Autonomer Nissan-Prototyp „Ui, jetzt hab ich Angst“

Nissan Quelle: Nissan

Ein selbstfahrendes, autonomes Elektroauto, mitten im Londoner Berufsverkehr, ohne dass ein Mensch noch lenkt, Gas gibt oder bremst? Das geht bereits. Zumindest mit einem mit viel Technik aufgemotzten Prototypen.

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Ein wenig nervös wirkt Tetsuya Iijima schon, zu Beginn der großen Testfahrt. Alles hat er jetzt doppelt und dreifach gecheckt: Der Akku ist voll geladen, der Rückspiegel passt, der Sitzabstand auch, die Gurte sitzen und die Kameras sind an. Endlich rollt der vollelektrische Nissan Leaf lautlos vom Parkplatz des Hotels in den Londoner Docklands, das sich die Nissan-Leute zur Präsentation des selbstfahrenden Elektroautos ausgesucht haben.

Viel Nissan-Prominenz haben sie dazu eingeflogen: Ali Mortazavi, der Leiter des Programms „Autonomes Fahren“ von Renault und Nissan, ist aus dem Silicon Valley angereist; Hayato Akizuki, Leiter des technischen Planungsbüros, und Iijima selbst, Manager des Autonomous Drive Centers der Japaner, kommen aus Tokio.

Hier werde heute ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum voll autonomen, führerlosen Auto gesetzt, meint Iijima. Erstmals testen die Japaner ein selbstfahrendes Fahrzeug unter realen Alltagsbedingungen. Ausgerechnet den dichten Londoner Stadtverkehr an einem ganz normalen Werktag-Morgen haben sie sich dafür ausgesucht: Knapp elf Kilometer über mehrspurige Stadtautobahnen, über etliche Kreuzungen, mit und ohne Ampeln, durch Kreisverkehre und durch ein Wohngebiet mit Zebrastreifen.

Ein Nissan mit Nasa-Technik
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Sensoren, Software und Chips werden den Nissan leiten, nicht die Augen und Ohren des Fahrers. Überhaupt ohne, dass ein Mensch lenkt, gasgibt , oder bremsen muss. Klappt das?

Iijima, einer der Chefentwickler des Programmes Autonomes Fahren bei Nissan, sitzt zwar am Steuer. Eingreifen soll er aber nur im Notfall. Das habe die Londoner Stadtverwaltung zur Bedingung gemacht.

Muss er aber heute nicht: Die ganzen 50 Minuten, die die Fahrt durch London an diesem kühlen Märzmorgen dauert, spricht der Chefingenieur mit beiden Händen gestikulierend über Details wie Radar, Lidar, Laser und Software. Statt auf die Straße vor sich schaut er mich dabei direkt an. Japaner sind höfliche Menschen. Das Lenkrad rührt er kein einziges Mal an. Schließlich geht es hier um die Demonstration der Selbstfahrkünste des Autos, und gleich drei GoPro-Kameras filmen Iijima und seine Nichtfahr-Performance dabei.

In diesen Situationen möchten die Deutschen autonom fahren

Das Auto fährt sicher, spurgetreu und ohne Schlenker durch London. Wie von Geisterhand bewegt sich das Lenkrad in den Kurven, Beim Anfahren und Abbremsen geht der Nissan sehr viel sanfter vor als 90 Prozent der menschlichen Fahrer. „Das selbstfahrende Auto wird langfristig auch kein Verbrenner sein“, ist Iijima sich sicher, „das sanfte und effiziente Stop-und-Go in der City kann ein E-Auto nämlich viel besser“.

Technisch haben die Japaner dazu so ziemlich alles aufgefahren, was es derzeit auf dem Hardwaremarkt gibt; die Software, die die Daten auswertet und das Auto schließlich lenkt, ist eine Eigenentwicklung, sagt Chefingenieur Mortazavi.

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