Automobilindustrie Wie Hersteller mit Minis endlich Geld verdienen wollen

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Große Verluste beim Smart

So sieht der neue Mini aus
Der neue MiniDas Außendesign des neuen Modells wurde weiterentwickelt, trotzdem ist der typische Mini-Look geblieben: Die Proportionierung, die Karosseriestruktur, der Hexagon-Kühlergrill, die Scheinwerfer und Heckleuchten mit breiter Chromeinfassung sind an die Vorgängermodelle angepasst. Quelle: BMW
LichtDie Scheinwerfer des Minis wurden neu gestaltet. Es gibt serienmäßiges Tagfahrlicht, optional LED-Scheinwerfer und zusätzlich LED-Nebelscheinwerfer. Auch die Rückleuchten sind auf Wunsch in LED-Technik erhältlich. Für den Innenraum gibt es auf Bestellung ein LED-Lichtpaket und orangefarbene Wohlfühl-Beleuchtung.   Quelle: BMW
GrößeDer neue Mini garantiert einen Urlaub mit mehr Gepäck. Das Volumen des Kofferraums wurde um 51 Liter auf 211 Liter erweitert. Die Sitze lassen sich weiter nach vorne und hinten verschieben als bisher. Das sorgt für mehr Fußfreiheit und bequemeres Ein- und Aussteigen. Insgesamt ist das neue Modell 98 Millimeter länger, 44 Millimeter breiter und 7 Millimeter höher. Auch der Radstand ist länger und die Spurweite größer. Quelle: BMW
Lenkung und MotorIm neuen Modell gibt es ein serienmäßiges Sechsgang-Schaltgetriebe und ein neu entwickeltes Sechsgang-Automatik- beziehungsweise Sport-Automatikgetriebe. Zusätzlich gibt es drei vollkommen neu entwickelte Antriebseinheiten mit Mini TwinPower Turbo Technologie zur Auswahl. Es gibt einen Mini Cooper mit einem 100 kW/136 PS starkem Dreizylinder, einen Mini Cooper S mit einem 141 kW/192 PS starkem Vierzylinder-Ottomotor sowie einen Mini Cooper D mit einem Dreizylinder- Dieselmotor (85 kW/116 PS).  Quelle: BMW
VerbrauchDer neue Mini bietet eine verbesserte Fahrleistung bei einem reduzierten Verbrauch. Der Durchschnittsverbrauch ist um 27 Prozent geringer. Die niedrigsten Verbrauchs- und CO2-Werte hat der Mini Cooper D mit 3,5 – 3,6 Liter/100 km und 92 – 95 g/km. Auch beim Mini Cooper mit Automatikgetriebe gibt es einen Effizienzfortschritt: Er schafft die 0 auf 100 km/h nun 2,6 Sekunden schneller als vorher.   Quelle: BMW
Anzeige- und BedienkonzeptBeim neuen Modell werden sowohl die Geschwindigkeit, als auch die Drehzahlanzeige auf der Lenksäule angezeigt. Es gibt einen Farbdisplay für Fahrzeugstatusangaben und die Kraftstoffvorratsanzeige. Über den Mini Controller auf der Mittelkonsole kann die Navigation, das Entertainment, das Telefon- und die Fahrzeugfunktionen gesteuert werden. Die Tasten zum Öffnen der Fenster befinden sich in der Tür und das Lichtbedienfeld in der Instrumententafel. Quelle: BMW
FahrerassistenzsystemeIm neuen Mini gibt es ein deutlich erweitertes Angebot. Es gibt einen Mini Head-Up-Display und einen Driving Assistant. Der regelt durch eine Kamera aktiv die Geschwindigkeit. Zusätzlich gibt es eine Auffahr- und Personenwarnung mit Anbremsfunktion, einen Fernlichtassistenten und eine Verkehrszeichenerkennung. Auch ein Parkassistent und eine Rückfahrkamera sind beim neuen Modell vorhanden. Quelle: BMW

