Autokonzerne kaufen Start-ups Warum die digitale Auto-Zukunft so teuer ist

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VW-Gett-Flotte als Testfeld für autonome Autos

In den kommenden zehn bis 15 Jahren wird noch der Autobau und-verkauf das Geld in die Kassen spülen, das räumt auch Müller ein. Die Grundlagen für das, was danach kommt, werden derzeit gelegt. Welche Dienste und Geschäftsmodelle daraus genau entstehen, werden die Konzernoberen in den kommenden Jahren ausarbeiten.

Ein Ansatz: Laut Jungwirth könnte die VW-Gett-Flotte ein Testfeld für autonome Autos werden. Die Profi-Fahrer sitzen als Back-up mit im Wagen, während das Fahrzeug im Straßenverkehr wertvolle Daten sammelt – die dann später die autonomen Assistenten in den Kundenfahrzeugen verbessern.

Die zehn teuersten Taxistädte
Platz 10: MelbourneIm australischen Melbourne kostet eine drei Kilometer lange Taxifahrt 6,26 Euro. Damit landet die Metropole auf dem zehnten Platz der Städte mit den teuersten Taxifahrten und liegt unter dem Städte-Durchschnitt von 6,83 Euro. Dies hat die Strategieberatung Simon-Kucher & Partners anhand der Grund- und Kilometerpreise in 18 Städten ohne Berücksichtigung der Wartezeiten ermittelt. Die dabei herausgekommenen Preise für eine Drei-Kilometer-Fahrt hat sie außerdem mit den Kosten für eine Einzelfahrt im öffentlichen Nahverkehr verglichen. In Melbourne kostet eine Taxifahrt etwa zweieinhalb mal so viel, wie eine Fahrt mit Bus und Bahn. Damit gehört Melbourne zu den günstigeren Städten: Im weltweiten Durchschnitt sind Fahrgäste im Taxi drei mal teurerer unterwegs. Quelle: dpa
Platz 9: SydneyTeurer sind Taxifahrgäste in Sydney unterwegs: Hier müssen sie umgerechnet 7,02 Euro zahlen, um drei Kilometer voran zu kommen. Damit übersteigt Australiens größte Stadt den weltweiten Durchschnitt von 6,83 Euro. Taxifahrgäste zahlen hier das 2,63-fache einer Einzelfahrt mit Bus und Bahn. Quelle: REUTERS
Platz 8: FrankfurtDie erste deutsche Stadt im Ranking ist Frankfurt. Fahrgäste, die hier drei Kilometer zurücklegen wollen, zahlen im Taxi 8,05 Euro und damit 3,1 mal mehr als im öffentlichen Nahverkehr. Allerdings geht es in Deutschland auch deutlich teurer, wie die weiteren Platzierungen zeigen. Quelle: dpa
Platz 7: WienMit einem Cent sind Taxifahrgäste in Wien minimal teurer unterwegs als in Frankfurt: 8,06 kostet hier eine Fahrt. Das sind 3,66 mal so viel, wie im öffentlichen Nahverkehr. Damit liegt Wien deutlich über dem weltweiten Durchschnitt vom dreifachen Aufschlag bei Taxifahrten. Quelle: dpa
Platz 6: BerlinEinen deutlichen Sprung gegenüber Wien, legt die deutsche Bundeshauptstadt hin. Drei Kilometer im Taxi kosten in Berlin 8,66 Euro, also das 3,37-fache einer Einzelfahrt mit Bus und Bahn. Eine andere deutsche Stadt ist allerdings noch teurer. Quelle: dpa
Platz 4: Stockholm8,81 Euro müssen Fahrgäste in Stockholm für drei Kilometer im Taxi hinlegen. Auch der öffentliche Nahverkehr ist in Schwedens Hauptstadt verhältnismäßig teuer. Die Kosten machen das 2,36-fache der Bus- und Bahnpreise aus. Da haben andere Städte mit hohen Taxipreise einen deutlich höheren Taxiaufschlag. Quelle: AP
Platz 4: LondonDie typischen schwarzen Taxis im Londoner Stadtbild versprühen einen Flair, den sich Fahrgäste etwas kosten lassen müssen. 8,88 Euro kostet eine drei Kilometer lange Taxifahrt umgerechnet in der britischen Hauptstadt. Günstiger und genau so typisch sind die roten Doppeldecker-Busse. Der Londoner Taxipreis entspricht dem 3,2-fachen Wert einer Fahrt im öffentlichen Nahverkehr. Quelle: dpa

Auf der anderen Seite des Atlantiks ist die Vision eine ganz ähnliche: General Motors, ansonsten eher eigenbrötlerisch veranlagt, hat im Januar eine halbe Milliarde Dollar in den Uber-Konkurrenten Lyft investiert. Vor einiger Zeit hatte GM bereits das Start-up Cruise Automation übernommen. Mit dessen Technik, die ursprünglich für Landmaschinen und Minenräumfahrzeuge gedacht war, entsteht derzeit ein autonom fahrender Chevrolet Bolt.

Perspektivisch soll die Software auch in den Autos von Lyft eingesetzt werden – womit autonome Taxen vom Schlage eines Google Cars entstehen würden. In den kommenden Monaten soll eine gemeinsame Testflotte an den Start rollen.

Autobauer müssen nicht die Mobilitätskonzerne der Zukunft sein

In naher oder ferner Zukunft wird so aus den Taxi-Vermittlern und Mobilitätsplattformen mit steigender Nachfrage ein funktionierendes Geschäftsmodell. Klingt riskant – ist es auch. Dennoch müssen die Autobauer diese Milliarden-Wette eingehen. Mit Anteilen an Uber, Lyft oder Gett erzielen sie in den kommenden drei Jahren wohl keine Gewinne. Mit den Apps und Plattformen erhalten sie aber etwas viel wertvolleres: Zugang zu jungen Menschen.

In einem Autohaus bekommen sie den Kontakt zu ihren künftigen Kunden immer seltener. Stattdessen nutzen sie neue Portale, um ihre Mobilität bedarfsgerecht zu organisieren. „In der Branche sind sich alle einig, dass die Digitalisierung die Autobauer und ihre Geschäftsmodelle in den kommenden fünf bis zehn Jahren stärker verändern wird als jede Technologie in den vergangenen 50 Jahren“, sagt Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture. „Bei neuen Mobilitätskonzepten können viele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen mitmischen – der Sieger muss kein deutscher Premiumhersteller oder eine heute bekannte Volumenmarke sein.“

Was Daimler mit Car2Go und myTaxi und BMW mit DriveNow bereits heute vormachen, könnten bald die neuen Angebote von VW, GM oder Toyota sein – oder neue Services von Daimler und BMW. Etwa Scoop, nur nicht auf das Silicon Valley beschränkt.

Eines ist klar: Autos werden in Zukunft intelligenter genutzt, egal ob selbstfahrende Taxen, vermittelte Fahrer oder smart zusammengestellte Fahrgemeinschaften. Wer nicht emotional an einem eigenen Auto hängt, wird es teilen. Und wenn Autos besser genutzt und weniger auf dem Parkplatz stehen, wird man auch insgesamt weniger Autos brauchen.

Bis die Chefetagen der Autobauer (oder IT-Giganten) auf all diese Unwägbarkeiten eine überzeugende Antwort geliefert haben, hilft ihnen vorerst wohl nur eines: Die heute in einen solchen Anbieter investierte Million ist unter Umständen der Milliardengewinn von morgen. Aber eben nur unter Umständen.

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