschaftsWoche die Gespräche. Man stehe im „intensiven Austausch mit dem European Dealer Council und auch deutschen Händlervertretern, um die bevorstehende und notwendige Transformation gemeinsam zu gestalten“. Wie allgemein bekannt stehe die Autoindustrie vor großen Veränderungen im Bereich Antriebstechnologie, Autonomes Fahren, Digitalisierung und Konnektivität sowie sich schnell verändernden Kundenanforderungen an die Markenhändler und deren Systeme. „Da dieser Dialog noch nicht abgeschlossen ist, bitten wir Sie um Verständnis, zu diesem Themenkomplex heute noch keine näheren Auskünfte geben zu können, bevor wir mit unseren Händlern Vereinbarungen über Kernelemente der zukünftigen Partnerschaft getroffen haben“, so ein Unternehmenssprecher.

Wie ein Streit mit den eigenen Händlern im schlechtesten Fall ausgehen kann, hat Audi in den vergangenen Monaten in China selbst erlebt. Die Ingolstädter hatten angekündigt, neben seinem bisherigen Joint-Venture-Partner FAW künftig auch Autos mit dem SAIC-Konzern bauen zu wollen. Die Händler von Audi-FAW fürchteten neue Konkurrenz, falls auch ein zweites Händlernetz in dem wichtigen Markt entstanden wäre.

Der Streit mit den 450 Vertragshändlern hatte zur Folge, dass die Verkäufer auf die Bremse traten. Das Ergebnis: In den ersten vier Monaten des Jahres brachen die Audi-Verkäufe in China um 18 Prozent ein. Am Wochenende hatte Audi verkündet, dass der Konflikt beigelegt sei. Laut Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter ist eine Vereinbarung mit „Eckpfeilern“ für die künftige Zusammenarbeit unterzeichnet worden. Details sind allerdings noch nicht bekannt.

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