Daimler in Stuttgart hat dies mit dem Smart in den zurückliegenden 15 Jahren besonders schmerzhaft zu spüren bekommen. Von der ersten Modellreihe des Zweisitzers wurden zwar rund 1,4 Millionen Exemplare verkauft, aber das Produktionsziel von durchschnittlich 200 000 Autos jährlich wurde nur zu 54 Prozent erreicht. Statt wie geplant für durchschnittlich 12 000 Euro ließ sich der Winzling im Schnitt nur für etwa 9000 Euro verkaufen. So bescherte der Smart dem Daimler-Mutterkonzern im Laufe der Jahre Verluste von rund 3,35 Milliarden Euro, errechneten die Experten des US-Analyseinstituts von Bernstein Research. Aus diesem Grund kürten sie den Zweisitzer im vergangenen Jahr zum größten Flop der europäischen Autoindustrie in jüngerer Zeit.

Eine Nummer kleiner. Verkäufe von Pkws nach Fahrzeuggrößen

Das soll sich nun dank der Kooperation mit Renault ändern. Der neue Smart werde „vom ersten Auto an profitabel sein“, verspricht Markenchefin Winkler: „Wir haben einen starken Business Case, der uns ordentliche Gewinne einbringen wird.“

Der Business Case, also das Geschäftsmodell, sieht so aus: Der neue Smart und der neue Renault Twingo wurden nicht nur gemeinsam entwickelt, sie werden auch gemeinsam gebaut: Die viertürige Version des Smart läuft zusammen mit dem Twingo in einem Renault-Werk im slowenischen Novo Mesto, 60 Kilometer südöstlich von der Landeshauptstadt Ljubljana, vom Band. Obendrein teilen sich alle Modelle eine Vielzahl von Teilen. Die kleinen Drei-Zylinder-Heckmotoren etwa liefert Renault, die Sitze und Assistenzsysteme steuert Daimler bei, das Doppelkupplungsgetriebe ein gemeinsamer Zulieferer.

Etwa 60 bis 70 Prozent aller Teile beim Smart und beim Twingo seien identisch, sagt Ali Kassei, der bei Renault die Kleinwagenprojekte verantwortet. Smart-Chefin Winkler spricht lieber davon, dass etwa 90 Prozent der Teile, die der Fahrer sieht und anfasst, „markenspezifisch sind“. Aber auch sie weiß, dass die Hersteller Kleinautos „heute nicht mehr alleine entwickeln“ könnten. Denn erst zusammen kämen Daimler und Renault auf eine Jahresproduktion von über 200 000 Winzlingen.

Kleine Autos – kleine Gewinne: Renault etwa versuchte, dem Fluch der Zwerge bisher zu entrinnen, indem der Konzern die Produktion in Billiglohnländer verlegte und dort alte Technik recycelte. Der Erfolg der Renault-Billigmarke Dacia basiert auf dieser Strategie. Nissan wird diesem Weg mit der neuen Billigmarke Datsun folgen.

Alleingänge kann sich nur VW leisten

Die komplette Neuentwicklung eines Kleinwagens jedoch braucht mehr: eine ausgefeilte Plattformstrategie und mindestens 200 000 produzierte Fahrzeuge pro Jahr. Alleingänge kann sich da nur der VW-Konzern leisten, der den Aufwand auf eine Vielzahl von Modellen verteilen kann, seine sogenannte „New Small Family“ (NSF).

Anderen bleibt nur die Allianz mit einem anderen Hersteller. So werden Toyota und der französische Autokonzern PSA (Peugeot und Citroën) ihr bereits 2002 gegründetes Joint Venture TPCA fortführen und weiterhin im tschechischen Kolin die Kleinwagen Toyota Aygo, Citroën C1 und Peugeot 108 produzieren. Technische Basis bleibt die Bodengruppe der ersten Modellgeneration.

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