Mit Oliver Schmidt war in den USA kurz zuvor ein VW-Manager festgenommen worden. Er sprach in der sich anbahnenden Abgasaffäre mit den US-Behörden und wird beschuldigt, diese in Absprache mit hochrangigen VW-Managern an der Nase herumgeführt zu haben.
Der Festgenommene soll eine Schlüsselrolle dabei gespielt haben, den US-Behörden trotz hartnäckiger Nachfragen falsche Angaben über eine Technik gemacht zu haben, die die Abgasreinigung von Diesel-Fahrzeugen ausschaltet, wenn das Auto im behördlichen Zulassungstest ist. Auf der Straße aber, heißt es in der Strafanzeige eines FBI-Mitarbeiters, bliesen die Autos das bis zu 40-fache schädlicher Stickoxide in die Luft. „Die VW-Mitarbeiter wussten, dass VW keine Diesel-Fahrzeuge in den USA mehr verkauft hätte, wenn sie die Wahrheit über die Existenz der Abschalteinrichtung gesagt hätten“, heißt es in der Anzeige.
Der FBI-Mann belastet auch die Top-Manager von VW schwer: In seiner Anzeige ist die Rede davon, dass Kronzeugen ausgesagt hätten, dass das VW-Management bereits am 27. Juli 2015 über die Abschalteinrichtung informiert gewesen sei. Der jetzt Festgenommene und andere VWler sollen VW-Managern bei dem Treffen in Wolfsburg gesagt haben, dass die US-Behörden nichts von der Manipulation wüssten. „Statt dafür zu plädieren, den US-Behörden die Abschalteinrichtung offenzulegen, hat der Leitungsstab die fortgeführte Verheimlichung autorisiert“, heißt es in der Anzeige. VW will sich „mit Blick auf die andauernden Untersuchungen“ nicht zu „einzelnen Sachverhalten“ äußern, verweist jedoch auf eine Klageerwiderung vor dem Landgericht Braunschweig, die dem US-Justizministerium offengelegt wurde. „Daran hat sich nach jetziger Kenntnis bis heute nichts Wesentliches geändert.“
Doch schon nach seiner kurzen Rede war bei Diess nichts mehr von dem modernen, positiven, emotionalen und zukunftsorientierten VW zu erkennen, was er angekündigt hatte. Kamerateams, die von Diess ein knappes Statement zu der Verhaftung haben wollten, mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Auch Print-Journalisten gingen leer aus.
Dass Müller nicht kam, ließ auf der Messe eine Menge Raum für Spekulation: Wollte sich der VW-Chef einer womöglich drohenden Befragung bei seiner Einreise entziehen? Angeblich ist der Messeauftritt als Auftritt der Marke Volkswagen geplant gewesen. Und da gehört der Konzernchef Müller halt nun mal nicht hin.
Wahr ist aber auch, dass Müller im vergangenen Jahr auf der Messe war. Und in den Vorjahren war auch Müllers Vorgänger dort. Vielleicht also wollten ihn seine Berater aus der Schusslinie nehmen, auch, weil er bisweilen immer wieder rüpelhaft auftritt, er Journalisten anblafft und in Interviews gar Kunden beschimpft?
So oder so: Bei VW schweigt man lieber, taucht ab. Dabei sieht die Flucht nach vorne eigentlich anders aus.
Und in Zeiten wie diesen ist es für VW ja schon selbst eine gute Nachricht, dass der Konzern am Dienstag endlich verkünden konnte, in einem Vergleich mit dem US-Justizministerium wegen des Dieselskandals 4,3 Milliarden Dollar zahlen zu müssen. Einen entsprechenden Vergleich sowie ein Schuldeingeständnis bestätigte das US-Justizministerium am Abend.